Interview: Darum möchte Matthias Kalkreuter (SPD) Lages Bürgermeister bleiben

Lage. 2019 wurde er mit 32 Jahren einer der jüngsten Bürgermeister in Deutschland . Auch für die kommenden fünf Jahre möchte Matthias Kalkreuter Stadtoberhaupt bleiben und stellt sich im September erneut zur Wahl. Die LZ trifft ihn an seinem Lieblingsort in Lage, im Bürgerpark an der Eichenallee. &bdquo;Hier verbindet sich für mich Vergangenheit und Gegenwart“, erklärt Kalkreuter. Seit 30 Jahren ist der Mitglie der TG Lage, schwimmt aktiv und hat an der Eichenallee schon etliche Fußballspiele absolviert. Mit dem Bau des Bürgerparks verbindet sich seine Leidenschaft für den Sport mit seiner politischen Arbeit. Im Interview spricht Matthias Kalkreuter über Erreichtes, weitere Ziele und die schwierige Haushaltslage der Stadt.

Herr Kalkreuter, warum möchten Sie auch für die nächsten fünf Jahre Bürgermeister werden?

Matthias Kalkreuter: Mein Weg bei der Stadt Lage ist noch nicht zu Ende. In den ersten sechs Jahren konnte ich viele Projekte anschieben und die möchte ich natürlich auch fortführen. Insbesondere die Neugestaltung der Innenstadt, aber auch die medizinische Versorgung mit dem Ärztehausprojek t und dem interkommunalen medizinische Versorgungszentrum. Da möchte ich in den nächsten fünf Jahren dran arbeiten, dass wir 2030 genau das haben. Also dass wir zum Beispiel einen modernisierten Marktplatz haben und eine höhere Versorgungsquote bei den Ärzten.

Sind Sie damals schon mit der Intention angetreten, auch eine zweite Amtszeit anzustreben?

Matthias Kalkreuter: Es war für mich immer relativ klar, dass ich mindestens für zwei Amtszeiten antrete. Und auch, dass ich, wenn ich 2019 nicht Bürgermeister werde, wieder antrete.

Wenn Sie einen Blick auf die vergangenen sechs Jahre werfen, was ist Ihr Resümee?

Matthias Kalkreuter: Die Aufstellung des ersten ISEK (Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept) war gut. Also dass wir nach mehr als 40 Jahren wieder Städtebaufördermittel in die Stadt holen. Ohne die geht es nicht. Wir sind gut durch die Krisen gekommen, die 2019 niemand vorhersehen konnte. Sei es Corona, sei es der Ukrainekrieg, in dessen Folge über 700 Menschen nach Lage gekommen sind. Oder auch das Thema Energiemangellage. Das haben wir mit allen Akteuren, Verwaltung und Politik gut hinbekommen.

Gibt es konkrete Projekte, die man in dem Zusammenhang nennen könnte?

Matthias Kalkreuter: Bei vielen Projekten haben wir die Grundlagen gelegt. Deswegen möchte ich Bürgermeister bleiben, um die zu Ende zu führen. Im schulischen Bereich sind zum Beispiel viele Maßnahmen entstanden, unter anderem die Mensaanbauten in Ehrentrup und Kachtenhausen . Wir haben fast zehn Millionen Euro in die Schulen und Kitas investiert und da müssen wir jetzt weitermachen.

Es gab zwischen Verwaltung und Politik durchaus auch Reibungspunkte. Wie haben Sie diese Zusammenarbeit empfunden?

Matthias Kalkreuter: Die gab es in der Tat. Aber ich glaube, es ist immer wichtig, sich vor Augen zu führen, dass wir das nicht machen, um den politischen Gegner zu ärgern, sondern um etwas Gutes für die Stadt zu erreichen. Ich habe das an der ein oder anderen Stelle deutlich gemacht, dass es hier nicht um Personen geht, sondern die Aufgabe, die deutlich größer ist.

Gibt es Dinge, die Sie sich 2019 vorgenommen haben, von denen Sie sagen, die sind bisher nicht so gut gelungen?

Matthias Kalkreuter: Ich bin 2019 angetreten für eine attraktive Innenstadt, lebenswerte Ortsteile und gute Bildungsangebote. Wir haben ein gutes Stück des Weges geschafft, sind aber lange noch nicht fertig. Insofern muss es da weitergehen. Die nächsten fünf Jahre muss es gelingen, trotz schwieriger Rahmenbedingungen Projekte umzusetzen, um dann zum Beispiel den OGS-Rechtsanspruch für alle Kinder und Eltern, die einen Betreuungsplatz möchten, umzusetzen.

Was haben Sie sich daneben für die kommenden fünf Jahre vorgenommen?

Matthias Kalkreuter: Ein neues Thema ist das Wohnen. Insbesondere dadurch, dass in der Papageiensiedlung 150 Wohnungen geräumt wurden . Es besteht ein nicht kleiner Bedarf an bezahlbarem Wohnraum und deswegen sind wir mit anderen Kommunen auf dem Weg, eine Entwicklungsgesellschaft zu gründen. Das ist ein Thema, bei dem ich mich die nächsten Jahre persönlich einbringen möchte. Wir merken, dass es viele Menschen gibt, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Und da braucht es Angebote, die man ihnen machen kann. Ziel sollte es nicht sein, diese Menschen in städtischen Unterkünften unterzubringen.

Wo sehen Sie Stärken der Stadt?

Matthias Kalkreuter: Eine Stärke sind auf jeden Fall die Dorfgemeinschaften. Auf den Dörfern passiert viel. Die meisten Ortsteile haben eine Einwohnerzahl zwischen 2000 und 3000 Einwohnern, so dass man dort viel machen kann. Das müssen wir als Stadt unterstützen. In den letzten sechs Jahren haben wir eine Viertelmillion Euro für das Ehrenamt aufgewendet und das finde ich wichtig, weil unsere Dörfer lebendig bleiben sollen. Deswegen sind auch die Standorte der Kitas und Grundschulen für mich nicht verhandelbar. Lage ist zudem eine Stadt der kurzen Wege, man kann eigentlich alles relativ einfach und bequem in der Innenstadt erreichen. Die Parkmöglichkeiten sind gut, Parkgebühren gibt es nicht.

Was ist denn vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzsituation überhaupt noch machbar?

Matthias Kalkreuter: Man wird Prioritäten setzen müssen. Andererseits sehe ich nicht ein, diese Stadt kaputt zu sparen, denn gerade die freiwilligen Leistungen machen die Identität einer Stadt aus. Wir brauchen weiterhin eine Musikschule, eine Stadtbücherei, um Menschen Kultur anzubieten, aber genauso brauchen wir auch Freibäder.

Was können die Lagenserinnen und Lagenser von Ihnen für die kommenden fünf Jahre erwarten, sollten Sie wiedergewählt werden?

Matthias Kalkreuter: Dass ich Wort halte. Ich verspreche nur das, was ich halten kann. Natürlich sind die finanziellen Rahmenbedingungen schwieriger geworden, als es noch vor sechs Jahren war. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch in den kommenden fünf Jahren Dinge umsetzen können.

Was wünschen Sie sich selbst?

Matthias Kalkreuter: Dass alle politischen Akteure gemeinsam am Projekt Lage arbeiten und dass das Wohlergehen dieser Stadt über politischen Spielchen steht.

Persönlich:

Matthias Kalkreuter ist 38 Jahre alt, Diplom-Verwaltungswirt und hat bis zu seiner Wahl 2019 in der Stadtverwaltung Bielefeld gearbeitet. In der Stichwahl gegen Dr. Stefan Everding (CDU) setzte er sich vor sechs Jahren mit knapp 62 Prozent der Stimmen durch. Seit 2008 war er Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Heiden und seit 2014 Mitglied des Stadtrates. Außerdem ist er Mitglied des Aufsichtsrates der Lagenser Stadtwerke. Kalkreuter ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und lebt mit seiner Familie in Heiden.

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