Bürgermeisterkandidat Stefan Zibart (Aufbruch C) möchte die Lagenser öfter mitreden lassen

Lage. In Lage ist er aufgewachsen, für seine Heimatstadt möchte Stefan Zibart einiges bewegen. Wenn es im September reicht, dann gerne als Bürgermeister. Im Interview erklärt der 32-Jährige, wie er durch Aufbruch C zur Kommunalpolitik gekommen ist, was er bereits angestoßen hat, warum es ihm wichtig ist, Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen, und wo er auf jeden Fall gerne mehr machen möchte.

Sie sind vielfach engagiert, haben vier Kinder, gemeinsam mit ihrer Frau also eine große Familienaufgabe - wie sind Sie zur Kommunalpolitik gekommen?

Stefan Zibart : Als darüber diskutiert wurde, die Grundschule in Billinghausen zu schließen, habe ich mich engagiert. Ich war dagegen und fand es nicht richtig. In der Partei Aufbruch C habe ich dann mitgearbeitet und gelernt, wie Kommunalpolitik funktioniert. Das macht mir Spaß, denn man kann Dinge bewegen. Lage und die Lagenser liegen mir am Herzen, darum möchte ich mehr gestalten und die Bürgerinnen und Bürger dabei mehr mitnehmen.

Die Grundschule ist schon lange Geschichte. Gibt es andere Themen, die Sie nach vorne gebracht haben oder kritisch sehen?

Im Bereich der Jugendhilfe habe ich mich zum Beispiel dafür eingesetzt, dass der Treff &bdquo;Checkpoint“ auch von anderen Organisationen genutzt werden kann. Wir sollten generell mehr auf Synergien achten. Oder nehmen Sie den Bürgerpark: Jetzt soll hier ein Wohnmobilhafen entstehen. Ich in dagegen, denn ich finde, der passt nicht hierher. Es wird Konflikte geben.

Was würden Sie vorschlagen?

Ich wäre dafür, die Erholungsfläche zu vergrößern. Mehr Spielfläche schaffen, zum Beispiel für Volleyball. Oder man könnte durchaus die Bürger fragen, was sie sich an diesem Ort wünschen. Wir sollten generell mehr auf Spielplätze achten, also schauen, wie ihr Zustand ist, was gebraucht wird und was nicht.

Wünsche kollidieren schon mal mit der Politik. Das haben Sie ja jüngst erfahren, als Sie sich für den Bau der August-Hermann-Francke-Gesamtschule am Stadenhauser Berg ausgesprochen haben ...

Ja, ich hätte mir gewünscht, dass sich die Parteien vor der Kommunalwahl äußern, wie sie zu den Plänen stehen und wie sie sich nach der Wahl positionieren.

Können Sie verstehen, dass es die Befürchtung gibt, dass die Schülerzahlen an den städtischen Schulen dann weiter abnehmen?

Wer sein Kind auf die AHF-Schule schickt, wählt sie bewusst schon jetzt. Wir hätten aber mit einem Bau in Lage die Chance, Kinder und Jugendliche hierher zu holen und Abwanderung zu stoppen. Die Schüler kämen aus Oerlinghausen, Leopoldshöhe, Lemgo, Bad Salzuflen und aus Lage - der Bedarf ist da. Und wenn Lage es nicht macht, dann vielleicht eine der anderen Kommunen. Für Lage wäre das eine vertane Chance.

Geht es Ihnen auch ums Prinzip?

Ich halte das für ein sehr gutes Projekt. Und wenn Bedarf da ist und der freie Träger die Voraussetzungen erfüllt, dann muss man ein solches Projekt auch zulassen. Dass es jetzt Gespräche mit dem Christlichen Schulverein gibt, ist gut. Aber ich hätte mir da mehr klare Worte von den anderen Parteien gewünscht, wie sie generell dazu stehen. Denn das wäre auch nur fair gegenüber dem Antragsteller: Wenn es aussichtslos ist, in Lage zu investieren, dann kann er über Alternativen in anderen Kommunen nachdenken.

Gibt es denn auch an den städtischen Schulen Baustellen, die Sie angehen würden?

Wir müssen den alten Teil im Schulzentrum am Werreanger dringend sanieren. Da wird einiges gemacht, aber das dauert alles sehr lange - und es ist nicht ausreichend. Wenn wir über Schülerabwanderungen klagen, dann müssen wir auch das sehen. Und die Grundschule Ehrentrup, in die viel investiert wurde, ist noch nicht barrierefrei. Das sind nur zwei Beispiele. Es ist mir generell wichtig, in diesem Bereich zu investieren.

Allerdings wird der Spielraum immer enger. Die Stadt hat ein veritables Minus und ist auf dem Weg in die Haushaltssicherung.

Wir müssen entscheiden, was wir uns leisten wollen, und Prioritäten setzen. Auch bei den Förderprogrammen muss man ansetzen und nicht alles machen, denn es geht auch immer um einen Eigenanteil. Zum Beispiel beim Programm Fassaden- und Dächerbegrünung. Es sind zwar nur 10.000 Euro, aber es kommt eins zum anderen. Nicht falsch verstehen, ich halte so etwas für sinnvoll, aber derzeit geht das eben nicht.

Würden Sie das auch mit Blick auf die Sanierungen in der Kernstadt sagen? Das historische Rathaus, der Marktplatz - all das funktioniert auch nur mit Millionen aus Förderprogrammen...

Die Stadt muss sich weiterentwickeln, darum sind diese Investitionen sinnvoll. Ich halte es für angebracht, den Haushalt sehr viel transparenter zu machen. Es muss für die Bürger nachvollziehbarer werden, was wofür ausgegeben wird. Was können wir uns leisten und was nicht? Da sollten die Lagenser mitentscheiden.

Apropos weiterentwickeln - gerade in der Innenstadt gibt es einige Leerstände. Was schlagen Sie vor?

Co-Working-Spaces, also Orte, wo sich auch kleinere Unternehmen ansiedeln können, laufen zum Beispiel in Ehlenbruch sehr gut. Wir brauchen schnellere Verfahren, um Wohnraum zu schaffen. Ich würde prüfen, ob wir als Stadt eine eigene Wohnungsbaugesellschaft gründen sollten, um den sozialen Wohnungsbau anzukurbeln. Wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum.

Persönlich Stefan Zibart lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Müssen. Der 32-Jährige hat einen Bachelor-Abschluss in Aboristik (Baumkunde) und ist Fachverantwortlicher für Baumschutz und Entwicklung in Bielefeld. Dort ist er für den Baumbestand auf den städtischen Friedhöfen verantwortlich. Er ist Prüfer der Landwirtschaftskammer NRW und hat außerdem nebenberuflich eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann absolviert. Von sich selbst sagt er, dass er gerne Menschen hilft. Er bildet sich deshalb im Bereich der Gesprächsführung und Psychologie fort. Besonders wichtig ist ihm die Familienzeit, und da alle musikalisch seien, passe es sehr gut, dass er gerne singe. Außerdem ist Stefan Zibart oft in seiner Heimatstadt mit dem Rad unterwegs.

Das Interview führte LMH-Mitarbeiterin Astrid Sewing.

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