Roger Ritter (FDP) will als Bürgermeisterkandidat für Augustdorf weniger Bürokratie

Augustdorf. Roger Ritter kennt sich aus in der Kommunalpolitik; er ist seit 16 Jahren FDP-Ratsmitglied und seit elf Jahren Fraktionsvorsitzender. Mit Politik hat er auch den Rest seiner Familie interessiert. Seine Töchter Sarah und Lisa sind ebenfalls Mitglied der Freien Demokraten. Letztere hatte bei der Kommunalwahl 2020 für das Bürgermeisteramt kandidiert. Roger Ritter stellt sich beim Interview den Fragen der LZ an seinem Lieblingsplatz in Augustdorf - im eigenen Garten.

Nach der Homepage der FDP Augustdorf ist vor allem die Familie Ritter politisch aktiv. Schmoren Sie da nicht im eigenen Saft?

Roger Ritter: Eigentlich ist es ja eine angenehme Sache, da wir die gleichen Interessen haben. Das heißt aber nicht, dass wir nicht über das Ein oder Andere diskutieren. Das ist im Haus Ritter seit Jahrzehnten gang und gäbe.

Was hat Sie für Ihre Bewerbung für den Bürgermeisterposten motiviert?

Ich bin hier vor 63 Jahren geboren und aufgewachsen. Ich bin ein paar Jahre bei der Marine gewesen, wobei ich dann auch gerne zurück wollte. Ich habe hier geheiratet und Kinder großgezogen, bin sehr verzahnt in der Gemeinde. Da ich schon lange in Rat und Fraktion tätig bin, ist es auch eine logische Konsequenz, sich als Bürgermeisterkandidat aufzustellen. Andere sind auch auf mich mit der Frage zugekommen, ob ich mich nicht aufstellen lassen will.

Sparen ist auch für Augustdorf ein Gebot der Stunde. Was ist Ihnen derzeit ein Dorn im Auge?

Die FDP-Fraktion hat den letzten Beschluss zum vollständigen Umbau des Roten Platzes nicht mitgetragen. Wir haben diesen mit der Begründung abgelehnt, dass wir aktuell in Augustdorf dringendere und wichtigere Projekte sehen – etwa im Bereich der Schulinfrastruktur und der Jugendarbeit. Ich kann als Techniker nicht verstehen, warum wir immer wieder Ausbesserungsarbeiten mit Asphalt und nicht mit Pflastersteinen gemacht haben. So macht man das nicht.

Welche denn?

Das Jugendheim liegt uns sehr am Herzen, wir führen dort auch jedes Jahr eine Fraktionssitzung durch, um mit Jugendlichen in Kontakt zu kommen. Das Jugendheim steckt im Investitionsstau. Die Toiletten sind nicht okay. Bis auf die Küche ist alles renovierungsbedürftig. Es ist schon ein wichtiger Standort für Jugendliche. Wenn Investitionen, dann würde ich sie dort machen. Und ich würde mir die Straßen angucken. Wir brauchen ein aktualisiertes Straßenausbauprogramm, damit wir in einer Reihenfolge Straßen ausbauen und so die Anwohner rechtzeitig darüber informiert sind. Da geht es schließlich um Kosten.

Wie sieht es mit Investitionen in die Schule aus?

Wir müssen die Grundschulen ertüchtigen, das ist ganz klar. Um hier auch mittelfristig Schülern und Lehrern die Möglichkeit zu geben, vernünftig zu unterrichten.

Jetzt wird aber erst mal viel Geld für eine Übergangslösung ausgegeben?

Weil wir einfach zu spät waren. Man hätte in den Schulen schon vor Jahren mit Weitblick Investitionen machen sollen. Das habe ich schon vor vier Jahren in einer Haushaltsrede gesagt. Die Container für die Grundschule Auf der Insel müssen wir machen, weil es jetzt quasi 5 vor 12 ist und die Schule dringend Bedarf hat.

Weniger Bürokratie will jeder, aber wo würden Sie ansetzen?

Man muss als Gemeinde gucken, wo man ansetzen kann. Zum Beispiel bei den Bebauungsplänen. Die Verwaltung hat Vorschläge gemacht, entsprechend wurden einige Bebauungspläne geändert. Aber so wurden eigentlich mehr bürokratische Hürden aufgebaut statt verringert. Zwei Beispiele: Carports dürfen nicht mehr auf der Grenze stehen und Flachdächer müssen begrünt werden. Bürger sollten außerdem bei der Gemeinde mehr digital erledigen können.

Was möchten Sie anders machen als Ihre Vorgänger?

Ein Bürgerhaushalt läge mir am Herzen. Ich will mit Bürgern da in Kontakt kommen und eine durchsichtige Gemeinde machen. Ich glaube, dass wir in manchen Sachen weit weg von den Bürgern sind. Ich finde, diese müssen wir in vielen Dingen mehr abholen. Ich möchte mit Bürgern mehr in den Dialog kommen.

Wie wollen Sie den Wirtschaftsstandort stärken?

Indem ich den kleinen Einzelhandel an der Pivitsheider Straße stärke und dort Parkplätze zeitlich begrenze. Die kleinen Geschäfte leben davon, dass Leute da einkaufen und weiterfahren können. Ohne Parkplätze fahren Kunden gleich weiter; Einzelhändler leben davon.

Welche größten Herausforderungen sehen Sie für die Gemeinde?

Wir müssen auf jeden Fall bis zum 30. Juni 2028 unsere Wärmeplanung machen. Das finde ich schon wichtig. Der Gesetzgeber gibt vor, dass Gemeinden unterhalb von 100.000 Einwohnern eine Wärmeplanung machen, um das Energiegesetz zu erfüllen. Dabei wird dargestellt, welche Wärmeversorgungsart für unser Gemeindegebiet besonders geeignet ist. Die Ausweisung erfolgt auf Basis einer Bestandsanalyse. Die Wärmeplanung bedeutet auch, dass der Anteil Erneuerbarer Energien ab 2030 bei 30 Prozent liegen muss. Wir müssen den Leuten sagen, wie wir uns die weitere Wärmeplanung vorstellen.

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Persönlich Roger Ritter ist gerade 63 Jahre alt geworden und hat fast immer in Augustdorf gelebt. Er hat zuerst eine technische und kaufmännische Ausbildung absolviert und ist Betriebswirt. Der Augustdorfer hat in der Marine gedient und arbeitet als Gebietsverkaufsleiter für eine Firma, die Heizungsanlagen vertreibt. Er engagiert sich bei der TuSG Augustdorf im Vorstand. Ritter ist verheiratet und hat zwei Töchter.

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