Lage. Im 16. Jahrhundert kamen sie nach Europa. Dort wurden sie zunächst als exotische Zierpflanze geschätzt, bevor man ihren Wert als Nahrungsmittel erkannte und der Anbau auch in Deutschland durch Friedrich den Großen im 18. Jahrhundert gefördert wurde: Kartoffeln. Traditionell hatte das Ziegeleimuseum in Lage am letzten Sonntag im September zum Kartoffelfest eingeladen. Das Wetter spielte mit und als die Tore um 18 Uhr geschlossen wurden, zählte das Museumsteam rund 2500 Besucher. Als Magnet stellte sich erneut das große Lagerfeuer für die Stockbrote heraus. Die Handwerker im Museum hatten fast 1000 alte Steine zu einer ovalen, fast 30 Meter langen Feuerstelle ausgebaut; permanent musste Holz nachgelegt werden, damit die Besucher ihre Stöcker ins Feuer halten konnten. Kinder und Erwachsene verbrachten Minuten auf einer Bank, um sich in aller Ruhe anzusehen, wie sich ihr Teig zu einem Stück Brot entwickelte, das natürlich sofort gegessen wurde. Direkt daneben wurde ab der Mittagszeit die Schlange am Stand für die Folienkartoffeln mit Quark immer länger. Brot und Kartoffeln gab es nämlich kostenlos, sicher ein weiterer Faktor für den „Run“. Andrea Henkel, Mit-Organisatorin und Museumspädagogin, freute sich allerdings vor allem, dass die vielen Angebote für Kinder bei regenfreien 20 Grad super funktionierten. „Egal, ob es der Kartoffeldruck war, das Dosenwerfen oder unsere Maukegrube, wo mehr als 100 Kinder ihren eigenen Ziegelstein hergestellt haben. Wir stellen ja beim Kartoffelfest das Programm so zusammen, dass alles analog ist, also der Tag auch ohne Smartphone funktioniert.“ Freier Eintritt und kostenlose Führung Schaut man sich die Rahmenbedingungen am Ziegeleimuseum an, passt allerdings auch ein Rädchen ins andere. Parkplätze gibt es ausreichend, was auch nicht bei allen großen Veranstaltungen in Lippe der Fall ist, und zusätzliche Attraktionen sorgen für Abwechslung in den acht Stunden. Bei freiem Eintritt fuhr beispielsweise auch die Feldbahn noch eine Runde nach der anderen, alle Wagen waren quasi rund um die Uhr besetzt, wenn es mit wenigen PS auf den historischen Schienen losging. Und selbst für die historisch-technische Führung musste kein Besucher einen zusätzlichen Euro rausrücken. Traditionell markiert das Kartoffelfest im September parallel das Ende der Zieglersaison. Und manchmal gibt es eben auch Angebote, die zwar „etwas aus dem Ruder laufen“, aber einen speziellen Reiz ausüben. So auch im Ziegeleimuseum. Das Organisationsteam hatte eine Handvoll Strohballen in der Nähe des Handstrichs als Sitzgelegenheit hingelegt. Bereits nach zwei Stunden hatten die kleineren Kinder die Strohballen für sich entdeckt: Allerdings weniger als Bank, sondern als ultimative Chance für eine Art „Kissenschlacht“. Väter, Mütter und Kinder lieferten sich quasi immer mal wieder ein wildes Wurfspektakel. Am Ende bildete das Stroh einen einzigen Teppich in beige. Analoger gehts wirklich nicht.