Lemgo/Frankfurt. Vor sechseinhalb Jahren wurde in Frankfurt der Grundstein zum Bau der „neuen“ Altstadt gelegt: Nun wurde das umstrittene 200-Millionen-Euro-Projekt offiziell eröffnet. Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) schnitt symbolisch ein Band durch. „Wir geben heute der Stadt Herz und Seele zurück“, sagte Feldmann.
An dem Millionenprojekt waren maßgeblich auch die Lemgoer Altbauspezialisten Kramp & Kramp beteiligt. Die Fachleute bauten am Dom-Römer-Projekt die im März 1944 zerstörten Gebäude, darunter das Renaissance-Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert „Goldene Waage“, Braubachstraße 21 und Rebstockhof wieder auf.
Die Goldene Waage ist ein Haus des niederländischen Händlers Abraham von Hameln aus dem Jahr 1619. Nach dem Bombardement war von der Goldenen Waage nur ein einziger Holzbalken übrig geblieben. Die steinernen Überreste des Hauses, die einen Wiederaufbau nach dem Krieg durchaus erlaubt hätten, wurden 1950 beseitigt.
Die filigranen Fachwerkkonstruktionen, die Holzbalkendecken und die Dachkonstruktion lagen in den Händen der erfahrenen Holzbildhauer, Restauratoren, Tischler, Zimmerer und Techniker aus dem Lippischen. Um der Goldenen Waage wieder ihren alten Glanz zu verleihen, hatten die Experten 7.500 Arbeitsstunden veranschlagt.
Bei Kramp & Kramp ist man stolz auf diesen Auftrag. Im Frankfurter Dom-Römer-Projekt wurden 35 Gebäude neu errichtet. Davon sind 15 Rekonstruktionsgebäude. „Und wir stellen drei dieser historischen Fachwerkhäuser nach alten Postkarten und Fotos wieder her“, sagt Objektleiter Maik Ebert. In Deutschland gibt es neben zahlreichen kleineren Unternehmen nur etwa zehn Betriebe, die ein solches Auftragsvolumen wie die Rekonstruktion beim Frankfurter Dom-Römer-Projekt stemmen können. Im Durchschnitt waren immer sechs Mitarbeiter in dem Projekt gebunden.
Die sogenannte neue Altstadt umfasst zwei Straßenzüge mit Häusern, darunter auch ein ehemaliger Kaufmannssitz „Zum Goldenen Lämmchen“. Auch der historische sogenannte Krönungsweg zwischen Dom und Römer ist Teil des Areals. Auf ihm schritten früher die Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation auf dem Weg zur Krönung.
Am Wochenende gibt es ein Fest, zu dem Hunderttausende aus Nah und Fern erwartet werden. Zwischen Dom und dem Rathaus Römer wurden in den vergangenen sechs Jahren auf einer Fläche von sieben Hektar zahlreiche Gebäude zum Teil originalgetreu wiederaufgebaut. An der Stelle stand vorher das Technische Rathaus. Das Gebäude aus den 70er-Jahren wurde abgerissen.