Baumbeschädigungen in Lüerdissen: BUND spricht von „Sauerei“

Lemgo-Lüerdissen / Luhe . Der BUND ist wütend, aber nicht nur er: 2016 war die Buchenstraße zwischen Luherheide und Entrup in das lippische Alleenprogramm aufgenommen worden. Geld floss, um die Lücken im Baumbestand aufzuforsten. Jetzt, der Schlag ins Kontor: Drei Hainbuchen und vier Obstbäume wurden, nach Analyse des BUND sogar mutwillig, beschädigt. Teilweise sind sie nicht zu retten. Am Dienstag im Umweltausschuss wollen neben dem BUND auch die Grünen den Finger in die frische Schnittwunde legen.

Am oberen Abschnitt der Buchenstraße, in Sichtweite der B 238, lässt sich der Schaden inspizieren: einst massive, nun grob zersplitterte Holzpfähle bieten den noch jungen Bäumen alles andere als Halt. Die Hainbuchen? Stehen einseitig ohne Äste da, wie abgeschält zieht sich unsauber ein Schnitt fast auf gesamter Höhe am Stamm entlang. Diagnose von Hans-Eckhard Buschmeier, Vorsitzender der Lemgoer BUND-Gruppe: &bdquo;Mit solch einem Schaden erholt sich ein Baum nicht mehr."

"Sieht nach maschinellem Einsatz aus" Für den Kalletaler Jürgen Georgi, bei der Umweltgruppe auf Kreisebene aktiv, hat sich an der Buchenstraße eine &bdquo;Sauerei" ereignet. &bdquo;Ich glaube nicht, dass das durch Zufall passiert ist." Und Handarbeit, also ein Dummejungenstreich, scheidet für Jürgen Georgi ebenfalls aus. Dafür seien die Beschädigungen zu umfangreich. &bdquo;Das sieht nach maschinellem Einsatz aus", meint er und sagt: &bdquo;Dann sprechen wir hier über Fahrerflucht."

Den Schaden beziffern Jürgen Georgi und Hans-Eckhard Buschmeier alleine für die drei Hainbuchen auf einen hohen dreistelligen Euro-Betrag: 100 Euro je Baum plus die Pflanz- und Personalkosten. Doch für den BUND gehts hier nicht nur um das Geld.

Die Wiederaufforstung war nämlich mit einigen Widerständen und vielen Diskussionen verbunden, an die sich Ideengeber Buschmeier erinnert. Im Herbst 2016 berichtete die LZ von Bedenken der Landwirte, die fürchteten, mit ihren immer größer werdenden Maschinen nicht mehr komfortabel auf die Felder zu kommen. Daher wurde unter anderem der Vorschlag verworfen, die Lücken mit Obstbäumen aufzufüllen, da diese ausladende Kronen bilden.

Stadt zuversichtlich, den Verursacher dingfest zu machen Schlussendlich die Einigung: Die Buchenstraße wurde als Route ins lippische Alleenprogramm aufgenommen und mit 40 Bäumen aufgestockt. Immerhin ein Zuwachs auf fast das Doppelte. Jörg Westphal von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Lippe und Verantwortlicher für das Alleenprogramm sprach seinerzeit von einer &bdquo;stattlichen Maßnahme".

Nun, im Jahr 2019, habe der Kreis Lippe aber keine Aktien mehr in der Buchenstraße, gibt Steffen Adams von der Pressestelle zu verstehen. Im Klartext: Mit Abschluss der Aufforstung wurden die Bäume Eigentum der Stadt Lemgo, die auch die Buchenstraße unterhält. Der Schaden sei im Kreishaus gleichwohl bekannt – über Ersatzpflanzungen wolle man mit der Stadt Lemgo ins Gespräch kommen.

Karl-Heinz Mense, Sprecher der Stadt Lemgo, stellt klar: &bdquo;Wir sind an der Sache dran." Soll heißen: Im Lemgoer Rathaus ist man zumindest guter Dinge, den Verursacher dingfest zu machen. Zeugen würden bislang nicht gesucht, sagt Mense, der jedoch am Donnerstag nicht weiter ins Detail gehen wollte. Fest stehe: &bdquo;Die Stadt hat dort keine Arbeiten, wie Mähen, erledigt."

Ein Betriebsunfall mit der großen Sichel, die der Bauhof zur Pflege der Straßenränder einsetzt, ist also ausgeschlossen. Auch für den BUND zählt, den Verursacher auf Schadenersatz zu verpflichten – allein der Signalwirkung wegen. In der Anfrage der Grünen für den Umweltausschuss berichtet Vorsitzender Dr. Burkhard Pohl von &bdquo;Bestürzung" in seiner Fraktion. Von fachmäßigem Schnitt könne angesichts der Zerstörung wohl nicht die Rede sein. So soll die Verwaltung Dienstag auflisten, ob es auch anderswo in Lemgo Schäden dieser Art gegeben hat.

Das lippische Alleenprogramm Das Alleenprogramm des Kreises Lippe hat einen historischen Bezug – und zwar zur Bedeutung der Bäume an den Straßenrändern als früherer Obst- und Holzlieferant. Kartiert wurden so bislang etwa 250 Straßenzüge mit einer Gesamtlänge von weit über 100 Kilometern.

Hauptbaumarten an den lippischen Alleen sind Linden, Birken und Hainbuchen – letztere wurden auch in Luhe gepflanzt. Ein Teil der &bdquo;Deutschen Alleenstraße", die über 2900 Kilometer durch die gesamte Republik verläuft, liegt in Lippe.

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