So können Lemgoer dem Waldsterben entgegenwirken

Lemgo. &bdquo;Die Fichten im Stadtwald sind verdurstet" , macht Oberförster Hans-Friedrich Meiercord deutlich. Der halbe Fichtenwald sei der extremen Trockenheit der vergangenen zwei Jahre zum Opfer gefallen. Der Borkenkäfer habe den Bäumen den Rest gegeben. Mehr als 200 Hektar – tot. Doch es gibt einen Lichtblick: die Laubbäume. Diese machen zwei Drittel des Stadtwaldes aus und haben die Dürre überstanden. Ein guter Grund, mehr davon zu pflanzen, findet das Forstamt. Per Säh-Aktion können die Bürger dem Waldsterben entgegenwirken.

Warum die Dürre der vergangenen zwei Jahre besonders die Fichten getroffen hat? &bdquo;Das sind keine Naturwälder, sondern Kunstwälder", weiß Hans-Friedrich Meiercord. Fichten wachsen normalerweise nur in hohen Gebirgen wie dem Harz oder Rothaargebirge. Die Nadelhölzer wurden in Lemgo nach dem Krieg für die Holzversorgung angelegt. &bdquo;Für den heimischen Standort und die veränderten Klimabedingungen sind die Bäume aber nicht geeignet", unterstreicht er. Der Lemgoer Stadtwald ist mit 1130 Hektar der größte in Lippe. 370 Hektar davon sind mit Nadelbäumen – zu 90 Prozent Fichten – besetzt. Diese sterben und sind nach Angaben des Oberförsters nicht zu retten .

Mit Harke, Eimer und Handschuhen Was dem Waldsterben entgegenwirken kann, sind klimabeständige Laubbäume. &bdquo;Wir wollen die Fichtenwälder aus Stabilitätsgründen mit Laubbäumen anreichern", gibt Hans-Friedrich Meiercord als Marschroute aus. Dazu findet am kommenden Freitag, 29. November, ein Umwelttag statt. &bdquo;Mit Harke, Eimer und Handschuhen ausgestattet, ist jeder Bürger willkommen, mit anzupacken", sagt er. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Parkplatz am Wildschweingehege. Mehrere Lkw sollen dort bereitstehen – beladen mit Laub. Denn in dem Laub befinden sich wertvolle Baumsamen. &bdquo;Wir haken Nadeln und Moos weg, um den Waldboden freizulegen", erklärt Hans-Friedrich Meiercord. &bdquo;Darauf verteilen wir dann die Saat."

Daraus sollen in den nächsten Jahren Buchen, Eichen, Hainbuchen und Linden entstehen – alles hitzetolerante, heimatgerechte und natürliche Baumarten. Erste Keimlinge seien nach Angaben des Oberförsters bereits nächstes Jahr im Sommer zu erkennen. Deutlich sehen, dass sich etwas tut, werde man erst in zehn Jahren, wenn die Bäume einige Meter gewachsen sind. Sicherlich könne man die Waldverjüngung beschleunigen, indem angezogene Bäume in den Waldboden eingepflanzt würden. &bdquo;Für eine solch große Fläche können die Baumschulen aber nicht ausreichend Pflanzmaterial zur Verfügung stellen", macht der Forstbetriebschef deutlich.

Um die Basis für einen neuen, besseren Wald zu schaffen, sei die Säh-Aktion derzeit der beste Weg. Etwa alle drei Meter soll im Fichtenwald dann ein Laubhaufen liegen. Die Lebenshilfe hat in Sachen Verjüngung vorgelegt und verteilt seit zwei Wochen Laub an geeigneten Stellen im Stadtwald.

Fichten bleiben Ob die Fichten für die Laubbäume weichen müssen? Ein klares Nein. &bdquo;Die Fichten werden nicht gefällt", unterstreicht Meiercord. Sie bieten Lebensraum für Tiere und Insekten und versorgen den Boden mit Nährstoffen. Das sei das wichtigste: Dass der Stadtwald mit allen Lebewesen und Organismen erhalten bleibt.

So können Lemgoer dem Waldsterben entgegenwirken

Wie der Salzufler Stadtwald fit für den Klimawandel gemacht wird

Satellitendaten zeigen: 900.000 Hektar Wald verloren

Von Lemgo ins tiefste Bayern: Lasse Weicht arbeitet dort, wo andere Urlaub machen

Zwischen hohen Buchen und brachem Boden: Wie Lippes Wald den Klimawandel meistern wird

Dringender Handlungsbedarf: Forstwege im Lemgoer Stadtwald sind in sehr schlechtem Zustand

Lemgoer Schüler nehmen an internationaler Konferenz teil

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €