Der Lemgoer Lindenwall verändert sein Gesicht

Lemgo. &bdquo;Baum fällt" schallt es über den Lindenwall und schon kippt die stattliche Linde zur Seite, kracht mit dumpfem Aufprall auf Schotter und Erde. Gleich neben dem großen Haufen ihrer Artgenossen.

Etwa 23 Linden werden im Bereich der Ententeiche noch bis Donnerstag gefällt. Damit setzt die Stadt ihre Sicherheits-maßnahme fort, die im vergangenen Jahr begann. Alle Linden auf dem Stadtwall vom Regenstorplatz bis zum Langenbrücker Tor werden abgeholzt. Die mehr als 100 Jahre alten Bäume gelten als Sicherheitsrisiko und das nicht etwa weil sie zu alt sind, sondern weil ein fehlerhafter Schnitt seinen Tribut fordert. Vor einigen Jahrzehnten wurden die Bäume zu stark zurückgeschnitten. Als Folge der unsachgemäßen Maßnahmen begannen sie über die Jahre in den Kronen zu faulen.

Bei Wind und Regen, so hatte Hans-Friedrich Meiercord, Leiter des Forstamtes, deutlich gemacht, bestehe jetzt die Gefahr, dass Äste abfallen und Passanten auf dem Wall verletzten. Die Bäume waren seines Erachtens nicht mehr zu retten, was auch der Kreis Lippe bestätigte und das Abholzen der gut 100 Linden erlaubte. In zwei Abschnitten wurde bereits die Säge angesetzt – und wieder aufgeforstet.

Bis auf Höhe der Kohlstraße sind schon junge Linden gepflanzt. Bäume, die bereits zehn Jahre alt sind und damit in den kommenden Jahren kräftig wachsen sollen, wie es Jochen Reineke vom Bauhof hofft. Dieser Tage ist er vor allem als Aufsicht auf dem Wall abgestellt. Denn immer wieder versuchen Passanten trotz der Absperrungen den Wall zu passieren. &bdquo;Das aber ist lebensgefährlich", wie Jochen Reineke betont, der die Bürger freundlich aber nachdrücklich aus dem Fäll-Bereich verweist.

Die Arbeiten im dritten Abschnitt liegen im Plan und einige der ursprünglich schon zum Fällen angemerkten Linden dürfen vorerst noch stehen bleiben. Sie dienen als Windschutz für die letzten Bäume, die sich zum Langenbrücker Tor aufreihen und im kommenden Jahr gefällt werden sollen.

Vierter Abschnitt steht 2020 an Davor setzt das Fäll-Team seit dem Dienstag die Säge an. Links und rechts am Wegesrand liegen die dicken Stämme der alten Linden und schnell ist ausgemacht, warum sie ihr Leben lassen mussten. Jochen Reineke weist auf einen dicken Baum oberhalb des Ententeichs: Dunkel und mit Loch ist der morsche Kern des einst stattlichen Baumes deutlich zu erkennen. &bdquo;Der fault ab."

Mit Hilfe eines Hackers werden die Hölzer geschreddert und letztlich als Holzschnitzel verbrannt. Die Stumpen bleiben noch etwas stehen, bevor sie von einem Fachmann des Bauhofes ausgefräst werden. Bereits im Sommer wurden die Bäume auf Fledermäuse untersucht. &bdquo;Doch meines Wissens nach haben wir in keinem der Abschnitte Tiere gefunden", so Reineke. Möglichst im kommenden Frühjahr sollen dann junge Linden neu eingepflanzt werden. Den Verdruss der Bürger wegen des Baumsterbens hat Reineke bislang noch nicht ausstehen müssen. &bdquo;Das bekommt dann eher der Kollege ab, der die Stumpen der Bäume ausfräst." Dann wird vielen Lemgoern der Kahlschlag am Wall optisch erst richtig bewusst.

Im kommenden Jahr folgen die letzten Arbeiten im vierten Abschnitt bis zum Langenbrücker Tor. Danach wird es dauern, bis die Linden den Wall wieder mit ihrem schattigen Grün überragen. In etwa zehn Jahren, so hoffen die Experten, werden sich die jungen Linden zu stattlichen Bäumen entwickelt haben. Die, so erklärt Reineke, kommen eigentlich auch mit wenig Wasser aus. &bdquo;Doch wenn sich die Dürre der vergangenen Sommer fortsetzt, kann niemand sagen, wie die Pflanzen reagieren."

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