Lemgoer Hanse-Center macht Platz für Millionenprojekt

Lemgo . Es ist das Bauprojekt im Stadtkern der kommenden Jahre: Ein Großteil des alten Hanse-Centers an der Breiten Straße verschwindet zugunsten Dutzender Neubau-Wohnungen. Die zwei denkmalgeschützten Fachwerk-Bauten werden zudem entkernt und modernisiert: oben Wohnen und in der früheren Passage Geschäftsflächen, lautet das Ziel von Andreas Kramp, der das Riesenobjekt mit einigen Tausend Quadratmetern Fläche bei der Zwangsversteigerung gekauft hatte. Nun hat vom Parkplatz im Innenhof her der Abriss begonnen. Ein Abriss der Hoffnungen.

Das Umfeld an der Breiten Straße setzt auf positive Effekte durch die Millionen-Investition. Und abwegig ist das wohl nicht. Von der Stiftstraße aus erahnt man die Dimensionen lediglich. Doch wer den alten Penny kennt, weiß, welche Massen Abrissunternehmer Martin Stölting hier mit seinen Mitarbeitern bewegen muss und wie viel Potenzial folglich in der frei werdenden Fläche liegt.

40 bis 45 Wohnungen In Zahlen: 40 bis 45 Wohnungen kalkuliert Kramp in mehreren Gebäuden anstelle des alten Penny. Teils in zwei Geschossen, teils in zweieinhalb, auf jeden Fall aber mit Tiefgarage von der Stiftstraße aus, da die Eigentümer und Mieter sonst in Parkplatznot kämen, meint Kramp.

Vorn, in den zwei Denkmälern an der Breiten Straße, kommen zehn Wohnungen dazu, die sich bis in die teils noch nie oder nur als Lagerfläche genutzten Dachböden hinauf ziehen. Nummerierte Lagerfächer erinnern hier an die Keimzelle eines großen lippischen Fahrradhändlers.

Mit Abriss des einstigen Pennys, eines Flachbaus, sinkt auf dem Grundstück insgesamt die bebaute Fläche, was das ganze grüner und lebenswerter machen soll. Gleichzeitig werden 3200 bis 3500 Quadratmeter neue innerstädtische Wohnfläche geschaffen.

Kalksandsteine fallen wie Lego-Klötze Für den Abriss der beiden Rand-Bauten zur Stiftstraße muss die Verbindung zum Regenstor am Samstag, 7. März, übrigens für den Autoverkehr gesperrt werden. Die Stadt Lemgo wird dazu noch eine Anordnung erlassen. Stadtbusse sollen die Baustelle laut Abriss-Fachmann Martin Stölting aber passieren können.

Bis dahin heißt es für die Kirchheider Firma noch viel &bdquo;Knabberei" mit dem Bagger und viel Sortiererei: Trapezbleche vom Dach, Rohre und Lüftungsschächte, Stahlbeton, Kabel, Kunststoff und wie Lego-Klötze purzelnde Kalksandsteine – alles bekommt auf der Baustelle für die korrekte Entsorgung einen Haufen.

Beim Abriss ist Stölting in der Zwischendecke auf eine Konstruktion aus Tellern und Schläuchen gestoßen, die vom Erhaltungszustand des Gebäudes zeugen: Sie sollten den durch das Dach kommenden Regen auffangen und ableiten. Bis Mitte oder Ende März sollen die kompletten Abrissarbeiten noch dauern. Auch der Parkplatz wird bis auf den Schotter abgetragen.

Millionenprojekt als Herzensangelegenheit Sobald die Genehmigung unter Dach und Fach ist, werden sich Neu- und Umbauten anschließen. &bdquo;Liebhaberobjekte" sind für den Altbau-Experten Andreas Kramp dabei natürlich die denkmalgeschützten Häuser an der Breiten Straße. Hier werden seine Mitarbeiter sogar in den schmalen Spalt zwischen den beiden Gebäuden kriechen, um zu sehen, ob die Gefache zwischen den Holzbalken in Ordnung sind. Die Fassade wird restauriert, das Innere entkernt, gedämmt, neu zugeschnitten und rundum modernisiert.

Andreas Kramp rechnet damit, die Arbeiten in den beiden Altbauten Mitte 2021 abschließen zu können. Die Wohnungen im Neubau würden mit Sicherheit erst 2022 fertig, erwartet er mit Blick auf unter anderem die zwei Gebäudewürfel im Innenhof, die grüne Dächer bekommen.

Hatte Andreas Kramp im Hanse-Center anfangs in erster Linie ein Investitionsobjekt mit dem Schmankerl zweier Denkmäler gesehen (damit kennen sich Kramp & Kramp aus Lieme nun mal aus), werde das Millionenprojekt mehr und mehr zur Herzensangelegenheit. &bdquo;Aus der Nachbarschaft kommt so viel Zuspruch – meine Verbundenheit zum Hanse-Center steigt mit jedem Besuch", betont der Liemer Bau-Fachmann.

Die alte Passage steht seit zehn Jahren leer Kein Wunder, dass viele im Viertel in den Investitionen in die Alte Abtei und das Hanse-Center die Kehrtwende für die Breite Straße sehen. Steht die alte Passage doch inzwischen seit etwa zehn Jahren leer. Der Penny machte als erstes zu, Lotto-Laden, Spielhalle & Co. zogen nach. Noch wirken die Glaswände wie ein Zeugnis vergangener Jahrzehnte, mit einer dicken Schicht Staub, Spinnweben und Dreck.

In den 80er Jahren hatte es seitens der nun per Versteigerung abgelösten Eigentümergemeinschaft schon mal Planungen für einen Ausbau gegeben. Daraus wurde nichts, auch weil die bundesweit verstreuten Investoren nicht auf einen Nenner kamen. Mit Andreas Kramp macht ein Lemgoer nun Nägel mit Köpfen. Und davon versteht er als Baumeister naturgemäß einiges.

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