Widder für die Hochwasser-Weide am Schloss Brake

Lemgo-Brake. Traditionell ist der 1. Mai der Stichtag, zudem Schafe nach ihrer &bdquo;Winterpause" im Stall auf Koppel und Wiese zurückkehren. Auch am Bierweg hinter Schloss Brake sind die Tiere wieder da. Sie stehen besonders im Fokus, waren bei dem Hochwasserdrama im Frühjahr 2019 doch an Ort und Stelle mehr als zwei Dutzend ihrer Art- und Herden-Genossen ertrunken. In einer Bega, die nach heftigen Regenfällen im Oberlauf nicht wiederzuerkennen war. Ein reißender Strom statt des gemütlichen Flüsschens.

Die Tiere waren einfach abgetrieben, ohne Boden unter den Füßen hatten die meisten von ihnen keine Chance – Züchterin Karla Ebert zeigte sich seinerzeit tief betroffen und wollte zunächst von der Weidefläche hinter dem Schloss nichts mehr wissen. Zumal die Bega mit ihrer ganzen Kraft auch die älteren Zäune beschädigt hatte.

Nun sind der dauerhaften Schafhaltung am Bierweg, der das Schloss-Areal mit dem Walkenfeld verbindet, allerdings keine Steine mehr in den Weg gelegt. Denn wie Immo Henneberg, Abteilungsleiter Gewässer, bestätigt, hat die Stadt Lemgo die Absperrungen fast komplett erneuert.

Win-win-Situation Vergangene Woche gab es noch einen Abnahmetermin mit Pächterin Karla Ebert: Was folgte war beiderseits grünes Licht für die Rückkehr der Paarhufer, die Immo Henneberg als Win-win-Situation bezeichnet.

Einerseits habe Ebert eine üppige Weidefläche, andererseits sei für die Pflege gesorgt. Anders als mit Tieren sei die angesichts des tiefen Bodens, der vielen Obstgehölze und der Feuchtigkeit auf Bega-Niveau schwer vorstellbar, sagt Immo Henneberg.

Dritter Gewinner is die Öffentlichkeit: Auch die Lemgoer haben die Schafe offensichtlich lieb gewonnen. &bdquo;So viele Menschen, die stehen bleiben, wie dieses Jahr, habe ich noch nie gesehen", bestätigt Karla Ebert, dass die Huftiere seit dem Unglück 2019 an Popularität zugelegt haben.

Früher weideten hier sogar Rinder Im Zaum gehalten werden sie von den neuen Eichenpfählen mit Drahtgeflecht, was nach Einschätzung von Henneberg gut zum Charakter des Bierwegs passt. Früher weideten hier übrigens sogar Rinder. Aufgrund ihres Gewichts hätten sie das Bega-Ufer aber öfter kaputt getreten. Schafe sind da die sanftere Methode.

Apropos Bega-Ufer: Hinter dem Waschhaus ist der Zaun noch nicht ganz fertig, zunächst versieht hier ein Elektrozaun provisorisch seinen Dienst. Denn im Zuge des Hochwasser-Ausbaus der Bega soll der Mühlengraben noch &bdquo;geringfügig", wie Henneberg sagt, erweitert werden. Wenn hier der endgültige Gewässerverlauf feststeht, folgt der letzte, dauerhafte Zaunabschnitt.

&bdquo;Die Schafe stehen gut im Futter" Nachdem Karla Ebert vergangenes Jahr auch finanziell wertvolle Mutterschafe mit Lämmern am Bierweg stehen hatte (&bdquo;Der Verlust hat meinen Zuchtbestand schon deutlich geschwächt"), ist sie vorsichtig geworden: Nun fühlt sich eine Gruppe Böcke am Schloss Brake gut aufgehoben, die für die Schafzucht einen nicht ganz so hohen Stellenwert genießt. Das Misstrauen wird Ebert noch begleiten ...

Teils müssen die Tiere in den kommenden Tagen noch mal zurück zum Hof am Weißen Weg: Die Schur steht an. Um die bereits von ihrem Fell befreiten Tiere müsse den Lemgoern angesichts der offensichtlich vorgezogenen Eisheiligen dieser Tage nicht bang sein. &bdquo;Die Schafe stehen gut im Futter, da macht ihnen leichter Frost nichts aus."

Während das Fell der grauen, gotländischen Pelzschafe bei Handspinnern und Künstlern durchaus dankbare Abnehmer finde, sei der Markt allgemein schwierig, so die Züchterin. &bdquo;Der Preis bringt kaum die Kosten für die Schur ein." Ein Kunde ist die Wollwerkstatt Elfenborn, die mit behinderten Menschen arbeitet.

Brückenbau und Flutmulde Hinter dem Regenstorplatz arbeitet die Stadt an der großen Flutmulde, die Lemgo vor dem Hochwasser schützen soll. Das Baggern war vor Kläschen unterbrochen und nach der Kirmes wegen des nassen Dezembers nicht wieder aufgenommen worden. Die Hoffnung ruhte auf einem frostigen Januar, um auf trockenem Boden weiter machen zu können. Minustemperaturen hatte der Winter aber kaum, sodass die Baufirma erst in der jüngsten Schönwetterphase wieder angerückt ist. Derweil laufen die Planung und Genehmigung für die weiteren Bauabschnitte. Auch die neue Brücke hinter dem Regenstorplatz harrt noch der Fertigstellung. Hier stellt Bauleiter Matthias Rath von der Stadt nach Möglichkeit noch einen Termin Ende Mai in Aussicht.

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