"Pro Ilsetal" sichert sich prominenten Beistand

Lemgo. Für die einen ist sie der dringend benötigte Lückenschluss, für die anderen eine unnötige Natur- und Landschaftszerstörung, ein Relikt vergangener Jahrzehnte. Wie dem auch sei, rüsten beide Seiten momentan zum Showdown, zum &bdquo;Finale", wie es heißt: In Sachen der Nordschleife der Westumgehung durch das Ilsetal rückt der Tag der Entscheidung näher. Noch im Juni möchte der Baubetrieb des Landes NRW (Straßen NRW) das Planfeststellungsverfahren bei der Bezirksregierung beantragen.

Was heißt das? Was für Häuslebauer der Baubescheid, ist für Straßenbauer der Planfeststellungsbeschluss. Ihn zu erteilen und dabei Pro und Contra abzuwägen, ist Sache der Bezirksregierung, in diesem Fall der Detmolder. Allein für die Planfeststellung rechnen die Straßenplaner mit zwei Jahren, weitere ein bis einhalb Jahre Planung würden sich anschließen, ehe für den Kauf der nötigen Grundstücke, die Ausschreibung und den Bau weitere zwei bis drei Jahre ins Land gingen ... Falls keine Klagen verhandelt werden müssen, rollt also frühestens 2025/26 Verkehr zwischen Westalm und Eben-Ezer.

Ist mit einer Klage zu rechnen? Das ist gut möglich. Denn die Bürgerinitiative &bdquo;Pro Ilsetal", die sich den Erhalt des Tals nördlich der Stadt auf die Fahnen geschrieben hat, hat sich mit Dr. Roda Verheyen aktuell die Dienste einer renommierten Rechtsanwältin in Sachen Umwelt- und Klimaschutz gesichert. Verheyen ist nach Ansicht des wirtschaftsfreundlichen Manager Magazins &bdquo;Deutschlands bekannteste Umweltrechtlerin" und hat Großkonzerne, aber auch Staaten wie die BRD verklagt. Sie bestätigt: &bdquo;Unsere Kanzlei ist auf Straßenbauvorhaben und Planungsrecht spezialisiert." Und: &bdquo;Ja, ich vertrete die Bürgerinitiative und einige Anwohner." Straßen NRW kann sich also auf Ärger einstellen. Immerhin: Inzwischen liegen alle Gutachten vor, sagt Straßen NRW – auch wenn das länger gedauert habe, und die Planfeststellung erst jetzt, beantragt werde.

Was wollen beide Seiten? Verkürzt: Straßen NRW will die Straße durch das Ilsetal bauen – viele Anwohner und die Bürgerinitiative möchten genau das nicht. Die Trasse ab Westalm (hinter der McDonalds-Kreuzung) in Nordrichtung durch das Ilsetal würde über einen Kreisverkehr am Rewe (Entruper Weg) bis auf die B 238 zwischen Eben-Ezer und dem Reiterhof Quelle geführt. Straßen NRW schlussfolgert: &bdquo;Der Durchgangsverkehr könnte um Lemgo herum geführt werden." Die stark belastete Gosebrede werde laut Gutachten um 5400 Fahrzeuge am Tag, die Richard-Wagner-Straße um 4900 entlastet.

Zu wenig, damit die Anwohner positive Effekte spürten, meint Pro-Ilsetal-Vorsitzender Uwe Vogel. Bereits die Lemgoer Westumgehung in Richtung Detmold habe nie zu einer Entlastung in Lemgo geführt. Stattdessen spricht Dr. Karl-Ludwig Tracht, bei dem die Umgehung künftig vor der Haustür vorbeiführen würde, bei der Ilsetal-Trasse von Überresten einer &bdquo;40 Jahre alten Autobahnplanung" und einem Bypass zur A 2 nach Rinteln, falls diese bei Stau dicht sei.

Wie hoch sind die Kosten? Laut Kostenschätzung von 2011 müssen 13 Millionen Euro investiert werden. Seitdem haben sich die Preise im Tiefbau natürlich verändert – und zwar nach oben. Folglich arbeitet Straßen NRW aktuell an einer Neuberechnung. Das Ergebnis: ungewiss. Mit Problemen bei der Finanzierung rechnen die Planer gleichwohl nicht, sofern es Baurecht gibt. Steht die Trasse doch im recht sicheren Bundesverkehrswegeplan bis 2030 in der Kategorie &bdquo;Vordringlicher Bedarf".

Was lässt &bdquo;Pro Ilsetal" hoffen? &bdquo;Wir haben Argumente und wir werden sie bringen", verspricht Karl-Ludwig Tracht namens der 60 Mitglieder starken Initiative, die mit Anwältin Verheyen nun eine prominente Fürsprecherin hat. So habe das Ilsetal für 7000 Lemgoer eine Naherholungsfunktion, mit der Straße würden sie abgeschnitten. Lärm, Schulwege, Wohnqualität, Natur- und Landschaftszerstörung, Überflutungsflächen für die Ilse: für die Initiative sind das weitere Schlagworte. Und der Bewusstseinswandel. Die rot-grüne Landesregierung hatte die Trasse schon mal mit einem Bannspruch belegt, CDU und FDP hoben diesen direkt nach Machtübernahme auf. Kein Wunder, dass &bdquo;Pro Ilsetal" politisch den Druck erhöht und von den Bürgermeisterkandidaten ein Statement zur &bdquo;Nordumgehung" will.

CDU: Ampel gut und schön Von der Nord-Schleife der Westumgehung durch das Ilsetal schlägt die Lemgoer CDU die Brücke zur B 238. Hier habe der Kreis Lippe jüngst seine Ampel an der Rettungswache in Betrieb genommen, die bei Ausfahrt des Notarztes den Autoverkehr stoppe . &bdquo;Dies ist gut und richtig, wenn sie auch an dieser Bundesstraße eine weitere Behinderung des Pkw- und Schwerlastverkehrs bedeutet", schreibt CDU-Fraktionschef Dr. Harald Pohlmann. In seiner Stellungnahme dazu weise Landrat Dr. Axel Lehmann auf die Staufahrt hin, vergesse aber &bdquo;wieder einmal zu sagen, wie es wirkungsvoll zu ändern ist: allein durch die Fertigstellung des Lückenschlusses der Westumgehung", sagt Pohlmann. Dies bringe den Verkehr wirkungsvoll aus der Innenstadt heraus.

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