Anwohner haben den Verkehr auf der Schuhstraße satt

Lemgo. Lilo Marx zeigt auf den Riss in der Hauswand. &bdquo;Der ist neu“, sagt sie und muss lauter werden. Auf der Schuhstraße ist einiges los. Autos und Busse schieben sich vorbei, eine normale Unterhaltung ist auf dem Bürgersteig da kaum noch möglich.

&bdquo;Es wird immer schlimmer“, ist die Lemgoerin überzeugt. Vor 28 Jahren hat sie das Haus gekauft, damals noch als Gebäude in einer Anliegerstraße ausgewiesen. Doch davon könne längst keine Rede mehr sein. Risse in der Fassade, in Böden und an den Fliesen in der Wohnung würden von dem steigenden Verkehrsaufkommen zeugen, wenn &bdquo;Lkw und Busse hier vorbeifahren, dann vibriert das Geschirr im Schrank“.

Lkw touchieren die Häuser

Ähnliches kann auch Sabine Busse berichten. Jahrzehnte wohnte sie in einem benachbarten Backsteingebäude. &bdquo;Der Lärm hat mich krank gemacht.“ Früher habe es den starken Verkehrsfluss nur zur Rushhour gegeben, &bdquo;heute ist es durchgehend laut“. Laut und schnell, wie auch Anwohner Karsten und Claudia Meier wenige Meter weiter hoch Richtung Stiftstraße bestätigen. Fahren Lkw oder auch Busse durch die enge Straße, komme es zu Stau, weil die Fahrzeuge kaum passieren könnten.

&bdquo;Immer wieder werden Spiegel von den parkenden Autos abgefahren“, erzählt Karsten Meier und Philip Marx weist auf die Abwasserrinne an der Hausfront hin, die eingedellt ist. Vor allem Lkw und Busse müssten immer wieder auf den Gehsteig ausweichen und würden mitunter auch die Fassade touchieren.

Dabei, sagt Karsten Meier, sind Lkw in Schuh-und Stiftstraße gar nicht erlaubt. Ein Schild an der Kreuzung Sieben Linden verbietet die Durchfahrt für Brummis, bis auf den Lieferverkehr. In der Realität aber scheine sich darum kaum ein Fahrer zu kümmern, ebensowenig wie um die Tempo-30-Ausschilderung.

Wohl gebe es ab und zu Verkehrskontrollen der Polizei, doch die würden stets im oberen Bereich der August-Hermann-Francke-Schule erfolgen. &bdquo;Da fahren sie ja noch langsam, doch danach geben sie dann Gas“, so Lilo Marx. Die Anwohner fordern mehr Kontrollen der Polizei, Displays oder auch Tempo 30 deutlich sichtbar auf die Fahrbahn zu pinseln.

Laut Messungen sind weniger Fahrzeuge unterwegs

Heiko Fischer von der Stadt hat Verständnis für die Sorgen Sorgen der Anwohner. Allerdings würden die Verkehrsmessungen, die die Stadt 2015 und im Juni 2020 durchführte, eine andere Sprache sprechen.

So waren bei der Messung im Oktober 2015 innerhalb von 24 Stunden noch 6400 Fahrzeuge auf Schuh-und Stiftstraße unterwegs, im Juni diesen Sommers sind es noch 5238 gewesen. &bdquo;Die Tendenz scheint also ähnlich wie im Rampendal eher rückläufig zu sein.“ Ein großes Tempo 30- Zeichen auf der Straße hält Heiko Fischer für wenig zielführend, das habe ein Probelauf im Vogelsang ergeben. Displays aber könnten durchaus wieder zum Einsatz kommen.

Statistik der Polizei ist unauffällig

Was die Geschwindigkeit betrifft, so kann auch die Polizei von keinen Auffälligkeiten berichten, wie ein Sprecher auf Nachfrage erklärt. Im September etwa habe es Messungen in Höhe des Kindergartens gegeben, nur ein Fahrzeug sei zu schnell gewesen.

Elf Verkehrsunfälle listet die Polizei-Statistik seit Oktober 2018 für die Schuhstraße auf, meist Parkremplern und missachteter Vorfahrt geschuldet. Ein nächtlicher Unfall sei auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen. Kontrollen fänden bewusst verstärkt vor Kindergarten und Schule statt, um den Nachwuchs zu schützen. Falle den Kollegen dann ein Lkw auf, werde der auch kontrolliert, die Wache vor Ort aber sei dafür nicht ausgerüstet. Letztlich müsse es daher bei Stichproben bleiben.

Ausbau steht im Haushalt 2022/23 auf der Agenda

Und doch gibt es Hoffnung für die Anwohner: Die Stadt hat die Verkehrssicherheit an Schuh- und Stiftstraße durchaus auf der Agenda. Bereits 2015 wurde das Thema in der Politik beraten und unter anderem eine Einbahnstraßenregelung oder eine Tempo-20-Ausschilderung zwischen Breiter Straße und Freiem Hof mit abgesenkten Bordsteinen diskutiert.

Im Haushalt 2022/23 ist die Schuhstraße jetzt wieder eingeplant. Damit wird voraussichtlich ab dem kommenden Jahr neu beraten, was vor Ort möglich ist – ohne die Durchfahrt für die Feuerwehr zu versperren oder auch andere Innenstadtstraße zusätzlich zu belasten. Dann, verspricht Heiko Fischer, &bdquo;werden wir auch mit den Anwohner verstärkt sprechen und sehen, was wünschenswert und möglich ist“.

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