Lemgo setzt auf Mehrzweckstreifen an Anliegerstraßen - sind die für Fußgänger gefährlich?

Lemgo. Werner Wahlers ist ehrenamtlicher Beauftragter der Stadt Lemgo für Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen. Seit Längerem werde er auf &bdquo;ein Ärgernis“ angesprochen: Mehrzweck- und Multifunktionsstreifen wie sie zum Beispiel vermehrt auf dem Spiegelberg zu finden sind.

&bdquo;In der Praxis beobachte ich immer wieder, dass Kraftfahrzeuge, Anhänger und Wohnwagen nicht nur kurzzeitig, sondern teilweise tagelang auf der vollen Breite eines Mehrzweck- oder Multifunktionsstreifen parken und somit Menschen mit Kinderwagen, Rollatoren oder sonstigen Mobilitätshilfen gezwungen werden, auf die Fahrbahn auszuweichen“, führt Werner Wahlers in einer Anfrage an die Stadt aus. Auf den betroffenen Straßen sei teilweise nicht wenig Verkehr. Deshalb hält er die Streifen für mitunter gefährlich.

Seit zwei Jahrzehnten Im Verkehrsausschuss ist das Thema nun beraten worden. Heiko Fischer von der Stadt erklärte dazu: &bdquo;Wir haben viele schmale Anliegerstraßen. Teilweise stehen dort nur sieben Meter zur Verfügung. Wir sind daher dazu übergegangen, niveaugleiche Mehrzweckstreifen in Wohngebieten mit Tempo-30-Zone auszubauen.“ Das werde schon seit zwei Jahrzehnten praktiziert. Ausgewiesene Parkflächen gebe es dort nicht. Daher dürfe überall dort geparkt werden, wo es nicht verboten sei.

Wenn die Autos nun nicht mehr oder nicht mehr ganz auf diesen zwei Meter breiten Multifunktionsstreifen, die durch Pflaster von der Fahrbahn zu unterscheiden sind, parken dürften, könne der Verkehr nicht mehr in beide Richtungen fahren. Und würde man stattdessen einen richtigen Gehweg herstellen, dürfte dieser nicht mehr überfahren werden. Es käme faktisch zur Einbahnstraße, erläuterte Heiko Fischer die Alternative.

Anette Bischof, bei der Stadt zuständig für den Straßenverkehr, meinte: &bdquo;Die Mehrzweckstreifen sind die einzige Möglichkeit, allen Verkehrsteilnehmern die Teilnahme am Verkehr zu ermöglichen.“ Sie halte es aufgrund der Geschwindigkeitsbegrenzung für Fußgänger zumutbar, an parkenden Fahrzeugen vorbeizugehen.

Prüfung für den Einzelfall Werner Wahlers warf ein, dass es jedoch breitere und schmalere Straßen mit Multifunktionsstreifen gebe. Das mache einen Unterschied. Die neu gestaltete Schuhstraße zum Beispiel sei aus seiner Sicht gut geworden. Dort gibt es auch einen niveaugleichen Gehweg, der überfahren werden kann, Parkflächen sind aber ausgewiesen. Die Straßenbreite gibt das eben her. Anette Bischof entgegnete, dass die Verwaltung dann den Einzelfall, also jede einzelne Straße, prüfen müsste. So hatte es sich der Senioren- und Behindertenbeauftragte auch gewünscht.

Robert Adrian von der FDP wies darauf hin, dass die Anregung von Werner Wahlers dem Konzept einer Tempo-30-Zone widerspreche. &bdquo;Dort sollen Eingriffe eigentlich minimiert werden.“ Dem stimmte Anette Bischof zu. Aus ihrer Sicht wären statt der Mehrzweckstreifen ein verkehrsberuhigter Bereich mit ausgewiesenen Parkflächen oder Tempo 50 und Gehwege mit Hochboard möglich. Ob den Bürgern damit geholfen wäre, blieb allerdings offen.

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