Virus treibt Lehrer in Lemgo an die Belastungsgrenze

Lemgo . Kaum einem Ort hat die Pandemie mehr Anpassungsfähigkeit abverlangt als der Schule. Was die coronabedingten Maßnahmen für einen immensen Druck ausüben, ist bei der letzten Sitzung des Schulausschusses deutlich geworden. Viele Lemgoer Lehrerinnen und Lehrer stehen an der Grenze der Belastbarkeit, berichtete Petra Fecke , Schulleiterin der Heinrich-Drake-Schule. Es wurde Tacheles geredet.

"Alle gehen auf dem Zahnfleisch"

&bdquo;Ich war erschrocken über den Zustand meiner Kolleginnen und Kollegen", stellte Fecke als Vertreterin der Hauptschulen im Ausschuss klar. Nicht wenige würden nur noch aus Pflichtgefühl in die Schule kommen, damit das System nicht zusammenbreche. &bdquo;Alle gehen auf dem Zahnfleisch", sagte Fecke. Hoher Krankenstand und verkleinerte Klassen seien Gründe dafür, vor allem aber fühlten sich die Lehrkräfte vom Land und der Bezirksregierung im Stich gelassen. &bdquo;Was vom Ministerium kommt, ist unbefriedigend. Wir brauchen endlich Planungssicherheit."

Inzwischen ist seit gestern die Präsenzpflicht für Schüler in Nordrhein-Westfalen ausgesetzt. Ab der 8. Klasse wird komplett auf Distanz unterrichtet. Zudem wurden die Ferien bis zum 8. Januar verlängert. Dies stand während der Sitzung des Schulausschusses noch nicht fest, eine zeitnahe Reaktion deutete sich für alle Beteiligten aber durch den rasanten Anstieg der Fallzahlen an. Nun müssen die Schulen wieder umstellen. Gerade für Hauptschulen sei Distanzunterricht keine Dauerlösung, meint Petra Fecke. Die Schulform sei auf soziale Kontakte angewiesen, nur so könnten Schülerinnen und Schüler bestmöglich gefördert werden. Trotz guten Schichtsystems knubbele es sich darüber hinaus weiterhin in der Mensa, weshalb Schülerinnen und Schüler inzwischen ein Lunchpaket anstelle einer warmen Mahlzeit erhielten. Dies solle das Aufeinandertreffen weiterhin entzerren.

Lehrplan ist nicht zu schaffen

Auch für die weiterführenden Schulen gestalte sich Hybrid-Unterricht zur Entzerrung als nicht unproblematisch, merkte Markus Herrmuth, Schulleiter des Marianne-Weber-Gymnasiums, als Vertreter an. Durch kleinere Lerngruppen seien nicht unbedingt weniger Personen im System. Ein Knackpunkt, der nicht leicht zu lösen sei. Vor allem aber fehle es ihm ebenfalls an klaren Ansagen des Landes. &bdquo;Wir vermissen das Signal, den Lehrplan in einigen Fällen nicht komplett durchziehen zu müssen", sagte Herrmuth. Dies sei schlicht und ergreifend nicht leistbar.

Allgemein sei die Kommunikation schwach, viele Lehrerinnen und Lehrer hingen mit ihren Planungen in der Luft. Dem konnte auch Realschulleiterin Dorit Meier nur zustimmen: &bdquo;Guter Hybrid-Unterricht braucht Vorlauf." Und dieser sei durch die Unberechenbarkeit der Situation nicht gegeben. Geschraubt wurde dagegen bislang am Sportunterricht. In den Oberstufen ( Q1 / Q2 ) an den weiterführenden Schulen werde dieser derzeit komplett ausgesetzt, die Realschule arbeitet hingegen mit einer Doppelstunde im vierzehntägigen Wechselmodell. Auch an den Grundschulen versuchten die Lehrkräfte weiterhin, die Kinder auf Abstand in Bewegung zu halten. &bdquo;Und wenn es nur Laufen an der frischen Luft ist", sagte Anke Heitmeier , Leiterin der Grundschule Lemgo-West.

Auch die Grundschulen hätten sich mehr Unterstützung gewünscht, hier sei engerer Kontakt zwischen Schülern und Lehrern unerlässlich. Allein die Anschaffung von Masken sei unmöglich gewesen. &bdquo;Wenn man dann hört, im Topf sind nur 1300 Euro und damit ist für jeden Lehrer in Lemgo bloß eine Maske drin, ist das frustrierend", machte Anke Heitmeier deutlich.

Immerhin sollen im Januar von der Stadt bestellte Luftreiniger kommen. Doch auch damit führe kein Weg am Stoßlüften vorbei, merkte Thomas Portong als zuständiger Geschäftsbereichsleiter an. &bdquo;Es wird ein kalter Winter in den Schulen", sagte er. Digital seien die Lemgoer aber gut aufgestellt. Bald sollen noch Endgeräte für besonders bedürftige Schüler bereitstehen.

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