Überraschung bei den Anmeldezahlen für die Lemgoer Schulen

Lemgo. Mit einer Ausnahme startet der neue fünfte Jahrgang an den Lemgoer Schulen kleiner als 2020/21. Der Grund? Dazu gibts nur Vermutungen. Als auffällig geburtenschwach gelten die nächsten Fünftklässler zumindest nicht, weiß Dieter Sonnenburg vom städtischen Schulamt. Vielleicht hat die Corona-Pandemie eine Rolle gespielt, indes: Diese Analyse bleibt ein wenig Stochern im Nebel. Ein Faktum und interessant ist dagegen: Die Karla-Raveh-Gesamtschule am Vogelsang hat erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit, vielleicht gar seit der Schulgründung, nicht die stets unangenehme Pflicht, Schüler abzulehnen.

Karla-Raveh-Gesamtschule Die Zahl war in Stein gemeißelt: 174 – so viele Jungen und Mädchen hat die Schule am Vogelsang Jahr für Jahr neu aufgenommen. Zuletzt mussten sogar Dutzende abgewiesen werden – stets ein vor allem für Kinder und Eltern enttäuschendes Verfahren. Nicht so 2021: Bernd Hendig, der Leiter der Gesamtschule, meldet 167 Jungen und Mädchen. Und weiter: &bdquo;Wir freuen uns darüber, dass kein Kind eine Ablehnung erhalten musste." Der Schulleiter spricht angesichts des weiter großen Zuspruchs – die Gesamtschule in Trägerschaft des Kreises Lippe bleibt die größte weiterführende Schule in Lemgo – vom &bdquo;Vertrauen sehr vieler Eltern in die Arbeit der Kollegen am Vogelsang". &bdquo;Und dies unter Bedingungen, unter denen viele unserer Projekte und Angebote, wie die Bläserklasse, die Medienberater oder Schulsporthelfer derzeit nicht so stattfinden können, wie wir es gewohnt sind." Die geringfügig kleinere fünfte Klasse werde beim Übergang des Teils der Schüler in die gymnasiale Oberstufe &bdquo;kaum spürbar" sein, so Hendig weiter. Dieses Jahr startet Jahrgang 11 sogar besonders stark – vierzügig. &bdquo;Noch nie gab es dafür so viele Anmeldungen von außen."

Realschule Lemgo Die in den vergangenen Jahren geradezu aus den Nähten platzende Realschule nimmt nach Worten von Dieter Sonnenburg 108 neue Schüler auf. Bei Aufteilung auf nur vier Klassen würde das die Raumsituation &bdquo;leicht entspannen", wie der Fachmann sagt. Fünf, dann kleinere Klassen seien wegen &bdquo;Corona-Wiederholern" in der Fünften aber auch noch eine Option, die zur Zeit mit der Schulaufsicht geklärt werde. Das Gespenst &bdquo;Ablehnung", das zuletzt auch an der Realschule geisterte, ist kein Thema. Dazu Schulleiterin Dorit Meier: &bdquo;Erfreulich – wir müssen keine Absage schicken und räumlich nicht noch enger zusammen rücken." Einen Grund für den kleineren Jahrgang sieht sie in der Corona-Krise. So würden einige Kinder aufgrund von Lernrückständen sicher auch die vierte Klasse wiederholen, die nun eigentlich wechseln sollten. Dazu kommt: Unter den an der Gesamtschule in &bdquo;normalen" Jahren abgelehnten Jungen und Mädchen sind stets auch eine Reihe mit Real- oder Hauptschulempfehlung, die dann eine der Alternativen am Schulzentrum Heldmanskamp wählen.

Heinrich-Drake-Hauptschule Zur Annahme, dass die Aufnahme aller &bdquo;Bewerber" an der Gesamtschule eine Rolle spielt, passt, dass auch die Hauptschule nach einem bärenstarken Jahrgang 2020/21 auf das alte Niveau (20 Schüler) zurückkehrt. Rektorin Petra Fecke führt das, wie Kollegin Meier, auf Kinder zurück, die nun die Vierte wiederholen. Da das wegen Corona möglicherweise auch höhere Schüler an der Hauptschule treffen werde, ist Fecke &bdquo;nicht böse drum", einen Klassenraum weniger zu benötigen. Ein Wermutstropfen bleibt: Bildet die Hauptschule zwei kleine Eingangsklassen, kann sie zwischendurch Schüler auffangen, die anderswo nicht klar kommen. &bdquo;Die Option haben wir nun wohl nicht", sagt Fecke.

Marianne-Weber-Gymnasium Als einzige Schule Lemgos kann das MWG 2021 zulegen – hier schlagen 94 Schüler zu Buche. Vorteil laut Direktor Markus Herrmuth: Vier &bdquo;recht kleine Klassen" – das sei günstig, da auch hier einige wenige Fünftklässler mit der freiwilligen Wiederholung &bdquo;liebäugeln". Obgleich das MWG an Anmeldungen zulegt – insbesondere aus den Nachbarkommunen – fehlt laut Markus Herrmuth der sonst übliche Zuspruch. &bdquo;Hier fehlte wohl die Möglichkeit des direkten Kennenlernens", analysiert der Schulleiter. Interessant: 2021 fällt der Jungen-Anteil am MWG, das in der Tradition der früheren Höheren Mädchenschule steht, besonders hoch aus. Für die Profilklassen – bilingual und Sport – gebe es passgenaue Anmeldungen.

Engelbert-Kaempfer-Gymnasium Stabil – so kann die Lage angesichts von 70 Anmeldungen (2020: 72) beschrieben werden. Die Zahl der Klassen bleibt mit drei gleich, zwei davon haben den MINT-Schwerpunkt (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), die dritte ist eine Regel-/Bläserklasse. Angesichts der letztendlich Corona-bedingt doch geringeren Übergänge aus den vierten Klassen bilanziert Direktorin Bärbel Fischer: &bdquo;Das bestätigt unsere bisherige Arbeit und Planung." Die digitalen Anmeldungen hätten ihrer Meinung nach einwandfrei funktioniert und seien sicher auch Option für die Zeit nach der Pandemie. Ersetzen könne das etwa den Schnuppernachmittag aber nicht.

Fazit Den insgesamt schwachen fünften Jahrgang (minus 62 Kinder gegenüber 2020/21) erklärt sich das Schulamt einerseits mit Corona. Kinder, die die vierte Klasse wiederholten, spielten sicher eine Rolle. Dazu kommt laut Sonnenburg: Aus den Nachbarkommunen kommen &bdquo;nur" 88 Schüler – gegenüber 107 im vergangenen Jahr. Möglicherweise sei bei Familien im Einzelfall in der Coronazeit auch Wohnortnähe gefragt. Zudem könnte das Angebot von Privatschulen, etwa des Christlichen Schulvereins, eine Rolle gespielt haben. Wenn dort mehr Lemgoer aufgenommen werden können, weichen diese nicht auf Alternativen in der alten Hansestadt selbst aus.

Das Schulamt stellt die Anmeldesituation am Donnerstag auch im Schulausschuss vor – Sitzungsbeginn: 16 Uhr in der Mehrzweckhalle Voßheide.

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