Ein Campus – zwei Meinungen zum Verkehr an der TH OWL in Lemgo

Lemgo . Die Bürgerinitiative Lebenswerte Südstadt ist mit der Verkehrssituation am Campus unzufrieden – vor allem während der Präsenzzeiten der TH OWL seien deutlich zu viele Autos unterwegs. Damit das besser wird, hat Sprecher Thomas Dabelstein Vorschläge parat. Die aber kommen bei der Verwaltung nicht gut an.

Verkehrslenkung

Die Zufahrt zum Campus sollte über die Bunsenstraße erfolgen, so Dabelstein, Navis entsprechend instruiert werden. Allein durch die geplante Sperrung der Campusallee müssten die Anwohner der südlichen Liebigstraße seiner Berechnung nach mit zusätzlich 1800 Pkw pro Arbeitstag rechnen. Auf Liebig- und Bunsenstraße sei Tempo 30 einzurichten, auch um die Liebigstraße als Zufahrt unattraktiv zu gestalten. Davon allerdings hält die Verwaltung wenig.

Die Liebigstraße sei neben der Bunsenstraße die Haupterschließung für Innovation Campus Lemgo, Phoenix-Contact-Arena und die angrenzenden Wohngebiete, so Karl Wessel, Leiter Planung und Bauen der Stadt. Eine Reduzierung der Geschwindigkeit würde nicht nur den Verkehrsfluss zu Spitzenzeiten beeinflussen, auch der Stadtbus wertvolle Zeit verlieren. Zudem sei zu befürchten, dass zusätzlicher Verkehr auf die Campusallee verlagert würde, solange die noch nicht abgebunden sei. Auch einem von der Initiative geforderten Lkw-Verbot steht die Verwaltung skeptisch gegenüber: Bei einer alternativen Verkehrsführung über Detmolder Weg, Braker Weg und Bunsenstraße wären etwa doppelt so viele Grundstücke von dem Verkehr betroffen, als es aktuell über die Liebigstraße der Fall sei. Die Liebigstraße hingegen sei als Haupterschließungsstraße geeignet, den Verkehr problemlos aufzunehmen. Zudem sei die Sperrung für Lkw kaum durchzusetzen, da in dem Gebiet neben dem Verbrauchermarkt auch zahlreiche Betriebe angefahren werden müssten.

Parkplätze & Co

Parkplatznot gibt es nach Beobachtungen der Initiative nur kurzzeitig zu Semesterbeginn, zumal sich die Frage stelle, ob alle geplanten Gebäude entsprechend nachgefragt seien. Der &bdquo;Überlaufparkplatz" hinter dem Verwaltungsgebäude der FH sei daher zu reaktivieren. Die Tiefgarage der Phoenix-Contact-Arena könnte tagsüber durch die TH OWL kostenfrei genutzt werden. Generell müsse das Verursacherprinzip gelten: Parkplätze für Campus-Mitarbeiter an/in deren Gebäuden. &bdquo;Kein Freikauf durch Zahlung von Ablöseprämien", was letztlich zu Lasten der Anwohner gehe. Der Parkplatz Regenstor könnte bei größeren Veranstaltungen in der Phoenix-Contact-Arena mitgenutzt werden. Dem hält die Verwaltung entgegen, dass die Fördermaßnahme Innovation Campus auf einem Masterplan basiere, der statt eines Parkplatzes Grünflächen und Aufenthaltsqualität in den Fokus rücke. &bdquo;Das neue Parkhaus Bunsenstraße ist als Ersatz für den Überlaufparkplatz geplant und errichtet worden. Anstelle des Parkplatzes sollen eine Campuswiese die Aufenthaltsqualität verbessern und die Bauplätze den (zukünftigen) Bedarf abdecken." Ohne den Überlaufparkplatz würden zudem Anfahrten in dieses Areal entfallen, was die Campusallee entlaste und den Verkehr auf die Bunsenstraße lenke.

Fahrrad und ÖPNV

Um den Individualverkehr zu verringern und verstärkt auf ÖPNV, Rad oder auch Carsharing zu setzen, wie es die Bürgerinitiative fordert, habe die Stadt in der Vergangenheit bereits viele Maßnahmen für den Ausbau des Radverkehrs, des öffentlichen Nahverkehrs und der Bahn-Haltestelle am Lüttfeld umgesetzt oder auch eine Schnellbuslinie Campus zum Bahnhof eingerichtet. Das Zukunftskonzept Mobilität wurde bereits beschlossen, parallel dazu werde in diesem Jahr das Radverkehrskonzept aktualisiert und zu einem Nahmobilitätskonzept erweitert, zählt die Verwaltung auf. Zudem bewerbe sich die Stadt um die Teilnahme am Fußverkehrs-Check NRW. Der Standort Innovation Campus sei bei den Konzepten wichtiger Bestandteil.

In der Vergangenheit hat es bereits Verkehrsmessungen am Campus gegeben. Die will Thomas Dabelstein für die Initiative Lebenswerte Südstadt gerne einsehen. Kein Problem für die Stadt. Sie habe bereits Kontakt aufgenommen, um ihm die Daten zur Verfügung zu stellen, so Karl Wessel.

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