Campusallee Lemgo: Über den Poller wird weiter heiß diskutiert

Lemgo. Seit einem Jahr ist die Campusallee eine Sackgasse, nur vom westlichen Ende aus der Liebigstraße erreichbar. Die Abbindung im Osten durch Pömpel und einen versenkbaren Poller war seinerzeit umstritten. Und sie scheint es auch heute noch zu sein. Nach wie vor gibt es Stimmen, die der Regelung nichts abgewinnen können. Zu Recht?

Die Abbindung in Höhe &bdquo;Innovation-Spin“ macht die Durchfahrt von der Bunsenstraße unmöglich. Fußgänger und Radfahrer auf dem sogenannten Ostboulevard sollen nicht durch Autos gestört werden. Der &bdquo;Ostboulevard“ auf dem Campus führt am Innnovation-Spin vorbei und endet am Hornschen Weg. Zugleich wurde die Campusallee zur verkehrsberuhigten Spielstraße ohne Bürgersteige und mit Straßeneinbauten umgebaut, auf der Schrittgeschwindigkeit gilt.

Dass mit der Abbindung der Straße auch die Zufahrt zu einem wichtigen Teil der insgesamt etwa 1350 Parkplätze auf dem Campusgelände – inklusive Parkhaus – erschwert worden ist, war schon im Vorfeld ein Kritikpunkt. Und er ist es für Michael Güttge geblieben. Der Geschäftsführer der Phoenix-Contact-Arena weist darauf hin, dass die Halle auf Parkplätze angewiesen sei, gerade bei Großveranstaltungen. Dann würden für die Besucher etwa 1300 Parkplätze gebraucht. Nur ungefähr ein Drittel davon kann das Campus-Parkhaus direkt neben der Halle bieten.

Schilder leiten Verkehr auf Bunsenstraße Die Ausschilderung der Halle führe den Verkehr über den Kreisel auf die Bunsenstraße, sagt Güttge und denkt dabei auch an die auswärtigen Fahrer. Nur aus Richtung Detmold würden die Fahrer von Westen auf die Liebigstraße geleitet. Einmal auf der Bunsenstraße, steuerten die Besucher natürlich das Parkhaus an. &bdquo;Das gibt dann Staus.“ Die restliche Parkplatz-Ausschilderung sei entfernt worden.

Autofahrer müssen den Umweg von etwa einem Kilometer über die Liebigstraße fahren, dann von Westen in die Campusallee einbiegen, um weitere Parkplätze zu erreichen – wenn Besucher von Abendveranstaltungen in der Halle diesen Weg denn überhaupt fänden. &bdquo;Wir schicken Hunderte Autos um den Block.“ Auswärtige Fahrer irrten auf der Suche nach Parkplätzen durchs Viertel, parkten manchmal Einfahrten zu, sagt Güttge. Dabei seien die Parkplätze ganz nah, wenn die Besucher bei vollem Parkhaus von der Bunsenstraße auf die Campusallee abbiegen könnten.

Güttge: &bdquo;Der Poller ist unser größtes Problem. Wir müssen da was tun. Das Parkhaus reicht bei keiner großen Veranstaltung aus.“ Damit wiederholt der Hallen-Geschäftsführer seine Kritik von Anfang 2024. Seine Idee: ein Hinweisschild zur Campusallee aufstellen und den Poller bei Abendveranstaltungen runterfahren. Bei TBV-Veranstaltungen würden die drei Anzeigetafeln auf dem Areal als kleines Parkleitsystem genutzt, aber das reiche nicht aus. Auch Hinweise für die Besucher auf der Hallen-Homepage hätten das Problem nicht gelöst.

Stadt hat noch keine Zahlen Wie sieht die Stadt das Problem? Mit dem Poller-Beschluss war auf Initiative der Grünen vereinbart worden, die Auswirkungen nach einem Jahr zu überprüfen. Die Auswertung liege allerdings noch nicht vor, teilt Tanja Schröder, Pressesprecherin der Stadt, auf LZ-Anfrage mit. Es gebe aber die Einschätzung, dass es mit der Abbindung gut laufe. Details sollen bis zur Sitzung des Verkehrsausschusses am Mittwoch, 30. April, vorliegen.

Anders als die Technische Hochschule, die für die jetzige Lösung plädiert hatte, gehörte die Anwohner-Initiative &bdquo;Lebenswerte Südstadt“ stets zu den Kritikern der Abbindung im Osten. Dadurch werde der Verkehr zu den Parkplätzen an TH-Hauptgebäude, Smart Factory, CIIT & Co. verlagert, nämlich auf die Liebigstraße und damit ins Wohngebiet. Nach Berechnungen waren vor der Abbindung 40 Prozent des Parkplatzverkehrs auf der Campusallee zuvor auf der Bunsenstraße unterwegs. Die Anwohner-Initiative hatte dafür plädiert, die Campusallee möglichst weit im Westen abzubinden.

Für eine andere Abbindung als heute hatten vor dem Beschluss 2023 auch die &bdquo;Bürger für Lemgo“ (BfL) plädiert. Sie waren dafür, die Campusallee in der Mitte zu sperren oder gleich ganz darauf zu verzichten. Das verhindere unnötigen Verkehr und damit CO2-Emissionen. &bdquo; Aktuell gibt es jedoch BfL-Mitglieder, die der Meinung sind, dass der Autoverkehr in der Campusallee grundsätzlich nichts zu suchen hat. Sie halten eine Verkehrsberuhigung sowie die Abbindung der Straße für sinnvoll“, hält Fraktionschef Wolfgang Sieweke fest. Deshalb will die Wählergemeinschaft die Pro- und Contra-Argumente in der fraglichen Ausschusssitzung abwägen und anschließend eine &bdquo;fundierte Entscheidung“ treffen.

Gefahrlose Passage Durchaus positiv fällt die Bilanz des Vereins &bdquo;Innovation Campus Lemgo“ aus, der seine Geschäftsstelle vor Ort hat – im Innovation-Spin. Die Abbindung an dieser Stelle solle es schließlich für Fußgänger möglich machen, die Campusallee auf dem &bdquo;Ostboulevard“ gefahrlos zu passieren, sagt Vereins-Geschäftsführer Joachim Höper. &bdquo;Bei einer Abbindung an anderer Stelle sähe dies sicherlich anders aus.“ Das richtige Leben auf dem &bdquo;Ostboulevard“ werde sich aber erst in den nächsten Monaten zeigen, denn bislang habe es noch allerhand Baustellen ringsherum gegeben, sagt Höper.

Und weiter: &bdquo;Wir bemühen uns, ein fußgänger- und radfahrerfreundlicher Campus zu sein, ohne die Autofahrer zu verprellen.“ Für Höper lautet die Gretchenfrage, ob die Leute bereit sind, ein paar Schritte zu gehen, etwa vom Parkhaus Richtung Campusallee. &bdquo;Ich plädiere dafür.“ Die Parkprobleme der Lipperlandhalle könne er nachvollziehen. Ein Parkleitsystem würde die Situation nach seiner Einschätzung verbessern und &bdquo;dem Campus insgesamt guttun“. Hier stünden aber bereits Projekte in den Startlöchern.

Fraunhofer testet Parkplatzsensoren Die Stadt Lemgo und ihre Partner auf dem Campus haben das Problem der Verkehrslenkung für die Phoenix-Contact-Arena auf dem Schirm, versichert Tanja Schröder, Sprecherin der Stadt Lemgo. Es sei &bdquo; ein Thema, an dem wir weiterhin dran sind.“ Die Stadt stehe dazu nicht nur mit der Hallen-Geschäftsführung, sondern auch mit anderen Akteuren auf dem Innovation-Campus wie der Technischen Hochschule und dem Fraunhofer-Institut im Austausch. Es gebe mehrere Ideen, &bdquo;und die Absprachen laufen, damit wir bald ein Ergebnis haben werden“.

An einer Lösungsmöglichkeit arbeitet das Fraunhofer-Institut, das seinen Sitz ebenfalls auf dem Campus hat. Das Parkleitsystem, das hier im Rahmen des &bdquo;Lemgo-digital“-Projekts entwickelt wird, diene aber in erster Linie der Forschung, betont Projektleiter Jens-Peter Seick. Dass etwas für die Autofahrer dabei herauskomme, sei eher ein Nebeneffekt.

Ein sicherlich willkommener. Nach Seicks Angaben werden neuartige Parkplatzsensoren installiert und zusätzliche Displays auf dem Gelände aufgebaut. Die neuen Displays und die bestehenden drei Anzeigetafeln sollen dann so arbeiten, dass sie leicht von den Verkehrsteilnehmern verstanden werden. &bdquo;Die Anzeigen erschließen sich bislang nicht allen Parkplatzsuchenden“, sagt Seick. Er hofft, dass das neue System im Oktober 2025 in Betrieb gehen kann.

Lesen Sie hier einen Kommentar von LZ-Redakteur Jens Rademacher zum Thema.

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