Keine Hoffnung mehr für "Lippe Regional"

Lemgo. Alle Hoffnungen haben sich zerschlagen: Das Integrationsunternehmen "Lippe Regional" ist nicht mehr zu retten. Nachdem im August bereits das Aus für die Molkerei und damit die Eben-Ezer-Milchprodukte angekündigt worden war, müssen nun auch die beiden anderen Unternehmenssparten zum Ende des Jahres 2022 dichtmachen. Dabei waren die Verantwortlichen im Sommer noch guter Dinge, die Vertriebsschiene und die Kartoffelschälung von "Lippe Regional" fortzuführen , zumal diese beiden Bereiche als rentabel galten. Das hat sich geändert, weil zwei Großküchen als Abnehmer absprangen.

Das Aus ist auch ein herber Schlag für den Verein "Lippequalität", sagt dessen Vorsitzender Jobst Flörkemeier. Denn die Handelsschiene für 15 &bdquo;Lippequalität“-Mitgliedsbetriebe belieferte 50 bis 60 Supermärkte und Läden mit Artikeln von regionalen Erzeugern. Diese müssen nun selbst zusehen, dass sie ihre Waren in den Lebensmittelhandel bekommen. Das "Lippequalität"-Siegel tragen Produkte vom Ei bis zum Schweinefleisch.

Mit der Schließung des Unternehmens, dessen einziger Gesellschafter die Stiftung Eben-Ezer ist, gehen 16 Arbeitsplätze verloren. "Lippe Regional" war vier Jahre lang am Markt. Die meisten Arbeitnehmer sind Menschen mit Behinderung. Die Stiftung habe ihr Versprechen wahrgemacht, allen Beschäftigten einen anderen Arbeitsplatz anzubieten, sagt "Lippe-Regional"-Geschäftsführer Dr. Albrecht Flake. Das sei im Verbund mit dem Kooperationspartner Bethel in Bielefeld geschehen. "Es hat leider nicht überall geklappt", auch weil mitunter die Entfernung zwischen Wohnort und neuem Arbeitsplatz zu groß gewesen sei. Leider würden einzelne Mitarbeiter auch arbeitslos werden, so Flake. Die genaue Zahl kenne er nicht. "Wir bemühen uns weiter."

Großküchen springen ab Zum Aus für die "Lippe Regional" als Ganzes kommt es nach Flakes Angaben, weil zwei Großküchen abgesprungen sind. Diese waren bislang aus Lemgo mit Biokartoffeln beliefert worden. Sie beziehen demnach künftig konventionell angebaute Kartoffeln anderer Anbieter. Flake: "Damit mussten wir die Hoffnung aufgeben, dass wir den Rumpfbetrieb weiterführen können." Mit anderen Worten: "Lippe Regional" kann nicht mehr wirtschaftlich arbeiten.

Hintergrund sei die aktuell "ganz schwierige Situation" in den Großküchen. Wegen der stark gestiegenen Preise für Lebensmittel stünden sie zurzeit enorm unter Druck. Dabei waren zwischenzeitlich andere Abnehmer hinzugekommen. So hatte der Kreis Lippe die Appelle von "Lippe Regional" gehört und hatte zugesagt, als Abnehmer für seine Kantine im Kreishaus einzusteigen. Flake: "Der Kreis hat getan, was er konnte." Doch diese 500 Essen wogen den Verlust von 3000 Essen der zwei Hauptabnehmer nicht auf.

Für "Lippequalität" ist die Schließung der Vertriebsfirma, die 2019 an den Start gegangen war, ebenfalls bitter. Vorsitzender Flörkemeier bedauert, dass Abnehmer mündliche Zusagen nicht eingehalten hätten. Auch die Hoffnung, neue Gesellschafter zu finden, habe sich zerschlagen. "Wir sind sehr enttäuscht." Bioware habe es überdies im Handel zurzeit sehr schwer. Nun würden Gespräche mit den Mitgliedsbetrieben von "Lippequalität" geführt, damit diese den Handel in Eigenregie beliefern können. Flake hat aber die Befürchtung, dass das nicht alle schaffen werden. Damit verschwindet mit der Schließung der unrentablen Molkerei nicht nur die Eben-Ezer-Milch aus den Kühlregalen, sondern es kann auch dazu kommen, dass andere "Lippequalität"-Produkte nicht mehr im Handel zu haben sind.

In die Bresche springen will das Gut Wilhelmsdorf aus Bielefeld. Es betreibt nach eigenen Angaben inzwischen die einzige Biomolkerei in OWL und will Biomilch und Naturjoghurt in lippische Läden bringen. "Lippe Regional" hat das Gut Wilhelmsdorf nach eigenen Angaben dabei unterstützt und die Kontakte hergestellt.

Bei all dem bleibt aber eine Hintertür offen: Das Unternehmen "Lippe Regional", eine gemeinnützige GmbH, wird vorerst nicht liquidiert, sondern "ruhend" gestellt. Damit könne das Inklusionsunternehmen im Falle eines Falles schneller reaktiviert werden. Flake: "Ich bemühe mich weiter um einen neuen Träger. Wir brauchen eine neue Ausrichtung und ein neues Konzept." Damit könnte es in ferner Zukunft wieder Hoffnung für den "Lippequalität"-Vertrieb geben - und neue Arbeitsplätze.

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