Nadelöhr B 66: Pendlern bleibt Hörstmar noch länger ein Dorn im Auge

Lemgo-Hörstmar. Wer von Lage nach Lemgo - oder umgekehrt - pendeln muss, braucht momentan einen langen Atem. Seit dem Feuer Mitte Dezember in einem leer stehenden Haus an der Ecke Uferstraße/B 66 ist Letztere auf Höhe der Brandruine nur noch einspurig befahrbar. Der Landesstraßen-Betrieb hat die Ampel so umprogrammiert, dass sie quasi wie eine Baustellenampel funktioniert. Das kostet Zeit.

In der Rushhour soll sich der Verkehr teils bis zum Bahnübergang Heßloher Straße in Richtung Lage zurückgestaut haben, also immerhin eineinhalb Kilometer weit. So lauteten zumindest die Beschwerden, die im Lemgoer Bauamt bei Geschäftsbereichsleiter Karl Wessel aufgeschlagen sind. Kein Wunder, dass man an der Heustraße den misslichen Zustand nicht mehr ewig hinnehmen will.

Ermittlungen sind nicht abgeschlossen Auch nicht angesichts der Zahlen, die Pressesprecher Sven Johanning vom Landesbetrieb Straßenbau in Bielefeld parat hat. Demnach fahren immerhin täglich gut 6500 Fahrzeuge auf der B 66 zwischen Heßloher Straße und Lemgoer Westumgehung. An Werktagen sind es sogar noch deutlich mehr. Für Dienstag bis Donnerstag wurden im Jahr 2021 (die aktuellste Messung) durchschnittlich 8300 Fahrzeuge binnen 24 Stunden ermittelt.

Pendelstrecke hin oder her: Noch sind Gutachter, Versicherung und Kripo eingeschaltet, zumal der Verdacht im Dezember schnell auf "Brandstiftung" fiel. Polizeisprecherin Nina Ehm bestätigt auf aktuelle Anfrage: Die Ermittlungen sind nach wie vor nicht abgeschlossen. Der Verdacht, dass die Ruine angesteckt worden ist, gilt, zumal das Gebäude seit Jahren leer stand. Weitere Zeugen sollten sich melden, Tel. (05231) 6090.

Sicherheitsabstand für Passanten Ein schneller Abriss wäre wünschenswert, unterstreicht Lemgos Bau-Geschäftsbereichsleiter Karl Wessel. Weil zumindest Teile des Gebäudes nun als akut einsturzgefährdet gelten, müssen die Auto- und Radfahrer sowie Fußgänger Sicherheitsabstand halten. Die Uferstraße, unter anderem Zubringer zum Bahnhof, ist von der B 66 aus gar nicht direkt anzusteuern.

Das hat, wie Ortsausschussvorsitzender Janik Wiemann (CDU) weiß, auch unschöne Folgen für das beschauliche Dorf im Westen Lemgos. Dort hat sich insbesondere der Sommerweg zu einer Schleichstrecke entwickelt, "um auf die Bundesstraße zu kommen, ohne den großen Bogen um den Sportplatz machen zu müssen", sagt Wiemann. Einige Autofahrer sollen so auch schon den Stau auf der B 66 umkurvt haben.

Schleichweg ausgerechnet am Kindergarten Das gefällt dem Christdemokraten Wiemann allerdings ganz und gar nicht. "Der Sommerweg ist nicht nur eine schmale Straße mitten durchs Wohngebiet, sie führt auch noch direkt am Kindergarten vorbei", blickt der Vorsitzende des Ortsausschusses mit ein wenig Sorge auf den Verkehr. An der nur einseitigen Ampelschaltung führt seiner Einschätzung nach allerdings kein Weg vorbei. Als anfangs noch beide Richtungen auf der B 66 Grün hatten, "haben wir ganz schön gefährliche Situationen gesehen", sagt Wiemann, der das Thema diese Woche auf die Tagesordnung im Ortsausschuss nahm.

Auch Karl Wessel zeigt sich zufrieden, dass der Landesbetrieb Straßenbau (Straßen NRW) binnen kurzer Zeit reagiert und die Ampel so umgestellt habe, dass nur noch eine Fahrtrichtung der B 66 Grün bekommt. Ansonsten sei das Bauamt bemüht, den Kontakt zur Eigentümervertretung der Brandruine eng zu halten. Die Rede ist von "kooperativen Gesprächen", die aber auch nicht ewig dauern dürften.

Erste Frist läuft diese Woche ab Zwar läuft die erste Frist, Abhilfe zu schaffen und der Einsturzgefahr mit dem Abriss zu begegnen, diese Woche ab. Laut Baudirektor Karl Wessel ist allerdings wegen der offenen Fragen (Gutachten, Versicherung, Ermittlungen ...) mit einer Verlängerung zu rechnen. Diese dürfe dann aber nur noch eine Frage von Wochen sein, mahnt der Geschäftsbereichsleiter.

Ansonsten wird in der Stadtverwaltung bereits über härtere Bandagen nachgedacht - die da lauten: Zwangsgeld oder Abriss auf eigene Veranlassung. In solch einem Fall würden die Kosten für Bagger & Co. dem Eigentümer in Rechnung gestellt. Zudem werde in einem solchen Fall nur das Nötigste abgerissen, von dem eine Gefahr ausgehe. Dazu gehörten beispielsweise die Giebelwand und der Schornstein.

Schon 2016 brach ein Feuer aus Bereits Anfang 2016 hatte es in einem Anbau des Wohnhauses gebrannt, woraufhin ein Jahr später festgestellt wurde, dass das Gebäude schon damals als "einsturzgefährdet" eingestuft wurde. Die Stadt reagierte seinerzeit umgehend und sperrte schon 2017 die Uferstraße hin zur Giebelseite. Hier indes sind nur wenige Autofahrer betroffen, einer Zählung von 2018 zufolge kommt die Uferstraße auf 1400 Kfz am Tag.

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