Leeser "Villa Kunterbunt" empfiehlt Kindern für nächste Woche Gehörschutz

Lemgo-Leese. Im Leeser Kindergarten "Villa Kunterbunt" ist kommende Woche Notbetreuung angesagt. Das bestätigt der Kreis Lippe mit Blick auf den bevorstehenden Einbau einer Lüftungsanlage. Da ab Montag Dutzende Kernbohrungen gemacht werden müssen, sollen Mädchen und Jungen möglichst von ihren Eltern zu Hause betreut werden. Alternativ seien die Familien gebeten worden, ihren Schützlingen Gehörschutz, so genannte "Mickey Mäuse", mitzugeben. Von Elternseite gibt es auch Kritik - vor allem an der Kurzfristigkeit der Maßnahme.

So verweisen Eltern darauf, erst knapp drei Wochen vor Beginn der Kernbohrungen, bei einer Elternversammlung am 21. Februar davon erfahren zu haben. Dies bestätigt auch Steffen Adams, Sprecher des Kreises Lippe, in dessen Trägerschaft die Kita in Leese ist. Gleichwohl bitte er um Verständnis, dass eine "vorherige unkonkrete Informationsweitergabe nur für eine unnötige Verunsicherung in der Elternschaft gesorgt hätte". Erst Mitte Februar hätten die konkreten Zeit- und Ablaufplanungen vorgelegen, und dann seien die Eltern auch "sofort" (Adams) informiert worden.

"Urlaub aufsparen nicht möglich" Eine Mutter, die namentlich nicht genannt werden möchte, spricht indes von einem "solch knappen Vorlauf, bei dem viele Eltern an ihre Grenzen kommen". Hätte man die Baumaßnahme, ohne konkreten Zeitraum, wenigstens für Anfang 2023 avisiert, "hätte sich der ein oder andere eventuell Urlaub aufgespart". Doch so kurzfristig könne das nicht jeder bei seinem Arbeitgeber möglich machen.

Die Kinder mit Gehörschutz zur Notbetreuung zu bringen, hinterlasse außerdem ein mulmiges Gefühl, so die Mutter weiter. Zumal der Kreis Lippe argumentiere, die Zahl der Kinder in der kommenden Woche auch aus Gründen der Unfallverhütung reduzieren zu müssen. Der Kreis Lippe hätte die Arbeiten vielmehr in die Ferien, vielleicht sogar in die Schließungszeit im Sommer legen müssen oder wenigstens kreative Alternativen bedenken sollen: die Turnhalle oder die leer stehende Astrid-Lindgren-Schule in Anspruch zu nehmen.

Kernbohrungen dauern eine Woche Für den Kreis Lippe sind die von Elternseite eingebrachten und am Infoabend diskutierten "Alternativen" keine. Denn erstens greife man für die Maßnahme auf Fördermittel aus dem Programm zur Verbesserung der Lüftungssituation an Schulen und Kitas zu. Auflage: Die Gelder müssen laut Pressesprecher Adams bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgegeben sein; dies lasse eine Verschiebung auf Ferienzeiten, in denen weniger los oder der Kindergarten sogar geschlossen sei, nicht zu.

Punkt zwei: Die alte Astrid-Lindgren-Schule samt Turnhalle sei für den Kita-Betrieb qua Baurecht nicht ohne Genehmigung und ohne "Einhaltung aller Vorgaben" zugelassen. Abgeschlossen werden sollen die gesamten Arbeiten, die mit dem Abnehmen der Decken bereits begonnen haben, nun Ende März, die besonders lauten Kernbohrungen sollen binnen einer Woche zu schaffen sein.

Essenspreis mehr als verdoppelt Sauer aufgestoßen ist einigen Eltern im Leeser Kindergarten außerdem die saftige Erhöhung des Preises für das Mittagessen. Sie wurde zum Jahreswechsel wirksam. Wie Kreissprecher Steffen Adams bestätigt, ging es zum 1. Januar tatsächlich von 1,70 auf 3,50 Euro rauf, was mehr als einer Verdoppelung gleichkommt.

Eltern kritisieren weniger den Endpreis, der mit dem anderer Einrichtungen durchaus vergleichbar sei, sondern vielmehr Zeitpunkt und Kurzfristigkeit sowie, dass die gesamte Erhöhung auf einen Schlag durchgezogen worden sei. Falle der Zeitpunkt doch zusammen mit den drastisch gestiegenen Energiepreisen.

Erste Preiserhöhung seit 2003 In der Tat haben die Eltern von der Entscheidung des Kreisbildungsausschusses über die neuen Essenspreise von Ende August 2022 erst im November erfahren. Steffen Adams erklärt die Verzögerung mit "internen ablauforganisatorischen Gründen". Die Preiserhöhung sei mit der angespannten, lippischen Haushaltslage begründet. 20 Jahre lang habe der Kreis als Kita-Träger die Preiserhöhungen seitens des Caterers, eines Integrationsunternehmens, selbst aufgefangen. Und auch künftig bezuschusse er das Mittagessen, könne aber die seit 2003 unveränderten Preise nicht mehr halten.

Die Rede ist von Seiten des Kreises von einer bisher "erheblichen Subventionierung". Eltern hätten aufgrund der Preiserhöhung aber die Möglichkeit, das warme Mittagessen abzubestellen und ihrem Kind kalte Verpflegung mitzugeben. Es sei aber sowohl vom Personal als auch der Ausstattung her nicht möglich, mitgebrachtes Essen für die Kinder aufzuwärmen.

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