BUND Lemgo gibt Tipps für den richtigen Obstbaumschnitt

Lemgo. Jetzt kommt es drauf an. Damit Obstbäume im Herbst viele Früchte tragen, sollten in diesen Tagen die richtigen Vorbereitungen getroffen werden. Um Äpfel, Birnen und Co. ernten zu können, müssen die Bäume regelmäßig geschnitten werden. Dabei gilt es, ein paar Tipps und Tricks zu beachten und Fehler zu vermeiden.

Auf der Streuobstwiese in Kirchheide am Wilhelm-Stölting-Weg haben viele helfende Hände in diesem Frühjahr bereits die Obstbäume geschnitten. "Wir haben uns 50 Bäume vorgenommen, aber 70 geschafft. Wir waren sehr fleißig", sagt Eckhard Buschmeier, Sprecher der BUND-Ortsgruppe Lemgo (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland). Auf der Wiese, die von der Ortsgruppe gepflegt wird, stehen rund 200 Bäume von den verschiedensten Sorten – von Apfel über Birne bis hin zu Kirsche und Walnuss. Worauf es beim Rückschnitt ankommt, weiß Buschmeier daher ganz genau:

Kernobst wie Apfel und Birne müsse im Winter, beziehungsweise Frühjahr geschnitten werden – bevor die Bäume anfangen, zu blühen. Dabei ist wichtig: Nicht bei starkem Frost schneiden, da die Bäume sonst nicht gut "heilen". Steinobst wie die Kirsche müsse hingegen bereits kurz nach der Ernte geschnitten werden, da das ausgeprägte Wachstum im zeitigen Frühjahr sonst unterbunden werde.

Früchte brauchen Sonnenlicht In den ersten acht bis zehn Jahren brauche ein Obstbaum besondere Aufmerksamkeit und müsse jährlich geschnitten werden – hier ist die Rede vom Erziehungsschnitt. "Das Schneiden hat eine Lenkfunktion", sagt Buschmeier, da Äste nach oben und nach außen gelenkt werden sollten. Wenn sie später Früchte tragen, würden sie von ganz alleine wieder nach unten kommen. Dadurch entstehe das Kronengerüst.

Zudem sei es wichtig, dass die Früchte ausreichend Sonnenlicht erhalten würden. "Es sollte möglich sein, eine Mütze durch die Krone zu werfen", beschreibt Buschmeier anschaulich. Durch den Rückschnitt werde außerdem verhindert, dass das Gewicht der Äste beim Tragen von Früchten zu groß wird und sie brechen. Der Baum sollte dabei allerdings auch nicht zu stark beschnitten werden, dann könnten sogenannte Wassertriebe wachsen. Das sind meist steil nach oben wachsende Triebe, die die Baumkrone verdichten. Die Folge: Die Früchte darunter bekommen zu wenig Sonnenlicht.

Schnittgut nicht direkt entsorgen In den folgenden Jahren, beim sogenannten Pflegeschnitt, müsse der Obstbaum nicht mehr jährlich geschnitten werden. Bei größeren Bäumen sei es jedoch wichtig, auch die oberen Äste zu schneiden – und nicht nur die unteren, an die leicht heranzukommen sei. Das Schnittgut muss übrigens nicht zwangsläufig entsorgt werden. Auf der Streuobstwiese in Kirchheide wird es zum Beispiel als Nisthaufen für allerlei Tiere verwendet – vom Rotkehlchen über den Igel bis hin zum Mauswiesel.

Für das Schneiden von frisch gepflanzten Bäumen hat Buschmeier auch noch einen Tipp: Bei der Bepflanzung eines jungen Obstbaumes – im Frühjahr oder Herbst – muss zunächst der Pflanzschnitt durchgeführt werden. Dieser ist zum einen für die spätere Kronenform des Baumes wichtig. Zum anderen werden dabei überschüssige Triebe entfernt. "Ein junger Baum darf nicht überfordert werden."

"Alte Sorten dürfen nicht verloren gehen" Auf der Streuobstwiese gehe es in erster Linie um den Lebensraum, der dort geschaffen wird. "Eine reichhaltige Obsternte ist lediglich ein erfreulicher Nebeneffekt", sagt Buschmeier. Ob Vögel, die in den Nistkästen an den Bäumen brüten, Wildbienen, die in dem Insektenhotel ein sicheres Plätzchen für die Larven finden, oder auch die Wühlmäuse, die unter der Grasnarbe durch die Gänge flitzen. Zahlreiche Tierarten finden auf der Streuobstwiese ein Zuhause.

"Die Wühlmäuse sind allerdings nicht gerne gesehen", sagt Buschmeier. Sie fressen die Baumwurzeln - vor allem vom Apfelbaum. "Einen Baum alt zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Es ist schade, wenn ein Baum abstirbt. Gerade bei einer alten Sorte, die nicht so einfach zu bekommen ist", sagt Buschmeier.

Apropos, der Erhalt alter Sorten ist ebenfalls ein Vorteil von Streuobstwiesen. "Ob Clapps Liebling, Köstliche von Charneux oder auch Gräfin von Paris – wir haben hier viele alte Birnen- und auch Apfelsorten, die nicht verloren gehen dürfen", sagt Buschmeier. Zu guter Letzt können viele BUND-Mitglieder in Lemgo durch die beiden Streuobstwiesen in Kirchheide und am Lindenhaus in Brake regional mit Obst versorgt werden.

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