Mit Löwen und Flinte: Lemgoer Museum zeigt Leben der Dompteuse Dora Friese

Lemgo. Sie war eine außergewöhnliche Frau: Unerschrocken, gradlinig, emanzipiert, Ernährerin der Familie - und das Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Dora Friese, Lemgoer Schaustellerin, die als Raubtier-Dompteuse europaweit gefeiert wurde.

Vielen älteren Lemgoern ist sie noch bekannt. Denn Wohnsitz und Winterquartier der Schaustellerfamilie Friese war und ist ein Haus am Wall in Lemgo. Heute wohnt dort Enkelin Leni Schmidt-Friese, die die Schausteller-Tradition an Sohn und Enkelin weitergegeben hat. Mittlerweile dient das Gebäude auch als Lager für Utensilien, Aufbauten und Geräte - denn Platz ist genug, schließlich hat Großmutter Dora dort bis in die 1950er Jahre ihre Tiere gehalten. Wer auf dem Wall spazieren ging, konnte mitunter durchaus Löwen in ihren Gehegen beobachten, Krokodile und Alligatoren wälzten sich in Wasserbecken und Affen kletterten die Fassaden entlang.

Mit dem Krokodil über den Hof Leni Schmidt-Friese selbst ist als Schausteller-Tochter bei der Oma aufgewachsen, wenn die Eltern auf Tour waren und sie zur Schule musste. Damals ritt sie auf Krokodilen über den Hof und bei Schulkameraden war der Besuch auf dem Hof der Frieses sowieso stets der Renner, erinnert sich die heute 75-Jährige.

Das einzigartige Leben ihrer 1964 verstorbenen Großmutter Dora Friese ist bereits mit Ausstellungen gewürdigt worden. Zuletzt hat Dr. Sonja Girod gemeinsam mit dem Stadtarchiv für die VHS Detmold-Lemgo eine Ausstellung rund um das außergewöhnliche Leben der Dompteuse konzipiert und damit offenbar den Nerv der Lemgoer getroffen: Selten war in der VHS eine Ausstellung so nachgefragt, wie die über Dora Friese.

Jetzt wird die Ausstellung erneut im Hexenbürgermeisterhaus gezeigt, bereichert um einige Stücke aus dem reichhaltigen Repertoire der Leni Schmidt-Friese und dem kürzlich fertiggestellten Film aus dem LWL-Medienzentrum &bdquo;Dora Friese & Enkelinnen - Drei Generationen Schaustellerinnen aus Westfalen“.

Leni Schmidt-Friese hat unter anderem Fotos, eine Paradefigur, Pferde oder auch einen kleinen Schlitten beigesteuert. &bdquo;Mit dem“, erzählt die 75-Jährige, &bdquo;wurde ich von Doggen über das Gelände gezogen.“ Ein Spaß auch für ihre Schulfreunde, die nur zu gerne das &bdquo;Abenteuerparadies“ der Frieses am Wall besuchten.

Den Amerikanern mit der Flinte gedroht Bis Ende der 1950er Jahre kletterte dort noch immer der Lieblingsaffe von Dora Friese herum, während sie sich von den übrigen Tieren nach und nach verabschieden musste. Denn die Zeiten der großen Menagerien mit wilden Tieren aus fremden Ländern, mit denen die Schausteller über Jahrzehnte die Besucher der Jahrmärkte beeindruckt hatten, die waren vorbei. Und auch Dora hatte sich mit ihren gewagten Löwen- und Leopardennummern längst zur Ruhe gesetzt. Überlebensgroße Affenporträts in der Ausstellung zeugen von den Zeiten, als in den 1920er Jahren die Tier- und Artistenmenagerien noch zum Standard gehörten.

Mittlerweile ist die Familie mit Schießstand und Ausschank-Wagen unterwegs und das in der achten Generation, denn auch Enkelin Kathleen ist im vergangenen Jahr fest eingestiegen. Die Ausstellung im Hexenbürgermeisterhaus aber wirft noch einmal einen Blick zurück auf das Leben der Dora Friese, die mit ihren Löwen-Nummern nicht nur die heimischen Zuschauer, sondern auch den Zaren von Russland begeisterte, die nach dem frühen Tod ihres Mannes beherzt die Geschäfte der Familie übernahm und sich den Amerikanern zum Ende des Zweiten Weltkrieges mit der Schrotflinte in der Hand entgegenstellte. Heute wacht ein steinerner Löwe über ihr Grab, das auf dem Friedhof in der Lüningheide zu finden ist.

Die wilde Welt der Dora Friese Die Ausstellung ein &bdquo;Ein Zoo auf Rädern. Die Schaustellerfamilie Friese“ ist ab Freitag, 16. Februar, bis zum 19. Mai im Hexenbürgermeisterhaus (Breite Straße 17-19) zu sehen. Gezeigt wird auch der neue Film aus dem LWL-Medienzentrum &bdquo;Dora Friese & Enkelinnen - Drei Generationen Schaustellerinnen aus Westfalen“.

Am Freitag, 8. März, gibt es zum Internationalen Frauentag eine Führung zum Thema &bdquo;Starke Frauen“ in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle. Stadtführerin Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn wird über das Leben von Dora Friese berichten. Danach stehen noch Stationen in der Neustadt an. Die Führung beginnt um 15 Uhr und dauert ca. 90 Minuten. Die Teilnahme ist kostenfrei, um Anmeldung wird gebeten, Tel. (05261) 213-276.

Mit Löwen und Flinte: Lemgoer Museum zeigt Leben der Dompteuse Dora Friese

Dora Friese: Diese Lemgoer Dompteuse sticht selbst den Zirkus Hagenbeck aus

Highlights im neuen Jahr: Diese berühmte Schauspielerin kommt nach Lemgo

Historienroman in Lemgo: Engstler enthüllt „Sophies Geheimnis“

38 Grad in Kita im Sommer: Stadt Lemgo will in Brake nachbessern

Wo die Weihnachtsbäume in Lemgo abgegeben werden können

Von Lemgo nach Kiew: Wie Tatiana täglich im Krieg ihr Leben riskiert

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €