So kommt die Glasfaser in Lemgos Häuser

Lemgo. Hohe Internetgeschwindigkeiten, das verspricht Glasfaser. In Lemgo schreitet der Ausbau immer weiter voran. Glasfaser Nordwest, ein Gemeinschaftsunternehmen von der Telekom und EWE, hat mittlerweile sechs Ausbaugebiete in der Stadt bekannt gegeben: Lemgo Nordwest, Nordost, Südwest, Südost, Zentrum und Ost. Alle sind unterschiedlich weit. Im Nordosten Lemgos ist das Unternehmen nun dabei, die Häuser anzuschließen. Wie das funktioniert, dabei hat die LZ den Arbeitern über die Schulter schauen dürfen.

Was bislang geschah Lemgo Nordost war das erste Glasfaser-Ausbaugebiet. Es liegt östlich der Rintelner Straße ab Höhe Staff-Landschaftspark bis einschließlich Pöstenweg (auch der Spiegelberg) und westlich des Bruchweges bis zum Wall und zur Kampschule. Hier können 2800 Haushalte und Unternehmen profitieren. Ende 2022 startete die Vermarktung. Wer sich zwei Jahre vertraglich bindet, erhält den Hausanschluss gratis, so das Versprechen. Bis zu 1000 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) im Download und 200 Mbit/s im Upload sind derzeit möglich. Mit der Auftragsquote im Lemgoer Nordosten sei Glasfaser Nordwest zufrieden, auch wenn es natürlich immer Potenzial nach oben gebe, sagt Kommunalbeauftragter Celal Tayan. Kunden können sich derzeit für die Telekom oder EWE entscheiden. Ab der zweiten Jahreshälfte soll auch das Telekommunikationsunternehmen 1&1 mit einsteigen.

Im März vergangenen Jahres rollten die ersten Bagger in die Straßen, legten Leerrohre und bereiteten die Hausanschlüsse vor. Das Verteilnetz ist lange fertig. Doch erst seit einigen Wochen bekommen die Bewohner, die einen Vertrag gebucht haben, die Glasfaser ins Haus gelegt. So wie Anneliese Klemme. Die 87-Jährige nutze selbst gar kein Internet, habe den Anschluss aber für ihren Enkel legen lassen, der das Haus mal übernehmen möchte.

Hausanschluss im Einfamilienhaus An diesem Morgen gegen 9 Uhr sind die Arbeiter von Janning Tiefbau im Auftrag von Glasfaser Nordwest gekommen, um die Glasfaser in das Einfamilienhaus von 1938 zu legen. Vom Bürgersteig bis zur Hauswand ist nur ein kurzes Gartenstück von geschätzten fünf Metern zu überwinden. Die Arbeiter graben zwei etwa 60 Zentimeter tiefe Löcher mit dem Spaten: eines an der Grundstücksgrenze und eines an der Hauswand. Anneliese Klemme hat extra vorab ihren Strauch ausgebuddelt und umquartiert. Für alle Fälle. Doch die Arbeiter versichern, dass das nicht nötig gewesen wäre. Ein paar Blumenzwiebeln fallen dem Erdaushub trotzdem zum Opfer.

Dann holen die Arbeiter ein gelbes Gerät. &bdquo;Das ist ein Ortungsgerät für den GPS-Ball, mit dem wurde das Kabel vorher markiert“, erklärt Bauleiter Alexander Braun. Doch sie finden es nicht auf Anhieb. Es stellt sich heraus, dass der Anschluss vor einer Betoneinfassung um das Grundstück endet. Die Männer müssen den weißen Kunststoffschlauch noch darunter herführen. Dann kann die sogenannte Erdrakete zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich um einen Bodenverdrängungshammer, der sich mittels Druckluft bis zu zehn Meter weit durch das Erdreich schieben kann. So können die Leitungen durch den Boden gelegt werden, ohne diesen komplett aufzugraben.

Dann muss noch eine Durchführung in Anneliese Klemmes Bügelkeller gebohrt werden. Neuere Häuser haben so etwas manchmal schon. Wenn das erledigt ist, kommt Spleißer Aid Abdehamid zum Einsatz. Er kann die vorbereitete Glasfaser vom Verteilerkasten, der am Ende der Straße steht und von dem 90 Adressen erschlossen werden können, dann durch das Leerrohr bis ins Haus pusten. &bdquo;Bis zu 900 Meter Strecke sind möglich“, sagt Bauleiter Braun. Und es brauche eine gewisse Temperatur, bei Frost sei das Verfahren schwierig durchzuführen. Pro Anschluss plant er zwei bis drei Stunden Zeit ein - je nachdem, wie sich die Situation vor Ort darstellt. Entweder direkt oder bei einem zweiten Termin wird dann die Glasfaserdose installiert.

Das passiert nach dem Hausanschluss Könnte Anneliese Klemme also am Mittag schon Glasfaser nutzen? &bdquo;Theoretisch ja“, sagt Braun. Es komme natürlich auf den Vertragsbeginn für das schnelle Internet an. Zunächst muss dafür auch noch ein passender Router installiert werden. Darum muss sich die Lemgoerin selbst kümmern oder sich Expertise in der Verwandtschaft oder beim Experten holen. Einer davon ist Kai Czechau. Der Meister für Informationstechnik kümmert sich mit seiner Lemgoer Firma darum, wie es im Haus weitergeht. Denn die wenigsten wollen ihren Router im Keller haben.

Die Betondecke im Keller sorgt dafür, dass das Signal schwach ist. Also müsste die Leistung erhöht werden, was zusätzliche Energie verbraucht. Daher ist es ratsam, den Router dort zu platzieren, wo das Internet benötigt wird und das WLAN-Signal möglichst wenig gestört wird. Dafür kann Czechau auf Wunsch sorgen. &bdquo;Doch mir wäre es lieber, wenn die Kunden kommen, bevor sie einen Vertrag unterschreiben“, sagt der Unternehmer. Denn jedes Haus sei anders, die Lösungen individuell und so seien auch die Verträge unterschiedlich. Daher nehme Czechau in seinem Geschäft einen hohen Beratungsbedarf wahr.

Anschluss im Mehrfamilienhaus In Mehrfamilienhäusern endet die Arbeit von Glasfaser Nordwest jedoch nicht im Keller beziehungsweise Erdgeschoss, wenn es kein Untergeschoss gibt. Denn die Firma bietet FTTH-Anschlüsse. Das steht für Fiber to the Home, also Glasfaser bis in die Wohnung. &bdquo;Dafür machen wir vorab einen Erkundungstermin mit dem Eigentümer aus“, erklärt Celal Tayan. Dann werde nach der besten Lösung für das Haus mit seinen Wohnungen gesucht.

So geht es weiter in Lemgo Im Lemgoer Nordwesten (Blumen- und Musikerviertel sowie das Gebiet südlich der Richard-Wagner-Straße bis zum Wall) liegen die Leerrohre ebenso bereits in den Straßen, auch die Netzverteiler sind laut Tayan vorbereitet. Hier geht es nach dem Nordosten mit den 3000 potenziellen Hausanschlüssen weiter. Für die 5100 Haushalte südlich des Braker Wegs und Brake samt Stucken läuft seit diesem Jahr die Vermarktungsphase. Zuletzt wurden im Dezember die Ausbaugebiete Zentrum (zwischen Echternstraße und Langenbrücker Tor sowie Steinweg bis Ostertor-Kreisel) und Ost (Ostertor-Kreisel bis Ortsausgang Hamelner Straße sowie Pöstenweg bis Schloss Brake) bekanntgegegen. Die Vermarktung ist im Februar gestartet.

Transparenzhinweis: In einer früheren Version wurde auch das Ausbaugebiet Lieme genannt. Glasfaser Nordwest hat laut eigenen Angaben die dortige eigenwirtschaftliche Erschließung jedoch eingestellt. Grund dafür ist, dass ein Mitbewerber dort zwischenzeitlich tätig geworden ist. Dabei soll es sich um Plusnet handeln. Das Unternehmen gehört zum Energieversorger EnBW. Im Industriegebiet soll Versatel 1&1 aktiv sein.

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