In St. Nicolai verschmelzen Orgel und Querflöte zu einem besonderen Klangkosmos

Lemgo. Die Reihe der Lemgoer Sommerkonzerte in St. Nicolai und St. Marien haben Querflötistin Verena Beatrix Schulte und Sebastian Freitag an der Orgel fortgesetzt. Rund 50 Gäste der Kirche St. Nicolai lauschten Werken von Bach bis hin zur französischen Romantik, die unter dem Titel &bdquo;Kontraste“ den Klangfarbenreichtum der Musik für Flöte und Orgel zeigten. Bearbeitungen für Orgel und Flöte wechselten mit reinen Orgelwerken. Die Lemgoer Flötistin Verena Beatrix Schulte studierte in Detmold, London sowie Salzburg, erhielt zahlreiche Stipendien und wirkt als Konzertdesignerin. Sebastian Freitag, seit 2022 Domorganist in Dresden, studierte ebenfalls in Detmold.

Bereits der Auftakt mit Johann Sebastian Bachs berühmter Sonate h-Moll BWV 1030, um 1730 für Cembalo und Flöte gesetzt, ließ keinen Zweifel daran, dass die Besetzung für Flöte und Orgel einen einzigartigen Klangkosmos eröffnet. Die Flötistin verstand es meisterhaft, im durchsetzungsfähigen Ton die feinen Nuancen der barocken Klangwelt hervorzubringen, während die Orgel mit ihrer majestätischen Klangfülle eine eindrucksvolle Basis bot. Orgel und Flöte verschmolzen im Hall der Kirche, während die Flöte der Orgel im gewundenen Spiel eine Klangkrone aufsetzte. Die klare Struktur und thematische Dichte des Werks kamen im gelungenen polyphonen Zusammenspiel und mit dynamischen Kontrasten zur Geltung.

Dem Scherzo g-Moll für Orgel des italienischen Komponisten und Organisten Marco Enrico Bossi (1861-1925) verlieh Sebastian Freitag im flinken motorischen Spiel und mit hellen Klangfarben einen markanten Charakter. Filigrane Melodik und wuchtige Akkorde sorgten für Kontraste und virtuose Modulationen schufen neue Klangflächen.

Flöte und Orgel harmonieren in besonderer Intensität Im weiteren Verlauf des Konzerts wurde die Entwicklung der Musik von der barocken Strenge hin zur expressiven Vielfalt der französischen Musik deutlich spürbar. Die &bdquo;Trois movement“ von Jean Alain (1911-1940) entfalteten einen lyrisch impressionistischen Ton. Ursprünglich für Flöte und Klavier komponiert, wurde das Werk von Marie-Claire Alain für Flöte und Orgel bearbeitet. Tonrepetitionen und absteigende Linien sorgten für Dramatik, flirrende Orgelläufe und melodische Bögen der Flöte paarten sich im metrischen Spiel.

Dazu passte das Orgelwerk &bdquo;Piece heroique“ von Cesar Franck (1822-1890). Das heroische Stück stammt aus dem Jahr 1878 und beginnt mit einem Marsch und Fanfaren im typisch französischen Ouvertüren-Rhythmus. Eine mit Orgel-Tremulant dahinschwebende Melodie und strahlende Klänge füllten den Kirchraum.

Das modernste Werk war die &bdquo;Sonata da Chiesa“ für Flöte und Orgel des Schweitzer Komponisten Frank Martin (1890-1974). Die Kirchensonate wurde 1938 für Viola d`amore und Orgel komponiert und 1941 für Flöte und Orgel überarbeitet. In dieser Besetzung entfaltete sie eine besondere Intensität. Die dunklen melancholischen Melodiebögen der Flöte harmonierten beeindruckend mit dem farbenreichen Klangteppich der Orgel und schufen eine mystische Atmosphäre. Dramatische Steigerungen wechselten mit meditativen Episoden, in denen lange Flötentöne und sanfte Klangfarben harmonierten. Während die Orgel den Raum zum Schwingen brachte, bestach der silberhelle Klang der Flöte in intimer Gesanglichkeit. Das Duo erhielt lang anhaltenden Beifall.

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