Hilfe gesucht: Lemgoer Senioren sind mit der Rikscha unterwegs

Lemgo. Wenn die eigene Mobilität nachlässt, bleiben viele ältere Menschen zurück. Zu Fuß oder mit Fahrrad kommen sie alleine nicht mehr voran, an ein Auto ist gar nicht zu denken. Mit dem Projekt &bdquo;Auf Achse“ will Horst Kays ihnen weiterhelfen und hat dafür bereits eine Rikscha im Angebot.

Mit der bietet er über den Verein Freundeskreis St.Loyen Fahrten an. Bislang sind die drei Seniorenheime des Johanneswerks (St. Loyen Zentrum, Stift St. Loyen und das Altenheim am Schloss) dabei. Doch der Verein will das Angebot auch auf die übrigen Altenheime in Lemgo und Privatpersonen ausweiten.

Für Horst Kays ein Herzensprojekt. Als der heute 67-Jährige in Rente ging, suchte er nach der richtigen Beschäftigung. Er wolle sich einbringen, Gutes tun, aber eben dabei für sich auch das Richtige finden.

Den Senioren Lebensfreude schenken Per Zufall wurde er auf das Rikscha-Projekt &bdquo;Radeln ohne Alter“ aufmerksam. Das kam ursprünglich aus Dänemark, wird aber bereits in einigen Kommunen in Deutschland umgesetzt. Das Ziel: Mit Rikscha-Fahrten den Senioren wieder ein Stück Mobilität zurückzugeben. Eine Intention, die Horst Kays nur zu gut nachvollziehen konnte, schließlich hatte er bei der eigenen Mutter erleben müssen, wie sehr Senioren unter ihrem eingeschränkten Radius im Seniorenheim leiden - und als begeisterter Radfahrer war ihm das Projekt ohnehin sympathisch.

Und so begann der Lemgoer, sich zu informieren und hatte das Glück, die Geschäftsführerin des Bielefelder Johanneswerkes kennenzulernen, die ihn wiederum an den Freundeskreis St. Loyen verwies. Denn um Spenden zu sammeln, brauchte Horst Kays einen gemeinnützigen Verein - und hatte ihn mit dem Freundeskreis gefunden, der sich generell für die Belange aller Senioren in Lemgo einsetzt.

20.000 Euro für die Tandem-Rikscha Mit Hilfe des Ehrenamtsbeauftragten der Stadt Hendric Schwär-Fröhlich konnte er schließlich über das Leaderprojekt &bdquo;3L in Lippe“ die nötigen 20.000 Euro Fördergelder für das Rikscha-Tandem ergattern. Das war im Dezember, im Januar dann stand der rote Elektro-Flitzer schon vor der Tür. Im Frühjahr starteten die Fahrten und die sind bei den Senioren überaus beliebt. Es geht über den Wall oder auch bis zur Walkenmühle und &bdquo;beim Stadtradeln hat es ein Fahrer sogar bis nach Barntrup geschafft“, grinst Horst Kays vergnügt.

Noch wechselt die Rikscha samt Anhänger, auf der bis zu drei Fahrgäste Platz finden, wochenweise zwischen den Seniorenheimen. Im Online-Kalender tragen die Einrichtungen ihre Wünsche ein, die dann mit den Fahrern, oder Piloten, wie sie Horst Kays nennt, abgestimmt werden. Die Nachfrage ist groß und daher möchte der Vereinsvorsitzende den Service gerne ausbauen und ein zweites Rad kaufen, das auch für Senioren geeignet ist, die körperlich eingeschränkter sind.

Doch dafür braucht es nicht nur weitere 12.000 Euro, sondern auch weitere Piloten. &bdquo;Die nämlich werden noch händeringend von uns gesucht.“ Wer Lust hat, Rikscha-Fahrten zu übernehmen, muss sich nicht fest binden. &bdquo;Er oder sie kann dann entscheiden, wann es am besten passt - ob einmal in der Woche oder im Monat.“

Dringend: Fahrer und Sponsoren gesucht Wichtig aber ist vorab die Einweisung, samt erster Fahrt. Denn für die mit E-Motor angetriebene Rikscha brauche es durchaus eine gewisse Eingewöhnung, auch weil das Gefährt nicht nur recht breit und schwer, sondern mit Anhänger auch gut 4 Meter lang ist. Eine gewisse Routine als Radler sollte man mitbringen und mitunter müsse man mit drei Senioren an Bord trotz der Elektrounterstützung auch kräftig in die Pedale treten, erzählt Horst Kays. Das aber sei alles zu machen - und ganz wichtig: Der Versicherungsschutz ist über die Seniorenheime gewährleistet.

Etwa eine Stunde oder auch länger könne eine Tour dann dauern, berichtet Horst Kays von den eigenen Ausflügen. &bdquo;Ich halte dann gerne auch mal bei der Eisdiele in der Breiten Straße.“ Gemütlich mit etwa 8 bis 12 Stundenkilometer ginge es dann voran. Da bleibe reichlich Zeit fürs Gespräch: für Anekdoten der Senioren, für Geschichten aus dem alten Lemgo oder auch übers Wohlbefinden.

Das sei einfach schön, bereichernd für die dankbaren Senioren und auch für den Fahrer und eben deshalb hofft Horst Kays noch auf weitere Piloten und auf Spender für eine zweite Rikscha. Wer Interesse hat oder mehr über das Projekt erfahren möchte: https://freundeskreis-stloyen.de

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