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Strategische Stadtziele: Lemgo hat unter anderem noch Luft nach oben bei der Windkraft

Nadine Uphoff

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An der Lütter Straße in Voßheide entsteht ein neues Windrad. - © Archivfoto: Nadine Uphoff
An der Lütter Straße in Voßheide entsteht ein neues Windrad. (© Archivfoto: Nadine Uphoff)

Lemgo. Um sicherzustellen, dass die Stadtverwaltung alle für Lemgo wichtigen Themen und Handlungsfelder gleichermaßen im Blick hat, arbeitet sie bereits seit 2011 mit strategischen Stadtzielen. Diese wurden 2022 überarbeitet und erweitert. Damit ihre Wirkung gemessen werden kann und um negative Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, wurden für jedes der acht Stadtziele Kenngrößen festgelegt. Erstmals gibt es eine schriftliche Auswertung, die Mitarbeiterin Anja Kern im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellt hat. Wichtigste Erkenntnis: Nicht in allen Bereichen konnte die Stadt ihre Ziele erreichen.

Aber: „Der Blick nach vorne ist für Lemgo ein durchaus erfreulicher: Für das sehr bedeutsame Klimaschutzkonzept und das Zwischenziel in 2025 sieht es in vielen Bereichen so aus, als würden wir unsere ambitionierten Ziele erreichen. In nur wenigen Gebieten gibt es Nachholbedarf. Beim Blick auf die Ziele für 2030 und 2035 ist aber auch klar festzuhalten, dass es ein riesiger Kraftakt sein wird, um da hinzukommen, wo wir hinkommen wollen“, wird Anja Kern in einer Mitteilung zitiert.

Klimaschutz und Energie

Beim Stadtziel Klimaschutz und Energie will Lemgo bis 2035 klimaneutral sein. Das erfordere eine Reduzierung der Treibhausgase um mindestens 90 Prozent gegenüber 1990. Seit Jahren wird dieser Ausstoß deutschlandweit und auch in Lemgo geringer. Für die Sektoren Wärme, Strom und Mobilität gibt es allerdings differenzierte Zahlen. Beim Wärmebereich beispielsweise ist festzuhalten, dass der Erdgas- und Erdölverbrauch in Lemgo seit Jahren sinkt. Im Gegensatz dazu ist es nicht gelungen, die selbst gesteckten Ziele beim Windkraftausbau zu erreichen. Allerdings gibt es bereits genehmigte, aber noch nicht gebaute Windkraftanlagen in Voßheide, Lieme und Brüntorf.

Wirtschaft und Hochschule

Die Firma Brasseler trägt zur Wirtschaftkraft Lemgos bei. - © Firma Brasseler
Die Firma Brasseler trägt zur Wirtschaftkraft Lemgos bei. (© Firma Brasseler)

Ein weiteres Ziel ist, dass Lemgo ein attraktiver Wirtschaftsstandort für Industrie, Handwerk und Dienstleistung bleibt. Außerdem soll die Vernetzung von Wissenschaft und Bildung mit Handwerk und Industrie für Innovationen und wirtschaftliche Impulse sorgen. Um dieses Ziel zu messen, wurden unter anderem die Gewerbesteuereinnahmen, die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und die Arbeitslosenquoteberücksichtigt. Letztere ist in 2023 gegenüber dem Vorjahr zwar um 0,2 Prozent auf vier Prozent gestiegen, liegt damit aber trotzdem unter den Kreis-, Landes- und Bundeswerten. Die Gewerbesteuereinnahmen stiegen im gleichen Zeitraum hingegen um neun Prozent. Die Zahl der Studenten an der Technischen Hochschule OWL in Lemgo sank jedoch um 4,7 Prozent auf 2770 Studenten im Jahr 2023, landesweit gab es einen Rückgang um fünf Prozent.

Haushalt

Außerdem ist es Ziel, den Haushalt Lemgos ausgeglichen zu gestalten und Belastungen auch im Hinblick auf künftige Generationen zu betrachten. Zu den Kennzahlen gehören unter anderem das Jahresergebnis und die Höhe der Liquiditätskredite pro Einwohner. Die Stadt befindet sich noch in der komfortablen Situation, dass 2022 und 2023 keine Liquiditätskredite aufgenommen werden mussten. Damit würden kurzfristige finanzielle Engpässe überbrückt. Hohe und langfristige Liquiditätskredite stehen einer Generationengerechtigkeit entgegen. Auch das Jahresergebnis in 2023 war mit einem Plus in Höhe von 5,5 Millionen Euro deutlich positiver als prognostiziert. Da in den nächsten Jahren massive Investitionen notwendig sein werden, rechnet die Verwaltung für die Folgejahre jedoch mit erheblichen Fehlbeträgen.

Ressourcenschutz und Klimafolgenanpassung

Förster Alexander von Leffern schaut sich die Roteichen im Lemgoer Stadtwald an, die die Bürger vor zwei Jahren gepflanzt haben. Die Verjüngung der Kalamitätsflächen gehört zum Stadtziel "Ressourcenschutz und Klimafolgenanpassung". - © Archivfoto: Nadine Uphoff
Förster Alexander von Leffern schaut sich die Roteichen im Lemgoer Stadtwald an, die die Bürger vor zwei Jahren gepflanzt haben. Die Verjüngung der Kalamitätsflächen gehört zum Stadtziel "Ressourcenschutz und Klimafolgenanpassung". (© Archivfoto: Nadine Uphoff)

Für das Ziel Ressourcenschutz und Klimafolgenanpassung wurden die Kennzahlen zum Energieverbrauch öffentlicher Gebäude, zum Abfallaufkommen und zur fortschreitenden Verjüngung der Kalamitätsflächen im Stadtwald herangezogen. Kalamitätsflächen sind Areale, auf denen der Wald durch Dürre, Sturm oder Schädlinge massiv erkrankt ist. Von 345 Hektar Kalamitätsflächen in Lemgo sind bis Ende 2023 knapp 70 Hektar verjüngt worden. Das entspricht rund 20 Prozent. Bis Ende 2025 soll die Zahl auf 30 Prozent anwachsen.

Lebendige Ortsteile

Die Lemgoer Ortsteile sollen darüber hinaus attraktive Wohn- und Lebensräume sein und bleiben. Dabei wird die Zahl der Einwohner Lemgos, die in einem Ortsteil und nicht in der Kernstadt wohnen, betrachtet. Diese Zahl ist in jüngerer Vergangenheit stabil geblieben und lag Ende 2023 bei fast 10.773 von insgesamt 41.371 Lemgoer Bürgern. Die 4899 Einwohner von Brake zählen nicht dazu. Großes Potenzial für eine Verbesserung bietet laut der Zufriedenheitsbefragung von 2023 eine bessere Busanbindung.

Bildung

Ein weiteres Ziel ist es, ein qualitativ hochwertiges Bildungsangebot für alle Bevölkerungsgruppen in gut ausgestatteten und zeitgemäßen Gebäuden mit einer gut ausgebauten Infrastruktur anzubieten. Um dieses Ziel zu überprüfen, wird die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss und der Kinder im Kindergarten betrachtet. Mindestens 95 Prozent aller Lemgoer Kinder sollen ein Jahr vor ihrer Einschulung in einer Kita sein. Diese Anforderung erfüllt die Stadt in den vergangenen fünf Jahren. Alle Kinder nicht deutscher Staatsangehörigkeit sollen aber bereits zwei Jahre vor ihrer Einschulung in die Kita, um die Integration und Chancengleichheit zu verbessern. 2023 lag die Quote nur bei 91 Prozent.

Im vergangenen Jahr erfolgte der erste Spatenstich für das neue Familienzentrum Dewitzstraße. - © Archivfoto: Kyrill von Matuschka
Im vergangenen Jahr erfolgte der erste Spatenstich für das neue Familienzentrum Dewitzstraße. (© Archivfoto: Kyrill von Matuschka)

Der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss lag im Schuljahr 2022/23 bei 2,6 Prozent, genauer bei 15 von 584 Schulabgängern und ist gegenüber dem Vorjahr von 1,4 Prozent auf 2,6 Prozent gestiegen. Beim Kreis Lippe hat sich der Wert sogar von 1,5 auf 3,0 Prozent verdoppelt. Bei der Zahl der Teilnehmer in nicht-schulischen Bildungsangeboten der Volkshochschule, der Stadtbücherei und der Musikschule zeichnet sich ein Aufwärtstrend ab: Insgesamt gab es 2023 6615 Teilnehmer, ein Plus von 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Teilnehmerzahlen haben sich jedoch noch nicht vom Pandemie-Einbruch erholt.

Innenstadt

Auch für die Innenstadt gibt es ein Ziel, und zwar als Standort für Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie, Kultur und als Wohnort. In der historischen Innenstadt lebten 2023 3163 Einwohner, 25 weniger als 2022. Bei der Zahl der Besucher von städtischen Kultureinrichtungen (Stadtbücherei, Musikschule, Hexenbürgermeisterhaus, Junkerhaus, Frenkel-Haus, Stadtarchiv und Galerie Eichenmüllerhaus) zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den nicht-schulischen Bildungsangeboten: Der Trend geht mit einem Plus von 14 Prozent deutlich nach oben, aber unter dem Strich ist die Zahl noch geringer als vor der Pandemie.

Identifikation

Die Identifikation der Bürger als Lemgoer, die Stärkung des Ehrenamts und der gesellschaftlichen sowie sozialen Teilhabe sind ebenfalls ein Ziel. Eine der Kennzahlen dafür ist unter anderem die Mitgliederzahl der örtlichen Hilfsorganisationen. Diese werden aber nicht zentral erfasst. Auch die Wahlbeteiligung ist ein Indikator. Diese lag bei den vier Wahlen in den vergangenen fünf Jahren durchweg höher als im Bundes- oder Landesschnitt.

Der vollständige Bericht ist im Internet auf lemgo.de/politik-verwaltung/zukunft-lemgo/strategiebericht einsehen.

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