Wie macht man Lemgo für Studenten attraktiv?

Lemgo. Der Lidl-Konzern expandiert von Tomaten und Milch zu IT & Cybersecurity. Entsteht in Neckarsulm eine Art Silicon Valley? Und warum hat sich Prof. Dr. Jürgen Jasperneite, Leiter des Lemgoer Fraunhofer-Instituts, aufgemacht in die Kleinstadt nahe Heilbronn? Beim Neujahrsempfang des Landesverbandes (die LZ berichtete) gab Jasperneite schon mal einen Überblick, wie der Lidl-Gründer Schwarz gerade in Heilbronn die Zahl der Studierenden massiv in die Höhe treibt. Ginge das auch in Lemgo?Zur Erinnerung: Die Schwarz-Gruppe mit Sitz in Neckarsulm steht vor allem für Lebensmittel. Weltweit gibt es mehr als 13000 Filialen von Lidl und Kaufland, daneben betreibt der Konzern auch noch eine Recyclingfirma in Porta und einen Lebensmittelhersteller für die Eigenmarken. Mittlerweile &bdquo;macht“ der Gigant auch noch in Technik.

Jasperneite war in der Kleinstadt vor den Toren Heilbronns und hatte eine Power-Point-Präsentation mit allem Zipp & Zapp dabei, als er den rund 100 Gästen im Landesmuseum mal Input in Sachen Marketing in eigener Sache gab. Allein, die Millionen, die der Lidl-Mann dort investiert, dürften in Lippe oder Lemgo schwer zu beschaffen sein. Gefühlt an jeder Ecke entsteht dort etwas Neues. Fragt man die Stadtväter, heißt es neuerdings: Kaum ein anderer hat das Stadtbild von Heilbronn zuletzt wohl so mitgestaltet, wie Lidl-Gründer Dieter Schwarz. Eine Coding-Schule, Universität und Labore - der Firmenchef scheint überall seine Fußspuren zu hinterlassen. Heilbronn soll auch Standort für den Zukunftspark Künstliche Intelligenz des Landes Baden-Württemberg werden.

Die TH braucht mehr Studierende Da ist eine Reise in den Süden für einen Leiter eines Fraunhofer-Instituts schon fast eine Pflichtveranstaltung. Und Jasperneite hatte eine klare Botschaft mit in den Norden gebracht: &bdquo;Wir brauchen viel mehr Studierende in Lemgo und Detmold.“ Dummerweise brauche man aber auch bezahlbaren Wohnraum und möglicherweise Mini-Jobs, damit sich so ein Studium - speziell für fleißige Asiaten - auch finanzieren lässt. Jasperneites geradezu zweischneidige Frage: &bdquo;Wie attraktiv ist Lemgo für die Jugend der Welt?“

Dabei sieht es so aus, als gehe es um mehr als reine Mengenlehre. Lemgo, so der Leiter des Fraunhofer-Instituts, habe einen Studentenschnitt von acht Prozent an der Gesamtbevölkerung. Der liege an vergleichbaren anderen deutschen Kleinstädten deutlich höher. Lemgos Bürgermeister Markus Baier, der im Museum unter den Zuhörern, war, wird die Zahlen kennen oder mindestens eine Notiz mit nach Hause genommen haben. Um bei den Zuwächsen voran zu kommen, so der Tenor im weiten Runde des Museums, brauche man allerdings neben Wohnraum und Jobs auch einen latent anderen Life-Style und eine vernünftige Bahnverbindung nach Bielefeld. Das könnte schon die erste Hürde werden. Gelinge das nicht, könne man auswärtige Schülerinnen und Schüler nach der Schule nur schwerlich nach Lemgo locken.

An dieser Stelle, das ließ auch Jasperneite nicht unerwähnt, habe es der Kreis Heilbronn mit seinem Lidl-Milliardär fraglos leichter. Getreu dem Spruch aus dem Profifußball - &bdquo;Geld schießt Tore“ - sind die finanziellen Rahmenbedingungen in Neckarsulm deutlich schnittiger als in Lemgo.

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