Nach Infarkt gerettet: Lemgoer überlebt Herzstillstand bei TBV-Spiel

Lemgo. Was für eine erfreuliche Nachricht: Fünf Wochen nach seinem Herz-Kreislaufzusammenbruch beim Bundesligaspiel zwischen dem TBV Lemgo Lippe und dem 1. VfL Potsdam geht es Handball-Fan Matthias Hartmann wieder besser.

4137 Zuschauer hielten am 15. Dezember in der Phoenix-Contact-Arena den Atem an, als der 49-jährige Lemgoer in der 9. Minute in Block C das Bewusstsein verlor und die Partie nach 20-minütiger Unterbrechung beim Stande von 6:3 für den TBV in Abstimmung mit beiden Mannschaften abgebrochen wurde.

Teamwork par excellence Inzwischen herrscht Gewissheit: Matthias Hartmann überlebte dank vorbildlicher Rettungsmaßnahmen, sofortiger Diagnostik im Klinikum Lippe und einer Bypass-Operation im Herz- und Diabetes-Zentrum NRW (HDZ) in Bad Oeynhausen. Medizinisches Teamwork par excellence.

An jenen Moment, als sein Herz schon nach wenigen Minuten aussetzte, kann sich Matthias Hartmann heute nicht mehr erinnern. Inzwischen weiß er, dass ein solches Ereignis außerhalb von Krankenhäusern gar nicht so selten vorkommt: Jährlich sterben mehr als 100.000 Menschen durch den plötzlichen Herztod. Dieser tritt häufig als Folge von Kammerflimmern ein.

Volker Broy reanimiert Matthias Hartmann hatte Glück, denn die Ersthelfer vor Ort, darunter Mannschaftsarzt Volker Broy, reagierten sofort und reanimieren den kollabierten Dauerkarteninhaber, der dem TBV Lemgo Lippe bereits seit 25 Jahren treu verbunden ist. Umgehend wurde der kernige Maschinenbauingenieur zur Weiterbehandlung ins Klinikum Lippe transportiert.

&bdquo;Die ersten Minuten nach einem solchen akuten Ereignis sind entscheidend“, sagt Prof. Dr. Stephan Gielen, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin am Klinikum Lippe. &bdquo;Die Wiederbelebungsmaßnahmen sorgen dafür, dass das Gehirn und der Körper weiter mit Sauerstoff versorgt werden.“ Deshalb sei es so wichtig, dass auch medizinische Laien sofort eingreifen, den Notarzt zu Hilfe rufen und eine Herzdruckmassage beginnen. &bdquo;Nichts ist schlimmer als Nichtstun.“

Kardiologe erkennt Schwere der Erkrankung Ist die Sauerstoffversorgung sichergestellt, müssen die verstopften Herzkranzgefäße je nach Art und Schwere im Krankenhaus entweder kardiologisch oder herzchirurgisch behandelt werden, in eher seltenen Fällen ist eine medikamentöse Therapie ausreichend.

Bei Matthias Hartmann erkannte der diensthabende Kardiologe Dr. Marios Vlachojannis die Schwere der Erkrankung und organisierte eine umgehende Verlegung, weil ein herzchirurgischer Eingriff notwendig war. Nur anderthalb Stunden nach dem dramatischen Ereignis wurde Hartmann in das Herz- und Diabeteszentrum NRW nach Bad Oeynhausen verlegt, wo ihn der erfahrene Oberarzt Emir Prashovikj operierte.

&bdquo;Eine Bypassoperation stellt die Durchblutung des Herzmuskels wieder her, indem ein Umgehungsgefäß den Blutfluss an der blockierten Stelle der Herzkranzgefäße vorbeileitet. Dazu werden körpereigene Gefäße des Patienten verwendet“, erläutert Professor Dr. Jan Gummert, Direktor der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie in einer Presseinfo des HDZ NRW.

&bdquo;Großes Glück gehabt“ Fünf Tage nach dem Handballspiel blätterte Matthias Hartmann schon wieder im Starter-Magazin seines Lieblingsvereins. &bdquo;Ich weiß, dass ich großes, sehr großes Glück gehabt habe, weil sich Ärzte und Rettungssanitäter so gut um mich gekümmert haben“, sagt Hartmann, der künftig gut auf sein Herz hören will.

Die positiven Nachrichten aus Bad Oeynhausen sorgten am Donnerstag auch bei Katharina Weking für ein gutes Gefühl. Die Physiotherapeutin des TBV Lemgo Lippe gehörte am 15. Dezember zu den Ersthelfern. Gemeinsam mit Volker Broy hatte sie auf der Bank aus dem Augenwinkel ein hektisches Winken aus dem Fanblock vernommen und war sofort zum Unglücksort gespurtet, um bei der Stabilisierung auf der Treppe zu helfen.

&bdquo;Es war höchst dramatisch. Wenn man keinen Puls mehr fühlt, dann sorgt das für eine extreme Leere in einem selbst. Dass es dem Patienten inzwischen besser geht, bringt Erleichterung. Trotzdem stimmt es mich sehr nachdenklich, wie schnell das Leben zu Ende sein kann.“

Die Folgen des Spielabbruchs für den TBV Der erste Abbruch eines Heimspiels in der 42-jährigen Bundesligageschichte ist für den TBV Lemgo Lippe finanziell nicht zu unterschätzen. Für die komplette Spieltagsinfrastruktur muss schließlich doppelt gelöhnt werden. Hallenaufbau und die Arbeit von diversen Dienstleistern gelten in gleicher Form auch beim zweiten Anlauf am 10. April als unverzichtbar.

Nicht zu vergessen die Kosten für den VIP-Bereich. Der Verein hatte frühzeitig kommuniziert, dass die 4137 abgesetzten Tickets auch für das Wiederholungsspiel Gültigkeit haben. Da Zusatzeinnahmen kaum zu generieren sind, kommt dem TBV die Neuansetzung teuer zu stehen.

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