Koryphäe, Kumpel, Kummerkasten: TBV Lemgo Lippe verabschiedet sich von seinem „Miraculix“

Lemgo. Mit einer Schweigeminute hat der TBV Lemgo Lippe am Donnerstagabend Rüdiger Risch gedacht, der am vergangenen Freitag im Alter von 71 Jahren verstorben ist. Wie tief verankert der 2017 aus dem operativen Bundesligageschäft ausgeschiedene Physiotherapeut und Heilpraktiker in der TBV-Familie ist, war vor dem Potsdam-Spiel auch an den speziellen Aufwärmtrikots der TBV-Spieler abzulesen. &bdquo;Für immer ein Teil der TBV-Familie. Danke für alles!“ stand auf der Rückseite der weißen T-Shirts. Auf der Brust war vorne ein Portraitfoto von &bdquo;Rüdi“ abgedruckt.

Rüdiger Risch galt nicht nur als Koryphäe auf dem Gebiet der Schmerzlinderung, sondern genoss auch das Vertrauen zahlreicher Spieler-Generationen. Er war mehr als ein Physio - er war Kumpel, Lebensberater und Kummerkasten zugleich. Was auf der &bdquo;Pritsche“ besprochen wurde, blieb ganz sicher im Raum. &bdquo;Seine Behandlungen waren geprägt von Professionalität, Hingabe und einem unerschütterlichen Optimismus. Immer gut gelaunt und dennoch hochkonzentriert bei der Arbeit, war er für Spieler und Betreuer gleichermaßen eine Stütze“, verlas Hallensprecher Sascha Quisbrock über das Hallenmikrofon.

Erstmals auf der TBV-Bank nahm Rüdiger Risch am 30. Januar 1982 Platz. Weil der damalige Masseur Uli Prante ausfiel, schlug Pressewart Klaus Theimann seinen Schwager als Ersatz vor. Die saftige 10:18-Niederlage bei der SG Varel/Altjührden, mit dem erbitterten Duell zwischen den beiden Spielertrainer Nikola Beslac und Herbert Lübking, war der Auftakt zu einer über dreieinhalb Jahrzehnte langen Verbindung, in der Rüdiger Risch mit seinen heilenden Händen großen Anteil an vielen Titeln und Triumphen hatte. Unvergesslich war für ihn das Europacup-Halbfinale 1996 in Bitola, als eine aus der Verankerung gerissene Sitzschale von einem enttäuschten mazedonischen Fan nur knapp seinen Kopf verfehlte.

Am schönsten empfand er trotz mehrerer Meisterfeiern den Europacupsieg in Santander. &bdquo;Der erste Europapokalerfolg 1996 nimmt eine besondere Rolle ein. Viele TBV-Fans waren mit nach Spanien gefahren. Anschließend gab es eine spontane Feier am Strand, und auch der sensationelle Empfang beiunserer Rückkehr auf dem Flughafen in Paderborn bleibt unvergessen“, diktierte er dem LZ-Chronisten einmal in seinen Block.

Unzählige Spieler hat Rüdiger Risch bandagiert, mit Traubenzucker aufgepäppelt und gemeinsam mit den Mannschaftsärzten Prof. Siegfried Behrens, Dr. Thomas Richter, Volker Broy und Roland Kessler fit gemacht. Häufig zu nachtschlafender Zeit. Da Gattin Angelika selbst mitarbeitete und das immer zeitintensiver werdende Engagement ihres Mannes tolerierte, entstand parallel aus einer kleinen Massagepraxis in der Braker Mitte die Reha Lemgo mit über 20 Mitarbeitenden. 2017 zog sich der seinerzeit dienstälteste Bundesliga-Physio auf eigenen Wunsch beim TBV ins zweite Glied zurück, wusste er seine Nachfolge bei seinem Sohn Bennet doch in besten Händen.

Rüdiger Risch, der von Herbert Lübking bis Florian Kehrmann mit sämtlichen Lemgoer Bundesligatrainern zusammengearbeitet hat, wird auf ewig der &bdquo;Miraculix“ beim TBV Lemgo Lippe bleiben.

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