Torte aus dem 3-D-Drucker: Lemgoer berät Handwerker zu Digitalisierung

Lemgo. Lässt sich die Arbeit eines Klempners oder Schreiners digitalisieren? Die Reparatur des Wasseranschlusses kann man nicht ins Internet verlegen, und der Computer kann keine Säge halten. Aber drumherum, meint Timur Bolulu, gebe es genug Potenzial, um Computer zum Einsatz zu bringen. Der Lemgoer ist neuer Berater der Handwerkskammer und zeigt Handwerkern, wie das mit der Digitalisierung funktioniert. Davon profitieren nach seiner Einschätzung sowohl Kunden als auch Betriebe.

&bdquo;Digitalisierung ist auch im Handwerk längst nicht mehr aufs Büro beschränkt“, sagt der 37-Jährige. Beispielsweise könne der 3-D-Druck demnächst wohl auch von Bäckern oder Konditoren genutzt werden. So lasse sich das Innenleben von Hochzeitstorten ausdrucken - &bdquo;alles essbar“, versichert Bolulu. Seit Jahresanfang berät er bei der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld in Sachen Innovation und Technologie mit dem Schwerpunkt Digitalisierung.

Der 3-D-Druck ist ein gutes Beispiel für Bereiche, in denen sich Digitalisierung im wahrsten Sinne des Wortes anfassen lässt. &bdquo;Auch Betriebe im Bereich Sanitär-Heizung können kleine 3-D-Drucker nutzen, wenn zum Beispiel ein Bauteil zur Verdichtung eines Rohres fehlt.“ Das lasse sich dann ruckzuck erstellen. &bdquo;Die Drucker kosten nicht mehr die Welt, vielleicht 200 bis 300 Euro, und nicht mehr Tausende wie noch vor ein paar Jahren“, sagt der Lemgoer.

Passende Angebote In den meisten Fällen wird es bei dem zusätzlichen Einsatz von Digitaltechnik im Handwerk aber ums Büro gehen. Da könnten Kundendaten in sogenannte Systeme zum Customer-Relationship-Management (CRM, &bdquo;Kundenbeziehungsmanagement“) eingepflegt werden, mit denen das Kaufverhalten analysiert werden kann und den Kunden passende Angebote gesandt werden können. Weitere Software helfe dabei, Abläufe im Büro effizienter zu gestalten oder das Lager besser zu verwalten.

Aber auch bei der Dokumentation gebe es Möglichkeiten. Wenn ein Handwerker auf einer Baustelle regelmäßig Fotos machen müsse, um den Baufortschritt zu dokumentieren, könnten diese per Dokumentenmanagement-Software so abgelegt werden, dass sie zugleich an den Kunden rausgehen. Digitale Baupläne könnten auf dem Tablet auf der Baustelle bei Planung und Dokumentation helfen.

Betriebe brauchen Unterstützung Das alles sei nicht nur Technik für große Betriebe, sondern auch für kleine. &bdquo;Viele haben das erkannt, aber gerade kleinere und mittlere Betriebe brauchen Unterstützung.“ Der Berater weiß, dass kleine Handwerksbetriebe nur schwer Zeit in dieses Thema investieren können, &bdquo;weil sie ja ihrem Kerngeschäft nachgehen müssen“.

Da sieht der 37-Jährige sich am Zug: &bdquo;Wir schauen uns die Prozesse im Betrieb an, die wir digital abbilden können, und gehen auf die Wünsche ein. Unsere Aufgabe ist es, den Betrieb zu unterstützen und zu begleiten.“ Das sei übrigens kostenlos. Die Unterstützung sei deshalb so wichtig, weil viele Betriebe Neuland beträten: &bdquo;Wir wollen die Angst nehmen, dass Digitalisierung etwas Schlimmes ist.“

Apropos Angst: &bdquo;Digitale Tools sollen die manuelle Tätigkeit unterstützen und keine Jobs wegnehmen.“ Es brauche immer jemanden, der die Technik bedient. Betriebe könnten dann aber effizienter arbeiten und Kundenwünsche besser erfüllen. Für Kunden könne Digitalisierung mehr Transparenz und Komfort bedeuten, etwa wenn Termine digital verwaltet werden können oder der Kunde immer wisse, wie weit sein Projekt sei. Bolulu: &bdquo;Das ist ähnlich wie bei den Paketdiensten, die darüber informieren, wo das Paket gerade ist.“

Analog ist nicht tot Wichtig sei, die Kunden mitzunehmen. Und wenn diese lieber den klassisch analogen Weg gehen wollten, sollten Betriebe diesen ebenfalls gehen. Bolulus eigener Weg hat ihn an die Bega geführt: Der gebürtige Paderborner hat einige Semester Angewandte Mathematik und Ingenieurwissenschaften an der FH Bielefeld studiert, in Istanbul ein Unternehmen gegründet, sich nach der Rückkehr nach Deutschland in einem Maschinenbauunternehmen um Digitalisierung gekümmert und zeitgleich ein Studium in Betriebswirtschaft absolviert. Heute wohnt er in Lemgo (&bdquo;eine tolle Stadt“) und hat nach eigenen Worten schon mehrere Betriebe in der alten Hansestadt besucht. &bdquo;Viele sind sehr gut aufgestellt, aber es gibt auch einige kleinere mit Nachholbedarf bei der Digitalisierung.“

Timur Bolulu ist bei der Handwerkskammer OWL am Campus Handwerk in Bielefeld zu erreichen - per E-Mail an timur.bolulu@hwk-owl.de und unter Tel. (0521) 5608-415.

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