Diese besondere Ausstellung erinnert an NS-Regime und Kriegsende in Bad Salzuflen

Bad Salzuflen. Fast auf den Tag genau vor 80 Jahren rückte die amerikanische Armee zunächst in Schötmar und Bad Salzuflen ein. Zwölf Jahre Nationalsozialismus und damit das mörderischste Kapitel der deutschen Geschichte – mitgetragen bis zuletzt von der überwiegenden Mehrheit der Deutschen – gingen am 4. April für die Schötmaraner und am 5. April für die Bad Salzufler zu Ende. Weltweit hatten bis dahin, je nach Quelle, 60 bis mehr als 70 Millionen Menschen ihr Leben verloren, darunter sechs Millionen europäische Juden, die im Namen Deutschlands fabrikmäßig getötet wurden.

Doch wie ging es danach in der Kurstadt weiter? Wie erlebten Einheimische, Vertriebene und Verfolgte diese Zeit des Umbruchs in Bad Salzuflen? Diesen Fragen widmet sich eine Ausstellung in der Wandelhalle, die ab sofort zu sehen ist. Sie wird am Donnerstagabend, 3. April, offiziell eröffnet und läuft voraussichtlich bis Juli.

Stadtarchivarin Sonja Beinlich und die studentische Volontärin Pia Gillner haben dafür mehr als zehn Objekte zusammengetragen, die in den zehn Ausstellungsfenstern der Wandelhalle gemeinsam mit großformatigen Bildern und erklärenden Texten präsentiert werden. Die meisten Exponate haben einen lokalen Bezug, der in den Begleittexten erläutert und in einen größeren zeitgeschichtlichen Kontext eingebettet wird. Die Stücke stammen von Bad Salzuflerinnen und Bad Salzuflern, die unter anderem über diese Zeitung gebeten worden waren, besondere Erinnerungsstücke als Leihgabe zur Verfügung zu stellen.

Im Holocaust ermordet

&bdquo;Die Ausstellung umfasst in etwa die Zeitspanne von 1933 bis 1958“, erklärt Pia Gillner. Darunter befindet sich beispielsweise ein Eimer aus Stahlemaille , eines der letzten erhaltenen Stücke aus dem Bestand der ehemaligen Haushaltswarenhandlung S. Obermeyer, die einst in der Langen Straße ansässig war. Aufgrund ihres jüdischen Glaubens wurde der Großteil der Familie im Holocaust ermordet .

Anfang 1933 lebten in Bad Salzuflen und Schötmar 117 Menschen jüdischen Glaubens, wie der ehemalige Stadtarchivar Franz Meyer recherchierte. 49 von ihnen gelang es, rechtzeitig Deutschland zu verlassen, 63 wurden im Holocaust ermordet. Dass die beiden Zahlen zusammen nicht 117 ergeben, hängt mit natürlichen Todesfällen zwischen 1933 und 1942 sowie mit einer gewissen Fluktuation zusammen.

Ein weiteres Exponat ist ein sogenanntes Kettenpolster, das vermutlich von einem deutschen Militärfahrzeug stammt. &bdquo;Das hat der Sohn eines ehemals in Bad Salzuflen ansässigen Schmieds dem damaligen Stadtarchivar zur Verfügung gestellt“, berichtet Sonja Beinlich. Sein Vater hatte Teile des Fahrzeugs nach dem Krieg in seiner Werkstatt genutzt. &bdquo;Es gab ja nicht viel, sodass die Menschen improvisieren mussten mit dem, was zur Verfügung stand.“ Ein weiteres Zeugnis der damaligen Not ist ein spezielles Mehlsieb, mit dem das grobe Mehl der Nachkriegszeit so verfeinert werden konnte, dass es für die Herstellung von Lebensmitteln geeignet war.

Besondere Geschichte

Eine besondere Geschichte steckt hinter einer Kaminuhr: &bdquo;Sie wurde uns von dem Enkel eines Mannes zur Verfügung gestellt, der sie 1945 aus der &bdquo;Villa Augusta“ in der Wenkenstraße &bdquo;geschmuggelt“ hat“, erzählt Beinlich. Die Briten hatten das Gebäude samt Möbeln beschlagnahmt. &bdquo;Er hatte die Uhr wohl unter Mänteln versteckt, die er über dem Arm trug.“ Erst 1956 wurde das Haus wieder vollständig von der britischen Armee freigegeben.

Bad Salzuflen war unter anderem Standort der &bdquo;Control Commission for Germany“. In den Villen der Stadt waren vor allem britische Offiziere untergebracht. Die Kommission setzte die britische Besatzungspolitik um und war auch für die Re-Demokratisierung der Bevölkerung zuständig.

Vortrag zum Kriegsende 1945

Am Donnerstag, 3. April, erwartet die Besucherinnen und Besucher zudem ein Vortrag von Franz Meyer zum Thema &bdquo;Kriegsende in Bad Salzuflen“. Er beleuchtet die letzten Monate des Zweiten Weltkriegs in der Stadt und zeigt auf, wie die Bevölkerung das Geschehen bis Frühjahr 1945 erlebte.

Der Vortrag beginnt um 18.30 Uhr in der Wandelhalle, direkt nach der offiziellen Eröffnung der Ausstellung. Der Eintritt ist frei.

Die Dauerausstellung kann täglich während der Öffnungszeiten der Wandelhalle von 9 bis 18 Uhr besucht werden. Es gelten die Eintrittskonditionen für den Kurpark.

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