Trotz sozialer Kriterien: Lemgoer Baugebiet bleibt für Zielgruppe kaum bezahlbar

Lemgo. Wer in Lemgo bauen will, muss Glück haben und vor allem auch eins: reichlich Geld. Daran ändern auch die städtischen Baugebiete nichts. Bis zu den Sommerferien will die Stadt mit der Vermarktung des Baugebiets Pöstenweg/Goethestraße starten. Das aber zu stattlichen Preisen: Die günstigsten Baugrundstücke gibt es für 340 Euro pro Quadratmeter. Die teuersten für 399.

Damit liegen die 17 Bauplätze auch im Lemgoer Vergleich im oberen Segment und das, obwohl die Stadt eigentlich mithilfe eines sozial basierten Vergabekatalogs regulierend eingreifen wollte. Die Vergabekriterien wurden im vergangenen Jahr aufgestellt, um vor allem auch Familien und Menschen mit geringerem Einkommen zum Eigenheim zu verhelfen. Ob sie aber am Pöstenweg zum Zuge kommen, bleibt angesichts der Preiskategorie fraglich. Zumal die Preise auch deutlich über dem Bodenrichtwert von 270 Euro liegen, den das Land NRW auf seiner Plattform Boris für das Gebiet angibt.

&bdquo;Wer soll das zahlen?“ Und so gab es im Gemeinsamen Betriebsausschuss auch eher fragende Gesichter. Wer kann das noch zahlen? Zumal laut Kriterienkatalog der Stadt zum Teil finanzielle Einkommensobergrenzen für die Bewerber vorgegeben sind . So sind drei Kategorien für die Vergabe vorgesehen: 20 Prozent, in diesem Fall fünf Grundstücke, sollen an Familien mit geringerem Einkommen gehen. Die Obergrenze orientiert sich an dem Jahreseinkommen, das das Land für soziale Wohnraumförderung vorgibt. Bei einer vierköpfigen Familie wären das zwischen 83.000 und 89.000 Euro. Immobilieneigentum wird als Vermögen angerechnet und das gesamte Vermögen der Angehörigen des Haushaltes darf den jeweiligen Grundstückswert nicht überschreiten.

&bdquo;Wir hoffen, Leute zu finden“, lautete dann auch die schlichte Antwort von Kämmerer Frank Limpke auf die Fragen der Politiker. Letztlich sehe er zudem keine Alternative. &bdquo;Sollen wir die Grundstücke für 200 bis 250 Euro verkaufen und als Stadt die Mehrkosten tragen?“ Immerhin seien die Grundstücke voll erschlossen, wenn von der Größe her auch durchaus überschaubar. In Kategorie 1 liegen sie bei 174 bis 413 Quadratmetern, 340 Euro kostet der Quadrater, die Bewerber müssten entsprechend 88.000 bis gut 140.000 Euro allein für den Bauplatz zahlen.

Vergabe nach Punktesystem Acht weitere Bauplätze sind in der Kategorie 2 zu vergeben. Hier gelten keine Einkommensgrenzen, wohl aber werden, wie in Kategorie 1 auch, bei der Auswahl zum Beispiel Pluspunkte für Kinder oder zu pflegende Angehörige vergeben. 376 Euro kostet hier der Quadratmeter, die Bauplätze mit einer Größe von 256 bis 436 Quadratmetern gibt es von gut 97.000 bis 167.000 Euro. Auch hier entscheidet die Stadt unter den Bewerben nach einem Punktesystem, anders als in der teuersten Kategorie 3, in der unter allen Kaufinteressenten ausgelost wird, ohne dass dabei soziale Kriterien berücksichtigt werden. Vier Grundstücke gibt es hier zu ergattern, der Quadratmeterpreis liegt bei 399 Euro, die Größe der Grundstücke zwischen 367 und 823 Quadratmetern.

Damit liegen die Grundstücke aller Kategorien deutlich über dem Bodenrichtwert, der vom Land NRW dort aktuell mit 270 Euro angegeben wird. Die Stadt führt vor allem gestiegene Baukosten für die Preissteigerung an. Die Kosten würden für das Gesamtprojekt eins zu eins weitergegeben, Gewinn mache die Kommune damit also nicht. Zu Beginn der Planungen war die Stadt noch von 220 Euro als Quadratmeterpreis ausgegangen, musste letztlich aber die Kosten deutlich nach oben korrigieren, auch, weil einige Baugrundstücke doch nicht wie geplant zur Verfügung standen .

Im Herbst steht der Pahnsiek an Nach aktuellem Stand will die Stadt noch vor den Sommerferien mit der Vermarktung der Grundstücke beginnen. Der genaue Termin und das weitere Vorgehen werden entsprechend bekannt gegeben. Sollte es am Pöstenweg nichts werden, so haben Bauwillige in diesem Jahr noch eine weitere Chance auf ein städtisches Grundstück. Am oberen Pahnsiek, dem derzeit größten Baugebiet der Stadt, soll voraussichtlich im Herbst mit der Vermarktung der Grundstücke begonnen werden . Dort könnte es günstiger werden, immerhin sind über 200 Wohneinheiten geplant.

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