Dora Friese: Diese Lemgoer Dompteuse sticht selbst den Zirkus Hagenbeck aus

Lemgo. Im Stadtarchiv schlummert die Geschichte der Stadt. Mit dem &bdquo;Archival des Monats“ stellt Archivarin Julia Plötzgen jeden Monat ein bestimmtes Objekt heraus, um zu zeigen, wie es sich in Lemgo vor Jahrzehnten oder auch Jahrhunderten lebte. Im August steht der Zirkus im Mittelpunkt.

Der war damals eine Riesenattraktion. Kein Wunder, Fernsehen gab es noch nicht und Kino oder auch Radio waren absolute Mangelware. Anfang August 1925 gastierte der Zirkus Carl Hagenbeck in Lemgo. In der Zeitung war das Ereignis mehrere große Artikel wert, schreibt Julia Plötzgen - und das, obwohl die Lemgoer einen heimischen &bdquo;Zoo“ vor Ort hatten.

1887 eröffnete Carl Hagenbeck, bekannt als der Gründer von Hagenbecks Tierpark in Hamburg, seinen ersten Zirkus. Sein zweitältester Sohn, Lorenz Hagenbeck, gründete 29 Jahre später den neuen &bdquo;Circus Carl Hagenbeck“, der international bekannt wurde. Er bereiste mit seinen Shows die ganze Welt und eröffnete von 1922 bis 1931 noch weitere Tierparks, auch in Übersee.

Kein Wunder also, dass der Zirkus auch in Lemgo auf großes Interesse stieß, wenngleich Lemgo in dieser Hinsicht bereits einiges zu bieten hatte. Schließlich lebten die Frieses mit ihren wilden Tieren vor Ort, eine Schaustellerfamilie, die sich vor allem mit der Dressur von Löwen, Eisbären und Krokodilen einen Namen gemacht hatte. Strahlender Mittelpunkt war Dora Friese, die nach dem frühen Tod ihres Mannes Emil das Unternehmen übernahm und Anfang des 20. Jahrhunderts als Dompteuse im Zirkuszelt international gefeiert wurde.

Ihre Reisen führten sie von Lemgo aus an den Zarenhof nach Russland, nach Schweden oder auch Frankreich. Der Familiensitz aber lag weiterhin am Wall in Lemgo, und für die Passanten war es normal, im Garten wilde Löwen, Eisbären, Affen oder auch Krokodile im Bassin zu bewundern, wie Enkelin Leni Schmidt-Friese, die in ihrer Kindheit noch auf einem Krokodil über den Hof geritten ist, der LZ erzählte .

Ab Mitte der 1920er Jahre begann Dora Friese, die Tiere zu verkaufe n, nachdem ein Eisbär Sohn Alexander beim Füttern den Arm abgebissen hatte. Etliche der Tiere lebten aber noch über viele Jahre in Haus, Garten und Stall am Wall und vor allem die älteren Lemgo werden sich an diesen ungewöhnlichen Anblick noch gut erinnern.

Weitere Informationen zum Archival des Monats unter https://www.lemgo.de/kultur-und-tourismus/stadtgeschichte/stadtarchiv

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