Spezialauftrag: Lemgoer Firma Kotzolt rüstet das Mainzer Rathaus um

Lemgo/Mainz. 150 Paletten, vollgepackt mit Leuchten, rüstet die Firma Kotzolt bis Ende 2025 um und bringt sie technisch auf den neuesten Stand. Und es sind nicht irgendwelche Leuchten: Sie stammen aus dem Mainzer Rathaus. Der prominente Bau des dänischen Architekten und Designers Arne Jacobsen wird derzeit für 104 Millionen Euro saniert. Und das Lemgoer Unternehmen mischt mit.

&bdquo;Ein tolles Projekt“, schwärmt Kotzolt-Verkaufsleiter Waldemar Balzer. Eine der Besonderheiten: Das Mainzer Rathaus ist noch gar nicht so alt. Es wurde Ende der 1960er Jahre von Arne Jacobsen und Otto Weitling entworfen, 1973 eingeweiht – und hat wegen seiner Architektur schon immer für Diskussionen gesorgt. Die einen finden das Gebäude modern und beeindruckend, die anderen halten es für einen monumentalen Klotz und nennen es einen &bdquo;vergitterten Bunker“, wie es bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz heißt. Auf jeden Fall ist es aber ein Zeugnis der Architektur seiner Zeit – und steht deshalb als &bdquo;Gesamtkunstwerk“ unter Denkmalschutz. &bdquo;Gesamtkunstwerk“, weil Arne Jacobsen auch das Innere des Gebäudes durchstylte – vom Türschild über den Stuhl bis zum Holzpult, wie es bei der Denkmalstiftung weiter heißt.

Charme und Stil der 70er &bdquo;Jacobsen ist auch ein bekannter Name in der Möbelbranche“, weiß Majid Mirzaei, Chef des Lemgoer Leuchten-Spezialunternehmens. &bdquo;Er hat berühmte Stühle entwickelt.“ Deshalb ist es kein Wunder, dass auch die Leuchten im Mainzer Rathaus etwas Besonderes sind. Plan des Restaurators, mit dem Kotzolt eng zusammenarbeite, sei es deshalb, alles im Ursprungszustand zu belassen – mit einem wesentlichen Unterschied: &bdquo;Es geht darum, Charme und Stil der 70er Jahre beizubehalten und mit aktueller Technik zu kombinieren“, sagt Balzer.

Denn das Rathaus war in die Jahre gekommen, eine große Sanierung auch der Leuchten unumgänglich. &bdquo;Es gibt etwa 15 bis 20 verschiedene Leuchtentypen im Rathaus“, weiß Balzer. Beispielsweise sind zahlreiche sogenannte Munkegaard-Leuchten darunter – ein Klassiker in Rundform, den es heute noch zu kaufen gibt. Aufgabe von Kotzolt ist es nun, die alten Leuchtmittel durch moderne, stromsparende LED zu ersetzen. Dabei müssen die Lemgoer Spezialisten den strengen Vorgaben des Denkmalschutzes gerecht werden. Balzer: &bdquo;Wir werden für jeden Leuchtentyp ein Muster herstellen und freigeben lassen.“

4000 bis 5000 Leuchten Die Leuchten wie auch das andere Interieur sind zurzeit in einem angemieteten Lagerhaus untergebracht. Kotzolt wird Palette für Palette – insgesamt geschätzt 4000 bis 5000 Leuchten – nach Lemgo holen, reinigen und umrüsten. Danach soll alles so aussehen, wie von Jacobsen entworfen, aber mit modernem Innenleben. Die aktuelle Technik in den Leuchtengehäusen sei höchst unterschiedlich, sagen Mirzaei und Balzer. Einige der Leuchten sind offenbar mal vom Hersteller umgerüstet worden.

Balzer ist sicher, dass Kotzolt den Auftrag im knapp siebenstelligen Umfang bekommen hat, &bdquo;weil wir in diesem individuellen Bereich sehr stark sind“. Nur das Innenleben zu ersetzen, sei überdies deutlich ressourcenschonender, als die alten Leuchten wegzuwerfen und neue an die Decken zu schrauben. &bdquo;Das Bauen im Bestand wird uns in Zukunft generell stärker begleiten“, zeigt sich Balzer überzeugt.

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