
Lemgo. Klein steht die weiße, unscheinbare Figur im Foyer von Schloss Brake, leicht kann man sie übersehen. Und doch ist sie da, beobachtet die Umgebung und die Menschen, die an ihr vorübergehen.
Der Landesverband Lippe hat Figur „ein Dritter“ jetzt als Kunstwerk des Monats vorgestellt. Die Arbeit von Ji Eun Yoon, Schwalenberg-Stipendiatin in den Jahren 2009/2010, ist bis zum 30. November im Foyer Schloss Brake (Verwaltungseingang Landesverband Lippe) zu sehen.
Der Dritte kann auch ein Stachel sein
Die Figur „ein Dritter“ setzt sich laut Mitteilung des Landesvebandes aus mehreren Elementen zusammen, die unterschiedlich platziert werden können. Der Titel weise auf eine Akkumulation hin: „Die Figur ,ein Dritter’ ist Teil einer Gruppe, vielleicht überflüssig, wenn es sich um Paare handelt. So ist der Dritte im Bunde oftmals geduldet, mitgeschleppt, aber eigentlich ein Störfaktor in einer geschlossenen, sich genügenden Zweierbeziehung. Der Dritte kann aber auch der Stachel sein, der sich zwischen zwei Menschen bohrt“, erklärt Kunstreferentin Dr. Mayarí Granados.
Gerade dass die Arbeit „ein Dritter“ bei Yoon in der Masse auftrete, lasse auf eine subtile Gesellschaftskritik schließen. Es seien anonyme, geschlechtslose Figuren, die einen Großteil des Gesichts hinter einer Maske versteckten. Gerade die Unmöglichkeit, das Gesicht der Figuren zu erkennen, lässt die zunächst freundlich wirkenden Figuren nach Einschätzung von Dr. Granados subtil aggressiv oder gemein erscheinen – „auf den zweiten Blick, nachdem man hinter die niedliche Fassade geblickt hat, eine Wirkung, die die Künstlerin noch dadurch verstärkt, dass die weißen Figuren überraschend platziert werden. Allgegenwärtig beobachten sie den Betrachter.“
Inspirationsquelle liegt in Südkorea
Die Inspirationsquellen für die Skulpturen Yoons liegen laut Mitteilung des Landesverbandes in der lauten, bunten, schnellen Welt Koreas, der Vorliebe für Modetrends und dem Hang zum Niedlichen, den viele Asiatinnen geradezu kultivieren.
„Unter dieser lachenden, oberflächlichen Plastikwelt verbirgt sich in vielen Fällen eine brodelnde Aggressivität, die überspielt wird. Diese Ambivalenz, der tiefe Zwiespalt zwischen einem fröhlichen Anschein und darunter liegenden negativen Gefühlen manifestiert sich in vielen von Yoons Arbeiten“, erklärt Dr. Mayarí Granados abschließend.
Das Kunstwerk des Monats ist bis zum 30. November montags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr und freitags 10 bis 12 Uhr zu besichtigen.