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Ernährung der Zukunft

Quinoa, Chia und Raps: Die Zukunft pflanzlicher Proteine steht an der TH OWL im Fokus

Lemgo. Zwei Tage lang haben Fachleute aus Wissenschaft, Wirtschaft und Landwirtschaft im Innovation Spin auf dem Innovation Campus in Lemgo über aktuelle Forschungsfragen rund um den Anbau und die Nutzung von Öl- und Eiweißpflanzen diskutiert. Im Mittelpunkt standen neue Wege zur nachhaltigen Proteinversorgung – und die Rolle der Hochschule als Impulsgeberin für innovative Lebensmitteltechnologien. Gastgeberin war die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL).

Professor Dr. Jürgen Krahl, Präsident der TH OWL, betonte, wie eng Forschung und Praxis an der Hochschule verzahnt seien: „Wir verstehen uns als Brücke zwischen landwirtschaftlicher Produktion, industrieller Verarbeitung und nachhaltigem Konsum. Genau an dieser Schnittstelle entstehen die Innovationen, die wir für die Ernährung der Zukunft brauchen.“

Raps, Leinsamen und Quinoa als Proteine der Zukunft?

Einen ersten inhaltlichen Schwerpunkt setzte Professorin Dr. Susanne Struck. Sie stellte das vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat geförderte Projekt „Plantein“ vor. Hier werden laut Pressemitteilung neue Einkommensalternativen für landwirtschaftliche Betriebe durch die Nutzung pflanzlicher Proteine erforscht. Im Fokus stehen sieben sogenannte nicht-legume Pflanzen – Sonnenblume, Amaranth, Quinoa, Körnerhanf, Leinsamen, Chia und Raps. Ziel ist es, Proteine aus diesen Rohstoffen zu extrahieren und zu konzentrieren, um sie in marktfähige Lebensmittelprodukte zu überführen. Der gesamte Prozess – vom Anbau über die Ernte bis zur Verarbeitung – werde in enger Zusammenarbeit mit Demonstrationsbetrieben und regionalen Partnern entwickelt.

Das Projekt knüpfe an eine der großen Zukunftsfragen an: Wie lassen sich nachhaltige Ernährungssysteme mit heimischen Pflanzen gestalten? Auch der erweiterte Fachausschuss der „Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen“ (UFOP), der in Lemgo zu Gast war, suchte dazu in einem intensiven Brainstorming nach Antworten. Unter Leitung von UFOP-Geschäftsführer Stephan Arens diskutierten die Mitglieder Forschungsbedarfe rund um den Raps – eine Kulturpflanze mit großem Potenzial für Ernährung, Energie und Klimaschutz.

Klimaschonend soll es sein

Impulse kamen laut Mitteilung außerdem den Bereichen Produktionsmanagement, Markt und Ökonomie, Human- und Tierernährung sowie nachwachsende Rohstoffe. Professor Krahl brachte dabei die Perspektive der Hochschule ein: „Raps ist mehr als ein Ölträger – er kann Baustein einer ganzheitlichen Bioökonomie werden, wenn wir alle Nutzungspfade klug verknüpfen.“

Am zweiten Sitzungstag standen aktuelle politische Entwicklungen im Mittelpunkt. Informiert wurde über den Stand der Erarbeitung einer Nationalen und Europäischen Proteinstrategie, bevor Christian Grütters vom Deutschen Raiffeisenverband ein Update zur Treibhausgas-Bilanzierung und zu Nachhaltigkeitsanforderungen im Lebensmittel- und Futtermittelsektor gab. Die Teilnehmenden diskutierten intensiv über Chancen und Herausforderungen einer klima- und ressourcenschonenden Landwirtschaft.

Rundgang durch die Hochschule

Zum Abschluss der Tagung führte Professor Krahl durch die Forschungseinrichtungen auf dem Innovation Campus Lemgo. Besonders eindrucksvoll: die Future Food Factory OWL, die Produktionsprozesse der Lebensmittelindustrie unter realen Bedingungen simuliert. Hier arbeiten Studenten, Forscher und Unternehmen gemeinsam an Lösungen für die Nahrungsmittelproduktion von morgen. Ebenso besichtigt wurde das neue Laborgebäude 16 der Life Science Technologies – ein weiteres Beispiel für die enge Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in Lemgo.

Das Urteil der Gäste fiel laut TH OWL entsprechend positiv aus: Die Hochschule zeige beispielhaft, wie interdisziplinäre Forschung und regionale Vernetzung Hand in Hand gehen. Damit sei Lemgo ein idealer Ort, um die Zukunft pflanzlicher Proteine nicht nur zu diskutieren, sondern praktisch zu gestalten.

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