Lemgo. „Lärm macht krank“, sagt Andreas Siewert und hatte daher einen Bürgerantrag gestellt, in dem er unter anderem forderte, die Mittagsruhe von 13 bis 15 Uhr wieder einzuführen. Auch ab 18 Uhr unter der Woche und am Samstag ab 13 Uhr sollte Ruhe sein. Haupt- und Finanzausschuss sowie Rat hatten sein Anliegen abgelehnt. Von 7 bis 20 Uhr werktags gibt es daher keine Einschränkungen, nur für besonders laute Geräte wie Graskantenschneider und Laubbläser. Doch unter den LZ-Lesern führte das Thema zu einer Diskussion. Die Redaktion hat sich daher mal in der Stadt umgehört, was die Lemgoer von der Entscheidung halten. Rolf Ehlebracht aus Wiembeck meint: „Es wäre schon eine Einschränkung, vor allem wenn ich einen großen Garten habe. Da muss man ja auch was tun.“ Seine Frau Helga Ehlebracht sagt: „Man vermeidet es ja eh schon, in der Zeit zu mähen.“ Die 63-Jährige würden die lauten Gartenarbeiten eher in den Abendstunden stören. „Ich fände es daher schöner, wenn es nur bis 19 Uhr erlaubt wäre.“ Ihr Mann wirft ein, dass es heutzutage aber schon leise, elektrische Gartengeräte gibt oder auch Mähroboter - sowie Kopfhörer. Und die beiden fragen sich, was eigentlich mit Mischgebieten ist, in denen sich nicht nur Wohnhäuser befinden, sondern auch Gewerbe angesiedelt ist. Letztendlich sind sich beide einig, dass durch eine Regelung - egal, in welcher Art - nur noch mehr Fragen auftauchen würden und die Einhaltung ja auch überprüft werden müsste. Deswegen nehmen sie von der Idee der Mittagsruhe eher Abstand. „Keine Notwendigkeit“ Ein 70-jähriger Lemgoer, der anonym bleiben möchte, ist sich unsicher. Er könne die Frage, ob er eine Mittagsruhe befürworten würde, weder mit ja noch mit nein beantworten. „Auf der einen Seite schwierig, weil manche Sachen gemacht werden müssen. Auf anderen Seiten fühlen sich Menschen gestört, zum Beispiel, wer aus der Nachtschicht kommt“, sagt er. Sein 63-jähriger Freund, der mit ihm eine Tasse Kaffee trinkt, meint: „Ich wohne mitten in der Stadt und habe es noch nie als zu laut empfunden. Von daher sehe ich da keine Notwendigkeit.“ Am Nachbartisch sitzen Renate Winkler und Angelika Stenvers. Stenvers habe immer gedacht, dass es die Mittagsruhe noch gebe: „Ich habe mich mein Leben lang daran gehalten. Andererseits stört es doch keinen, wenn ich es nicht tue. Es ist doch eh kaum einer zur Mittagszeit daheim.“ Winkler spricht sich daher klar gegen die Wiedereinführung aus. Auch die 39-jährige Katja Breithaupt wohnt zentral. Sie sei daher an eine gewisse Geräuschkulisse gewöhnt. „Aber ich bin noch nicht in einem Alter, in dem mich das sehr stört“, sagt sie und lacht. Eine Mittagsruhe würde sie als Einschränkung empfinden. Denn: „Es ist schwer, sich heutzutage zu organisieren“, meint sie. „An die Regeln halten“ Aleks Smirnoff, der gerade mit seiner kleinen Tochter in der Stadt unterwegs ist, spricht sich hingegen klar für die Wiedereinführung der Mittagsruhe aus. Darüber hinaus wünsche er sich, dass sich zumindest an die jetzigen Regeln wie die Nachtruhe gehalten werde. „Im Sommer ist es schwer, mit offenem Fenster zu schlafen. Ich fordere Konsequenzen für alle, die sich nicht daran halten“, sagt der 39-Jährige. Philipp Meyer aus Hörstmar wiederum hält die Mittagsruhe für „nicht notwendig“. Für ihn sei das Lärmproblem durch Rasenmäher, motorisierter Heckenschere und Co. „nicht exorbitant groß“. Zumal es immer mehr leisere Modelle gebe. „Vielleicht halten sich die Menschen in Hörstmar aber auch einfach mehr an die Regeln“, mutmaßt der 38-Jährige und setzt auf ein von gegenseitiger Rücksichtnahme geprägtes Miteinander. Für sei etwas anderes aber entscheidender: „Man sollte sich lieber Gedanken um den Lärm von Autos und Motorrädern machen. Die können verdammt laut sein“, sagt der Lemgoer, der sein Büro in der Paulinenstraße hat.