Von wegen stiller Büchertempel: Wie in Lemgo die Bücherei zum Treffpunkt wird

Lemgo. Ohne Bücher können sie nicht. Eintauchen in fremde Welten, mehr erfahren über besondere Schicksale und Geschichten - die Lektüre bereichert ihr Leben auf vielfältige Weise. Das wollen Elisabeth Webel und Ursula Heer auch anderen vermitteln - und nutzen dafür ganz vielfältige Wege.

Im Oktober hat Elisabeth Webel den Vorsitz des Fördervereins der Stadtbücherei Lemgo übernommen, nachdem der langjährige Vorsitzende Günther Dreier verstorben war. Ihr zur Seite steht Stellvertreterin Ursula Heer und natürlich Helfer und Vorstand des Fördervereins, zu dem auch Büchereileiter Axel Koch gehört. Ihnen gemein ist, den Menschen die Welt der Bücher zu eröffnen. Denn &bdquo;ins Lesen wächst du hinein“, ist Ursula Heer überzeugt, die über viele Jahre den Buchladen &bdquo;Pegasus“ führte.

Ins Gespräch kommen Doch eben damit Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen dieses Hineinwachsen gelingt, dafür sucht der Förderverein zusammen mit den Stadtbücherei-Mitarbeitern immer wieder neue Wege. &bdquo;Es ist die menschliche Begegnung, die wir zunehmend in den Mittelpunkt stellen“, erklärt dann auch Axel Koch. Das heißt, die Bücherei als einen Ort der Begegnung zu etablieren, an dem sich die Menschen wohlfühlen und an dem sie auch mit anderen ins Gespräch kommen können. Denn das werde in Zeiten wachsender Individualisierung immer wichtiger, ist der Büchereileiter überzeugt. Und dafür kann er auf die Hilfe des Fördervereins setzen, ohne den vieles gar nicht möglich wäre.

So finanziert der Förderverein mit seinen rund 115 Mitgliedern unter anderem neue Bücher und Medien, sponsort Veranstaltungen oder gibt Geld für Möbel und Inventar. Und wer in die Stadtbücherei in die Papenstraße kommt, erlebt einen Altbau, der auf unterschiedlichen Ebenen mit viel Fachwerk und Rückzugsmöglichkeiten mit gemütlichen Sesseln oder auch Sitzsäcken reichlich Platz zum Entdecken und Schmökern bietet. Ein Angebot, das viele Bürger nutzen. Im vergangenen Jahr etwa zählte die Bücherei gut 3500 aktive Leser, zuzüglich der Tagesbesucher. Damit habe man sich von der Corona-Delle gut erholt, wie Axel Koch versichert.

Realschüler kommen in der Mittagspause Damit noch mehr Menschen in das Bücherdomizil kommen, setzt der Förderverein verstärkt auf Veranstaltungen. Herausragend seit fast zwei Jahrzehnten sei dabei das Format &bdquo;Ganz Ohr sein“ , das damals auch Elisabeth Webel zur Stadtbücherei brachte. Dreimal im Jahr lädt der Förderverein bekannte Lemgoer ein, die aus ihrem Leben erzählen und jeweils ein Buch vorstellen. Ein Erfolgsformat, zu dem stets gut 80 Besucher kommen. Und wie bei anderen Lesungen auch werde es dabei für die Besucher immer wichtiger, in der Pause bei einem Getränk ins Gespräch zu kommen, so Elisabeth Webel.

Auch der Sommerlese-Club spüle immer wieder neue Besucher in die Bücherei, Vorlesestunden und die Realschule erlaube es ihren Schülern, die Mittagspause in der Bücherei zu verbringen, zählt die Fördervereinsvorsitzende Beispiele auf, um auch junge Menschen für die Welt des Buches zu gewinnen.

Risiko hat sich gelohnt Und manchmal, da greife man auch nach den Sternen, muss sie lachen. Etwa, als sie den bekannten Autor Sasa Stani&scaron;ic nach Lemgo locken konnten. Dank der Verbindungen von Ursula Heer wurde die Veranstaltung möglich und der Förderverein wagte und gewann. Ausverkauft. Knapp 200 Gäste kamen ins Kesselhaus, um der Lesung des Trägers des Deutschen Buchpreises zu lauschen . Ein absoluter Erfolg - wie sich Elisabeth Webel und Ursula Heer freuen und wollen gleich nachlegen: Am 21. November laden sie zu den Buchmomenten und am 6. Dezember steht dann eine weitere Sternstunde an: Drei Literatur-Redakteure von MDR, SWR und von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, alle mit Bezug zu Lemgo, kommen zum &bdquo;Trio Literale“ in die Stadt.

Für Büchereileiter Axel Koch eine willkommene Bereicherung seines Angebotes, denn manche Veranstaltungen, wie etwa die von Sasa Stani&scaron;ic könne sich die öffentliche Einrichtung einfach nicht leisten. &bdquo;Das finanzielle Risiko ist zu groß.“ Tatkräftige Unterstützung gibt es auch vom Orga-Team des Fördervereins, das bei Aufbau und Bestuhlung bei Veranstaltungen und Festen hilft. Damit werden nicht nur mehr Besucher in die Stadtbücherei gelockt, auch der Kasse des Fördervereins kommen diese Veranstaltungen durchaus zugute. Denn neben Mitgliederbeiträgen, dem Verkauf beim Bücherflohmarkt und Sponsorengeldern sind es vor allem auch die Einnahmen über den Getränkeverkauf bei Lesungen, die Geld einbringen.

Dabei sind im Förderverein Bürger aller Altersgruppen dabei und natürlich, wirbt das Trio, seien neue aktive oder auch passive Mitglieder sehr willkommen - auch, um Ideen einzubringen und die Bücherei noch stärker mit den Menschen zu vernetzen.

Höhepunkt im Dezember Ein &bdquo;Trio Literale“ ist am Samstag, 6. Dezember, in Lemgo zu Gast. Drei renommierte Literaturkenner mit Lemgoer Bezug werden aus ihrem Leben berichten und Buchtipps geben. Mit dabei ist Katrin Schuhmacher, stellvertretende Ressortleiterin des Ressorts &bdquo;Kulturdesk“ beim MDR Kultur und seit 2025 Juryvorsitzende des Preises der Leipziger Buchmesse. Sie stammt aus Hohenhausen und ist am Engelbert-Kaempfer-Gymnasium zur Schule gegangen.

Katharina Borchardt ist Literaturredakteurin und Moderatorin bei SWR-Kultur. Sie ist am Marianne-Weber-Gymnasium zur Schule gegangen. Jan Wiele schließlich ist Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er stammt aus Herford und hat seinen Zivildienst in Lemgo geleistet.

In Lemgo werden sie auf Einladung des Fördervereins am 6. Dezember, ab 18 Uhr, im Gemeindehaus St. Nicolai aus ihrem Leben berichten und Buchempfehlungen geben. Der Eintritt ist frei.

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