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Technologie

Lemgoer und Bielefelder Forscher wollen den Menschen ins Zentrum der KI-Arbeit stellen

Lemgo/Bielefeld. Wie lassen sich Menschen und Maschinen so zusammenbringen, dass beide voneinander profitieren? Diese Frage steht im Mittelpunkt des neuen Kompetenzverbunds Humation – Humanzentrierte Automation, den die Universität Bielefeld und das Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo gemeinsam gegründet haben. Ziel sei es laut Pressemitteilung, die Interaktion zwischen Mensch, Künstlicher Intelligenz (KI) und Automatisierung so zu gestalten, dass Arbeitsprozesse sicherer, flexibler und effizienter werden und gleichzeitig der Mensch im Zentrum bleibt.

„Wir wollen Technologien dahingehend entwickeln, dass sie die Fähigkeiten des Menschen erweitern, nicht ersetzen“, sagt Dr.-Ing. Marc Hesse. Er ist Teamleiter von Cognitronics an der Universität Bielefeld und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Center for Cognitive Interaction Technology (CITEC). „Wenn Mensch und Maschine als Partner zusammenarbeiten, entsteht ein hybrides Team, das kreativer, adaptiver und nachhaltiger arbeitet.“

Gemeinsame Plattform für Forschung und Praxis

Der Kompetenzverbund vereine die grundlagenorientierte Forschung der Universität mit der anwendungsnahen Expertise des Fraunhofer IOSB-INA. Diese Verbindung ermögliche praxisnahe Lösungen in Feldern wie kollaborativer Robotik, also Robotern, die gemeinsam mit Menschen arbeiten und der Integration von KI in automatisierte Prozesse.

Ein Beispiel sei das gemeinsame Projekt „Humation Collaboratory.OWL“: Ein Forschungslabor, das zwei Standorte digital vernetzt – das Forschungsinstitut für Kognition und Robotik (CoR-Lab) in Bielefeld und das Fraunhofer-Institut mit der „SmartFactoryOWL“ in Lemgo. „Dort arbeiten Roboter und Menschen Seite an Seite, etwa bei der Produktion von Wärmepumpen. Intelligente Roboter übernehmen Teilaufgaben und unterstützen Fachkräfte bei der Montage. So lassen sich Engpässe in der Produktion ausgleichen und Arbeitsprozesse effizienter gestalten“, schreibt die Universität.

Viele Betriebe stünden heute unter Druck, sagt Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite, Direktor des Fraunhofer IOSB-INA, Lemgo: „Zu wenig Fach- und Arbeitskräfte, zu viel Komplexität. Mit ,Humation’ verbinden wir moderne Technik mit menschlicher Erfahrung – und dank digitaler Zwillinge werden Abläufe einfacher und schneller.“

Auch das Projekt „EXPLORE“ zeige, wie Forschung und Industrie zusammenwachsen. „Es entwickelt die erste Forschungsplattform für Digitale Zwillinge in Ostwestfalen-Lippe. Digitale Zwillinge sind dynamische, virtuelle Abbilder realer Maschinen oder Produktionslinien. Sie helfen Unternehmen, Abläufe zu simulieren, zu optimieren und nachhaltiger zu gestalten, bevor sie in der Realität umgesetzt werden.“

Technologie mit menschlichem Maß

Im Mittelpunkt der humanzentrierten Automation stehe der Mensch als aktiver Gestalter technischer Systeme. „Ziel ist nicht, Arbeit vollständig zu automatisieren, sondern Arbeitsplätze menschengerecht zu gestalten. Dabei geht es um Sicherheit, Wohlbefinden und die Erweiterung von Kompetenzen.“ Auch ethische, rechtliche und soziale Fragen würden von Beginn an in die Forschung integriert. Dieser sogenannte „integrierte Forschungsansatz“ stelle sicher, dass neue Technologien gesellschaftlich verantwortungsvoll entwickelt werden.

„Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bietet ,Humation’ praxisnahe Unterstützung: von Lab-Touren über Fachgemeinschaften bis hin zu Beratungs- und Umsetzungsprojekten. So wird wissenschaftliche Expertise direkt in die regionale Wirtschaft übertragen und umgekehrt fließen die Erfahrungen der Betriebe in die Forschung zurück.“

Impulse für die Industrie der Zukunft

Der Ansatz von „Humation“ steht im Einklang mit der europäischen Strategie „Industry 5.0“, die den Menschen als zentrale Säule einer nachhaltigen und resilienten Industrie definiert. Mit dem neuen Kompetenzverbund trägt die Region Ostwestfalen-Lippe dazu bei, Europa als Vorreiter humanzentrierter Automatisierung zu positionieren.

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