In Asemissen kommen die Bauteile aus dem Drucker

Leopoldshöhe. Als sie angefangen haben, war der 3D-Druckbereich noch eine relativ neue Technik. Den Brüdern Raphael und Markus Hoffmann aber war bereits klar, dass sie sich in dem Bereich selbstständig machen wollten. Am 1. April 1996 war es dann so weit, die H&H GmbH war gegründet. Die Hoffmanns legten den Grundstein für eine Entwicklung, in der es längst nicht mehr nur um die Produktion von Teilen für die Autoindustrie geht.

&bdquo;Vor 25 Jahren war es noch relativ exotisch, als wir gestartet sind", sagt Markus Hoffmann, &bdquo;aber es hat sich weiterentwickelt". Er selbst ist gelernter Modellbauer, hat an der FH Maschinenbau studiert und ist da bereits auf den 3D-Druck gestoßen. Das Thema seiner Diplomarbeit war dementsprechend bereits &bdquo;Rapid Prototyping", die schnelle Herstellung von Musterbauteilen.

Sein Bruder studierte BWL in Münster, mit Schwerpunkt Marketing und Kommunikation. Er war derjenige, der den Businessplan mitgeschrieben hatte. Damals, für die ersten Schritte in einer kleinen, gemieteten Halle Lage-Billinghausen. Seit 2000 ist das Unternehmen in Asemissen ansässig, entwickelte sich stetig weiter, hat heute bereits 110 Mitarbeiter – und einen Umsatz von geplant 12 bis 14 Millionen Euro in diesem Jahr. Es gibt mittlerweile eine Holding, im Unternehmensleitbild ist die Rede von &bdquo;Next Level 3D-Printing".

Nicht nur Teile für die Automobilbranche

Es sind verschiedene Sparten, die auf 3D-Druck statt Guss setzen und ihre Teile aus Leopoldshöhe beziehen oder sich Prototypen für die Serienherstellung in Leopoldshöhe entwickeln lassen. Es geht um Metall- und Kunststoffteile. Etwa zur Hälfte für die Automobilbranche und für die Branche der Hersteller der sogenannten Weißen Ware (Waschmaschinen, Geschirrspüler, Kühlschränke), Elektroartikel, Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik und eben auch Maschinenbau.

&bdquo;Wir sind ein Spezialdienstleister", sagt Raphael Hoffmann. &bdquo;Wir entwickeln oder entwickeln mit." Im Gewerbegebiet Asemissen gibt es dementsprechend eine Abteilung, in der Ingenieure und Konstrukteure entsprechend der Auftraggeber neue Prototypen entwickeln – Geheimhaltung inklusive. Es sind Mittelkonsolen für den Mercedes-Maybach mit Sekt- oder Champagnerglashalter, es sind Teile für Kassenautomaten oder auch der neue Wischmopp für einen Reinigungsgerätehersteller, die in Asemissen gefertigt, ersonnen, weiterentwickelt oder für eine Serienproduktion hergestellt werden.

Längst läuft das meiste digital. Raphael und Markus Hoffmann sind mit ihrem Unternehmen in Forschungsgruppen integriert, sind beispielsweise mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen vernetzt, kennen &bdquo;alle 3D-Größen Deutschlands", wie Raphael Hoffmann sagt.

Alles eine Kostenfrage

Die Digitalisierung verheißt komprimiertere Werksgelände, weil sich der Datensatz, abgespeichert in einer Cloud, für die Herstellung von Ersatzteilen wie eine Kofferraumhalterung anders lagern lässt als Spritzgusswerkzeug und -maschinen. &bdquo;Das ist nur ein kleiner Teil von Zukunftsvisionen", sagt Raphael Hoffmann. Auch ein 3D-Drucker im Auto sei vorstellbar, erklärt Markus Hoffmann. Der Fahrer druckt das Ersatzteil und liefert es direkt aus.

Spritzguss und Fräsen haben sie in Asemissen auch noch. Die Technologie entwickelt sich weiter, Teilbereiche werden bereits vom 3D-Druck übernommen, &bdquo;aber nicht alles", erklärt Raphael Hoffmann. Es sei auch eine Kostenfrage. Beispiel Flugzeugbau. Mit 3D-Druck könne ein Flugzeug &bdquo;eine Tonne leichter werden, und Gewicht ist beim Flugzeug alles". Weniger Gewicht bedeutet, es ist weniger Treibstoff nötig. Dass der 3D-Druck seinen Weg in die industrielle Serienfertigung findet, davon sind die Hoffmanns überzeugt. Einen Sinn für besondere Serien aus dem 3D-Drucker haben sie in Asemissen. 1500 Hermann-Figuren wurden hier mal gedruckt für die Lippe & Tourismus Marketing. Eine Kleinigkeit, klar, aber eben auch eine besondere.

Die Jubiläumsfeier muss in diesem Jahr coronabedingt ausfallen. Sie soll aber nachgeholt werden.

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