Zwei Fraktionschefs fordern Rücktritt von Landrat Lehmann nach Ermittlungspanne

Kreis Lippe. Die Beweise im Missbrauchsskandal von Lügde, die aus den Räumen der Polizei verschwunden sind, sorgen bei den Parteien im Kreishaus für ungläubiges Kopfschütteln. Die vier Fraktionsvorsitzenden, Henning Welslau (SPD), Andreas Kasper (CDU), Werner Loke (Bündnisgrüne) und Carsten Möller (FDP) ärgern sich über die Informationspolitik von Landrat Axel Lehmann. &bdquo;Dass der Kreistag scheibchenweise und erst aus den Medien von immer wieder neuen Pannen in den Behörden erfahren muss, ist nicht tragbar", werden die Fraktionschefs in einer Erklärung zitiert.

Andreas Kasper und sein Kollege Werner Loke werfen dem obersten Polizeichef Lehmann Versagen vor – die beiden fordern seinen Rücktritt. SPD-Fraktionschef Henning Welslau will erst die Untersuchungen abwarten.

&bdquo;Der Landrat hat sich bisher weggeduckt und muss nun die politischen Konsequenzen tragen, da er die Polizei anscheinend nicht mehr unter Kontrolle hat", betonte Loke. Er habe sich nicht in seinen kühnsten Träumen vorgestellt, dass bei der Polizei Beweismittel einfach so verschwinden könnten und der oberste Dienstherr, in diesem Fall Lehmann, erst am Donnerstagabend nach Düsseldorf reisen würde, um die Öffentlichkeit aufzuklären. &bdquo;Dies geht gar nicht. Er hätte uns vorher informieren müssen, da tags zuvor der Polizeibeirat getagt hat", sagt Loke.

Zustimmung kommt vom CDU-Mann Andreas Kasper: &bdquo;Der Beirat kam zusammen, aber die Mitglieder wurden nicht darüber informiert, dass bei der lippischen Polizei seit Wochen 155 Datenträger vermisst werden." Dies sei eine Missachtung der Politik, erklären Loke und Kasper. Lehmann rechtfertigte sein Handeln gestern Nachmittag während einer Pressekonferenz in den Räumen der Polizei. Er zitierte bei dieser Gelegenheit aus zwei Mails des Innenministeriums, in denen von einer frühzeitigen Mitteilung an die Beiratsmitglieder abgeraten wird. Tenor: Innenminister Herbert Reul wolle das Vorrecht der ersten Information genießen.

&bdquo;Ich verstehe die Kritik aus den Fraktionen sehr gut", sagte Lehmann. Er hoffe, dass er das Vertrauen zurückgewinnen könne – dies soll auf einer außerordentlichen Sitzung des Kreispolizeibeirates am kommenden Mittwoch geschehen. An einen Rücktritt denke er nicht, so Lehmann. Er entschuldigte sich für die Pannen bei den betroffenen Familien. Er wolle all seine Kraft investieren, um die schrecklichen Verbrechen aufzuklären.

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