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Missbrauch auf Campingplatz: Prozess soll im Juni starten

Erol Kamisli

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Spurensicherer untersuchen den Wohnwagen, um Erkenntnisse zum Missbrauch zu finden. Das Auto des Hautpverdächtigen wird am 20. Februar abgeschleppt. An diesem Tag werden die Parzellen eingezäunt.   
  - © Archivfoto: Vera Gerstendorf-Welle
Spurensicherer untersuchen den Wohnwagen, um Erkenntnisse zum Missbrauch zu finden. Das Auto des Hautpverdächtigen wird am 20. Februar abgeschleppt. An diesem Tag werden die Parzellen eingezäunt.     (© Archivfoto: Vera Gerstendorf-Welle)

Detmold/Lügde-Elbrinxen. Ende April will die Detmolder Staatsanwaltschaft die Anklageschrift gegen die drei derzeit inhaftierten Beschuldigten im Lügder Missbrauchsfall fertigstellen. Und einige Wochen später – Ziel ist der 6. Juni – soll der Prozess vor der Jugendschutzkammer unter Vorsitz von Richterin Anke Grudda am Detmolder Landgericht starten.

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Ob gegen vier weitere Beschuldigte verhandelt werde, müssten die weiteren Ermittlungen zeigen, sagt Oberstaatsanwalt Ralf Vetter. „Wir würden gerne am 6. Juni starten, dann wäre der Hauptverdächtige Andreas V. genau sechs Monate in Haft. Nach aktuellem Stand rechnen wir mit einem langen Prozess", so Vetter. Normalerweise dürfe die U-Haft eine halbes Jahr nicht überschreiten, doch wenn bis zum Juni der Prozess nicht beginne, könne das Oberlandesgericht diese Frist verlängern. Ob die Räumlichkeiten am Detmolder Landgericht angesichts der zu erwarteten Nebenkläger und Medienvertreter ausreichen oder ein anderer Verhandlungsort gefunden werden müsse, werde noch geprüft.

Drei von insgesamt sieben Beschuldigten sitzen derzeit wegen schweren Kindesmissbrauchs in U-Haft. Rechtsanwalt Johannes Salmen aus Lage vertritt den 56-jährigen Hauptbeschuldigten Andreas V.: „Ich besuche ihn regelmäßig und wir reden über die Vorwürfe." Gegenüber den Ermittlern schweigt der 56-Jährige. Sein Mandant muss sich derzeit wegen schweren sexuellen Missbrauchs an mindestens 31 Minderjährigen sowie Herstellung und Verbreitung von Kinderpornos verantworten.
Jürgen Bogner verteidigt Mario S., einen 34-jährigen, ledigen Arbeitslosen aus Steinheim. Er muss sich wegen Beihilfe zu schwerem sexuellen Missbrauch in mindestens drei Fällen verantworten. „Ich konnte ihn leider noch nicht besuchen, stehe aber mit seinen Eltern in Kontakt", sagt Bogner. Derzeit sei sein Büro vollgestellt mit Ermittlungsakten der Detmolder Staatsanwaltschaft. „Es ist so viel, dass wir neue Ordner kaufen mussten, um die Seiten abzuheften", sagt Bogner.

Jann Henrik Popkes aus Schlangen verteidigt den 48-jährigen Heiko V., einen ledigen Handwerker aus Stade, der via Internet im Herbst 2010 und Januar 2011 an zwei kostenlosen Sex-Videochats teilgenommen haben soll. Die Polizei sei auf ihn gekommen, weil ein Mädchen, das damals vor laufender Kamera missbraucht worden sei, sich an den Namen des Handwerkers erinnern konnte. Der Vorwurf gegen Heiko V. lautet Anstiftung zu schwerem sexuellen Missbrauch an Minderjährigen in zwei Fällen. „Mein Mandant ist geständig. Nachdem der Haftprüfungstermin gescheitert ist, warten wir auf den Prozessbeginn", sagt Popkes.

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