Kamerawagen erfasst Lügdes Straßen digital

Lügde. Wie breit ist die Straße? In welchem Zustand ist die Fahrbahn? Wie groß ist der Abstand zwischen zwei Objekten? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigen sich die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, insbesondere des Bauamtes, bei ihrer täglichen Arbeit. Oft sind dann zeitaufwendige Vor-Ort-Besichtigungen für Vermessungen erforderlich. In Lügde sind viele dieser Arbeiten von nun an vom Schreibtisch aus möglich - dank &bdquo;GeoScan“, eine digitale Straßenerfassung des kommunalen Netzbetreibers Westfalen Weser. Die Software spare künftig nicht nur Zeit, sondern auch Kosten, wie Bürgermeister Torben Blome erklärt.

Daniel Eling, Vertriebsleiter bei Westfalen Weser, ist zur Unterzeichnung des Vertrags, der vorerst für vier Jahre läuft, ins Rathaus gekommen. Mit dabei sein Kollege Kevin Stratmann, der das &bdquo;GeoScan“-Fahrzeug vor dem städtischen Gebäude parkt. Durch den auffälligen Aufbau auf dem Dach des Autos zieht das Gefährt direkt einige Blicke auf sich. Ausgestattet ist der Wagen mit Kameras, die hochauflösende 360-Grad-Panoramaaufnahmen machen sowie einem Laserscanner, der die Umgebung vermisst und somit Daten zur Lage, Beschaffenheit und Größe von Oberflächen und Objekten liefert.

Künstliche Intelligenz bewertet die Zustände der Straßen &bdquo;Mit den präzisen Digitaldaten werden zukünftig zeitraubende Vor-Ort-Besichtigungen und eigene Vermessungen von unseren Mitarbeitenden wegfallen“, erklärt der Bürgermeister. Allein vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sei es wichtig, das Personal effizient einzusetzen. Zudem spare es Kosten, beispielsweise auch dadurch, dass externe Unternehmen für die Planungen nicht mehr rausfahren müssten, weil der Datenaustausch digital erfolgen könne. Die Software, die der Stadt einen niedrigen vierstelligen Euro-Betrag im Monat kostet, bringe somit schnell eine Kostenersparnis mit sich.

Der Kerngedanke liegt laut Blomeaber in einer umfassenden und möglichst objektiven Erfassung des Ist-Zustandes des Straßen- und Wegenetzes. Straßensanierungen sollen dadurch noch ziel- und kostenorientierter erfolgen. &bdquo;Das System liefert beispielsweise Informationen über Straßenzustände in so guter Qualität, dass Risse, Flickstellen, Ausbrüche, und Unebenheiten deutlich zu erkennen sind und ihre Größe am PC vermessen werden kann“, berichtet Eling. Mittels künstlicher Intelligenz werde so der Zustand der Straßen bewertet.

Simulation von Starkregenereignissen &bdquo;Außerdem möchten wir es nutzen, um die Entwässerung bei Starkregen zu planen und zu überprüfen“, führt der Bürgermeister weiter aus. Aus diesem Grund hat &bdquo;GeoScan“ in Lügde auch die Gullydeckel und Abflussrinnen in den jeweiligen Höhen vermessen. Mit diesen Daten lasse sich die Entwässerung berechnen. Somit liefere das System auch einen möglichen Beitrag zum Hochwasserschutz. Mit der Software ist unter anderem die Simulationen von Starkregenereignissen möglich, berichtet der Vertriebsleiter. So könnten Schwachstellen - etwa Standorte, an denen sich das Wasser sammelt oder nicht abfließen kann - aufgedeckt werden. Daraus könnten dann entsprechende Maßnahmen abgleitet werden.

Werden künftig also keine Vermessungstechniker mehr gebraucht? &bdquo;Für gewisse Erstplanungen kann man darauf verzichten“, erklärt Eling. Die würden dann erst zur Bauausführung herangezogen werden. Auch hier sieht Bauamtsleiter Gregor Günnewich eine Kostenersparnis. Würden beispielsweise von vier geplanten Projekten schließlich nur zwei umgesetzt, sei kein Geld durch die Arbeit eines Vermessungsbüros verloren gegangen.

Gesichter und Kfz-Kennzeichen werden verpixelt Die zehn Landkreise im Netzgebiet von Westfalen Weser werden turnusmäßig alle zwei Jahre neu abgefahren. Darüber hinaus sei es aber auch möglich, etwa wenn sich Änderungen durch Baumaßnahmen oder Beschädigungen ergeben, auch zwischendurch einzelne Straßen neu zu fotografieren und zu vermessen. Das Fahrzeug darf dabei übrigens nicht schneller als 60 Stundenkilometer fahren, da die Daten sonst nicht verarbeitet werden können, wie Kevin Stratmann, der das Auto auch durch Lügde steuerte, erklärt. Datensicherheit und Datenschutz seien bei &bdquo;GeoScan“ besonders wichtig. Zufällig aufgenommene Gesichter und Kfz-Kennzeichen verpixelt das System direkt.

Im Kreis Lippe hat bisher neben Lügde auch Schlangen einen Vertrag mit Westfalen Weser zur Nutzung von &bdquo;GeoScan“ geschlossen. Blome sieht viele Vorteile in dem System, deswegen sei Lügde auch jetzt so früh in die Nutzung eingestiegen. &bdquo;Ich bin überzeugt, dass das in einigen Jahren Standard sein wird.“

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