Alice Köfer singt und reimt in Lügde über Wärmepumpen - und lobt ein Café besonders

Lügde. Starke Bühnenpräsenz, viel Kontakt zum Publikum, Abwechslungsreichtum am Keyboard und einige hochmusikalische Rückwärts-Sing-Nummern mit einer uhrwerkhaften Taktung: Alice Köfer hätte im Klostersaal Lügde weitaus mehr Publikum verdient gehabt als das kleine Auditorium von rund 60 Personen.

Die Berliner Musikkabarettistin war zeitig am Nachmittag mit dem Zug angereist, machte ihren Technik-Check und begab sich postwendend zu Fuß in die Lügder &bdquo;Kernstadt“. Großes Lob bekam am Abend sodann der Apfelkuchen im Café &bdquo;Kinderklitzken“.

Zwei Zugaben für Lügde Köfer, die Frau der Boygroup &bdquo;Vocal Recall”, begibt sich in diesem Jahr erstmalig auf Solopfade. Charmant berlinernd und sensationell gut gelaunt betrat sie in Lügde die Bühne, agierte mal versehentlich philosophisch, mal albern sinnentleert und stellte sich in ihrem Programm natürlich den wirklich wichtigen Fragen des Lebens: Warum gibt’s in meiner Straße fünf Burger-Restaurants? Lohnt sich heute noch eine schöne Unterschrift? Und warum merke ich mir immer nur die falschen Sachen? Die Lügder Fangemeinde in Sachen Kultur applaudierte am Ende für gleich zwei Zugaben.

Wer geografisch noch nicht auf Ballhöhe war, wusste am späten Abend zudem, dass Lügde rund um die Pfarrkirche St. Marien allerlei Straßen mit Namen wie &bdquo;Vordere Straße“, &bdquo;Hintere Straße“ und &bdquo;Mittlere Straße“ vorweisen kann. Das von Köfer hoch-gelobte Café Kinkerlitzken liegt natürlich an der Spitze einer dieser Straßen. Tja, da mussten die 60 Menschen im Klostersaal erstmal ihre Rührung rund um den Lokalpatriotismus in den Griff kriegen.

Abitreffen und Kressesamen Ansonsten reimte und sang Köfer über ein Abitur-Treffen (&bdquo;Ich gehe auch mal zu einem von einer Klasse, in der ich gar nicht war, die aber alle älter sind als ich“), über die Chance, die sich einem bietet, wenn man verhassten Menschen einfach mal heimlich Kressesamen auf den Teppich streut und etwas Wasser hinzufügt oder über &bdquo;niedere Jobs, bei denen einer immer der Horst ist“.

Das Publikum von Kabarettveranstaltungen ist übrigens oft 65plus und da muss man als Frau auf der Bühne sicherlich aufpassen, dass die Themen nicht über Gebühr weit weg von deren Realität verortet sind. Bei Anglizismen wie &bdquo;Virtual Reality“ oder &bdquo;Emojis“ kam auch Köfer an ihre Grenzen. Die starke Performance hielt nicht Schritt mit der Gag-Akzeptanz.

Deutlich näher an der echten Realität geraten dann Sätze wie &bdquo;Schweizer Schweine werden nicht mehr gegessen.“ Wobei Köfer zähneknirschend eingestehen musste, dass ihr dieser Satz aus den Nachrichten nun schon wochenlang durchs Oberstübchen rauscht - ohne dass es einen Zugewinn gibt.

Wärmepumpe, gereimt und gesungen Auf dem Höhepunkt ihrer sprachlichen Kabinettstückchen begab sie sich am e-Piano auf die Suche nach der richtigen Aussprache der Pflanze &bdquo;Rhododendron“; die wächst am besten im Halbschatten. Was noch zu gewährleisten ist. Die Aussprache hingegen bringt so manchen Zeitgenossen in die Bredouille. Und das alles - Köfers Finale - eskalierte in Lügde wie im Rest des Landes spätestens seit der Ampel-Politik zum Unwort Wärmepumpe. Ja. Köfer sprach über die Wärmepumpe, sang über die Wärmepumpe, reimte dazu und legte so ein furioses Finale aufs Parkett.

Weiter geht es mit &bdquo;Kultur im Kloster“ am 9. November: dann kommt zum Jubiläumswochenende &bdquo;100 Jahre Kolpingsfamilie Lügde“ das Quintessence Saxophone Quintett.

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