Oerlinghausen. Die Buchstaben „JZO" sind am Haus an der Detmolder Straße 102 bereits entfernt worden. Seit 1996 ist dort das Domizil des autonomen Jugendzentrums Oerlinghausen. Ersetzt werden die Buchstaben durch „KNUP". Nicht nur der Name ist neu, nach 45 Jahren als selbstverwaltetes Jugend- und Kulturzentrum schlägt das JZO als KNUP auch neue Wege ein. Zwei Jahre lang haben sich junge Menschen intensiv mit der bewegten Geschichte und der zukünftigen Ausrichtung beschäftigt und die Weiterentwicklung zum Soziokulturellen Zentrum vorangetrieben.
Die ersten Überlegungen und Gespräche gab es bereits im Jahr 2018. „Es war ein Prozess, anfangs war noch nicht klar, wohin es gehen sollte", erzähen Janine und Christian. Klar war, dass der Begriff Jugendzentrum ersetzt werden sollte, denn damit, so zeigte es die Erfahrung, „verbinden viele Menschen eher Ferienspiele und die Beschäftigung mit Jüngeren". Dennoch sei die Namensänderung ein großer Schritt für den Verein, „denn mit dem JZO verbinden Generationen von Oerlinghauser Jugendlichen viele Erinnerungen", das war klar. „Die Umstrukturierung des Konzeptes sollte aber deutlich ersichtlich sein."

Nach einem langen Namensfindungsprozess entschieden sich aktive Jugendliche und auch ehemalige JZler für „KNUP". Eine Übersetzung gibt es dafür nicht. „Der Name ist in den 90er Jahren in einem Veranstaltungsprogramm aufgetaucht", erläutert Janine, die in der Öffentlichkeitsgruppe aktiv ist. KNUP steht also in Verbindung mit vergangenen Zeiten. Grundstrukturen wie die Hausversammlung, verschiedene Arbeits- und Projektgruppen bleiben grundsätzlich erhalten. KNUP ist weiterhin anerkannter Träger der offenen Jugendarbeit. Ganz aktuell ist die in monatelanger Arbeit neu gestaltete Homepage freigeschaltet worden.

Renovierungen zu Corona-Zeiten
Im Inneren des Gebäudes wird überwiegend in Eigenarbeit umfangreich renoviert. Eingangsbereich, Küche und Büro sind bereits fertiggestellt. Die Veranstaltungshalle ist derzeit noch Baustelle. Die Bühne wird in Zukunft von einer Traverse umrahmt sein, an der die neue LED-Beleuchtung installiert wird. Auch das Herzstück des Hauses, die „Cnaipe", soll in naher Zukunft renoviert werden, im kommenden Jahr dann die Gruppen- und Backstage-Räume. Gearbeitet wird außerdem an der Einfahrt mit ihren alten Obstbäumen und an einem Gemeinschaftsgarten.

Offen für alle Interessierten
In der Corona-Zeit konnten keine Veranstaltungen wie etwa Konzerte, Filmabende oder Vorträge stattfinden. In den vergangenen Jahren waren sie oft Anlass für Besucherinnen und Besucher, das JZO kennenzulernen oder sich aktiv im Verein zu engagieren. Einige Veranstaltungen werden derzeit – unter Vorbehalt – geplant. Schon jetzt sind alle Interessierten eingeladen, einfach mal im KNUP vorbeizuschauen und sich einzubringen. Bei bestimmten Projekten beispielsweise oder in den Arbeitsgruppen. Zur finanziellen Unterstützung besteht neben der normalen Vereinsmitgliedschaft die neue Möglichkeit einer Fördermitgliedschaft.
Die Geschichte
Mitte der 1970er Jahre: Die Oerlinghauser Jugend sucht einen Ort, an dem sie sich treffen, diskutieren und feiern kann. Am 3. Februar 1977 entsteht nach all den vorangegangenen Diskussionen der Verein Jugendzentrum Oerlinghausen. Gründungsort ist das Hotel Gräber an der Robert-Koch-Straße. 20 Jugendliche nehmen teil. Schnell wächst der Verein auf 60 Mitglieder. Erster Treffpunkt ist ein Raum unter der Sporthalle der Heinz-Sielmann-Schule. Das ehemalige Loewe-Druck-Gebäude an der Hermannstraße 6 (heute 12) bietet schließlich mehr Platz für Möglichkeiten der Selbstverwaltung. Schon damals werden die Räume in Eigeninitiative renoviert. 1979 folgt die Anerkennung als freier Träger der offenen Jugendarbeit. Filme, Partys, Konzerte, Podiumsdiskussionen, Kneipe, Kochen und Tage der Offenen Tür werden organisiert.
„Parallel dazu", so heißt es auf der Homepage, „fachten CDU und SPD immer wieder politische Diskussionen an, die die Räume in Frage stellen sollte." Ein Neubau kommt aufgrund der zu hohen Kosten und des öffentlichen Drucks nicht zustande. Stattdessen wird wieder in Eigeninitiative renoviert, umgebaut und umstrukturiert. Die Aktivitäten werden ausgeweitet. Doch die Substanz des Hauses ist marode. „Die Stadt wollte die Sanierungskosten nicht übernehmen, sie sah sich nicht in der Verantwortung", schreiben die Aktiven JZOler. Die Schließung droht. 200 Jugendliche gehen daraufhin auf die Straße und demonstrieren. 1985 wird das JZO vorübergehend geschlossen.
Die politischen Diskussionen über Standort, Neubau oder Sanierung reißen nicht ab. 1986 wird ein Sozialarbeiter eingestellt. Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband engagiert sich für den Jugendzentrumsverein. Nach der Kommunalwahl gilt der Standort als gesichert. Lange ist dann ein Umzug an die Hermannstraße 12 im Gespräch. Doch kurz vor der Fertigstellung dieser Räume fällt der Rat der Stadt 1994 die Entscheidung, der Arbeiterwohlfahrt die Räume zur Verfügung zu stellen. Dem JZO wurden baufällige Blechcontainer (Pavillons) unterhalb des Rathauses zur Verfügung gestellt. Die Suche nach einem geeigneten Objekt beginnt und führt an der Detmolder Straße 102 zum Erfolg. Die ausführliche Geschichte des JZO, das jetzt zum KNUP geworden ist, ist auf der Homepage nachzulesen unter www.knup.org