Oerlinghauser John Gibson macht sich für die Natur stark

Oerlinghausen. Viele gespendete Obstbäume auf der Streuobstwiese vor dem Seniorenzentrum &bdquo;Müllerburg" der AWO tragen mittlerweile die ersten Früchte. John Gibson hatte die Idee zu dieser Aktion, mit der er sich bei Pflegekräften, Rettungsdienst und Einzelhandelspersonal für ihren besonderen Einsatz während der Corona-Pandemie bedanken möchte. Jahre zuvor hatte er den &bdquo;Freundeskreis für Demenzkranke, Angehörige und Pflegende" gegründet. Und jetzt kümmert er sich um ein weiteres Thema – eines mit großer Strahlkraft.

Alle 14 Tage bekommt John Gibson, Ehrenvorsitzender der Deutsch-Britischen Gesellschaft Gütersloh, das &bdquo;Time-Magazin" zugeschickt. &bdquo;Damit hat alles begonnen", sagt der Brite, denn das Foto einer Riesenknolle weckte seine Aufmerksamkeit. Im Artikel las er von einem Mini-Tintenfisch, der seinen Nachwuchs in mehr als 4000 Meter Tiefe auf Manganknollen am Boden des Pazifischen Ozeans ausbrütet.

Genau das aber könnte den nahezu durchsichtigen Oktopussen zum Verhängnis werden, denn die Inhaltsstoffe dieser Knollen werden für die Industrie immer beliebter. Verwendet werden sie unter anderem für Autobatterien, Computer und Smartphones. Ohne die Manganknollen hätten die gerade einmal zehn Zentimeter großen Tintenfische keinen Laichplatz mehr, davor, so hat John Gibson es gelesen, warnen Wissenschaftler.

Ein Team des Alfred-Wegener-Instituts im Bremerhaven hatte die Kraken bei Tauchexpeditionen beobachtet. Sie erkannten, dass die Tiere ihre Eier an Stängel abgestorbener Schwämme heften, die an Manganknollen wachsen. Dort brüten sie sie jahrelang aus. Auch ein amerikanischer Tauchroboter spürte die Tiefseekraken auf, filmte sie und veröffentlichte den Clip. &bdquo;Casper", wie sie die Krake in Anlehnung an das bekannte Trickfilmgespenst tauften, wurde für kurze Zeit zu einem kleinen Social-Media-Star. Doch die Sache geriet schnell wieder in Vergessenheit, und immer mehr Manganknollen wurden aus dem Meer geholt.

Brief von 400 Wissenschaftlern

&bdquo;Die Sache hat mir keine Ruhe gelassen", erzählt der 85-Jährige. Er recherchierte, fand zunächst aber wenig und wunderte sich, warum das so ist und warum nicht mehr Menschen dagegen protestieren. Gibson fand heraus, dass Firmen wie &bdquo;Deep Green Metals" und andere Verträge abgeschlossen und sich bestimmte Gebiete gesichert haben, um die Knollen bergen zu können. &bdquo;400 Wissenschaftler haben einen Brief ausgesetzt", erzählt Gibson. Darin hätten sie gefordert, zunächst die ökologischen Folgen gründlich zu erforschen, ehe die Manganknollen zu industriellen Zwecken abgebaut werden.

Gibson ist sicher, wenn immer mehr der Knollen vom Meeresboden geholt werden, &bdquo;macht man nicht nur Casper kaputt". Bis zum Jahr 2040, so wird es prognostiziert, &bdquo;werden sie den Großteil der Knollen rausgeholt haben".

Die Sache wird aus seiner Sicht verharmlost. Kaum etwas sei darüber zu hören oder zu lesen. &bdquo;Ich habe schon überlegt, ob ich einen Brief an den britischen Premierminister schreibe", sagt Gibson, &bdquo;denn die Briten haben auch ein Stück reserviert." Ein weiterer Brief soll an EU-Klima-Kommissar Frans Timmermanns gehen.

Oerlinghausen sei seine zweite Heimat, sagt der Träger des Bundesverdienstkreuzes, &bdquo;und der Pazifik ist weit weg". Das hält ihn jedoch nicht davon ab, auf diesen seiner Einschätzung nach Raubbau an der Natur aufmerksam zu machen. Ein Plakat hat er gestaltet, auf dem steht &bdquo;Save Our Planet & Save Casper". Keine Probleme hätte er damit, auf den Markt zu gehen oder woanders seinen Protest öffentlich zu machen &bdquo;und hoffentlich viele Unterstützer zu finden". Gibson überlegt auch, ob er Shirts drucken lassen soll, um so Aufmerksamkeit zu schaffen.

Die Krakenart existiere seit Tausenden von Jahren. &bdquo;Warum soll man das alles für ein paar Autos opfern", fragt er und weist auf weitere Folgen hin: &bdquo;Wenn der Ozean kippt, kippt auch der CO 2 -Gehalt." Gibson denkt dabei an seine Kinder, Enkel und Urenkel und zitiert einen kroatischen Autobauer. Der hatte gesagt: &bdquo;Wer etwas für die Umwelt tun will, der muss kein Elektroauto fahren, sondern weniger Fleisch essen."

In Sachen Obstbäume hat John Gibson übrigens einen Brief mit positivem Inhalt von der Britischen Botschaft bekommen. Prinz Charles will ihn in dieser Aktivität unterstützen.

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