Oerlinghausen. Im Archäologischen Freilichtmuseum wird trotz Winterpause emsig gearbeitet. Die Fläche, auf der der authentische Nachbau eines 32 Meter langen und 8 Meter breiten germanischen Langhauses entstehen soll, ist mit Pflöcken abgesteckt. Karl Banghard ist als Leiter seit 20 Jahren verantwortlich für die Entwicklung des Museums am Barkhauser Berg – und kann sich an schwierige Zeiten erinnern. „In meinen ersten 15 Jahren hier gab es eine Stagnation“, berichtet Banghard von einer Zeit, in der wenig passierte. „Wir haben auf der Stelle gestanden, weil die Mittel eingefroren waren.“ Entsprechend wenig konnte bewegt werden. „Das war auch für mich eine erfolglose Zeit.“ Parallel seien andere Freilichtmuseen „wie Pilze aus dem Boden geschossen, wir waren zwischen Schwarzwald und Nordsee nicht mehr die einzigen, es hat sich kommerzialisiert“. Authentische Darstellung In Oerlinghausen aber stand und steht immer der Anspruch einer historisch-authentischen Darstellung im Vordergrund. Sein Vorgänger Martin Schmidt habe hier bereits Pionierarbeit geleistet, lobt Banghard. „Wir gehörten zu den ersten Museen mit Reenactment.“ Heißt: Darsteller stellten beispielsweise bei den Wikingertagen Schlachten mit Bezug zu den tatsächlichen Ereignissen in der Vergangenheit nach. „Ein wesentlicher Punkt“, sagt Karl Banghard, „war, dass wir unsere Vereinsstruktur geändert haben.“ Hans Brinkmann als Vorsitzender des Trägervereins, dann Moritz Ilemann und Geschäftsführer Klaus Stein hätten ihre Beziehungen und ihr Know-how eingebracht. Dadurch hätten Dinge verwirklicht werden können, die vorher nicht möglich waren. Nach und nach sei das Museum ausgebaut worden. Museum mit Patina Sicherlich verdiene das Archäologische Freilichtmuseum weniger als staatliche Museen, „aber dafür“, betont Banghard, „leben wir nicht im goldenen Käfig, sondern verfügen über eine gewisse Freiheit, wenn es um Entscheidungen geht“. Auch unangenehme Dinge könnten viel eher angesprochen werden. So wurde im Dezember die Broschüre „Germanen und der rechte Rand – Nazis im Wolfspelz“ herausgebracht. Das Heft zeigt, wie in der Jugendkultur völkische Gedanken weitergesponnen und lebendig gemacht werden. „In den vergangenen fünf Jahren hat das Museum einen deutlichen Aufschwung erfahren“, sagt Karl Banghard. Wünsche durften geäußert, mit dem Konzept durfte offensiv umgegangen werden. Etwas, das bis dahin unmöglich war. „Auch vorher gab es ein Konzept für die Zukunft“, sagt der Museumsleiter, „aber da ging es nur darum, den Status quo zu halten.“ Inzwischen ist neben Ausstellungen, Projekten und dem Nachbau mehrerer kleiner Häuser einiges passiert: „Wir versuchen, die Anlage so zu erhalten, dass sie eine Patina hat, die viele so schätzen.“ Museumsmitarbeiter Christian Schürmann habe ein Händchen dafür, auch mit kleinen Dingen wie etwa Hecken oder der Bemoosung auf Bäumen Atmosphäre und „einen schönen gewachsenen Eindruck“ zu schaffen. Corona-Talsohle ist durchschritten „Die Besucherzahlen waren immer gut“, hebt Karl Banghard die gleichbleibend positive Resonanz hervor. „Nur im Jahr 2013 sind viele Events verregnet.“ Die Mischung aus bewährten und neuen Aktionen komme an, die lange Museumsnacht ist seit 2018 etabliert. Einen Einbruch gab es durch die Corona-Pandemie. Verzeichnete das Museum vor der Pandemie 24.000 Besucher pro Jahr, waren es 2020 10.000, 2021 kamen 15.000, und 2022 besuchten 20.000 Gäste das Museum.Seit dem Jahr 2004/05 wachsen das Museum und das Naturschutzgroßprojekt zusammen. „In extrem guter Kooperation ist das über die Jahre hinweg gewachsen“, sagt der Museumsleiter. Ein Miteinander soll es auch bei der gerade entstehenden Klimaerlebniswelt in unmittelbarer Nähe geben. Banghard verweist auf Synergieeffekte. Für das Langhaus werden 195 große Eichenstämme verbaut. Die liegen noch in Blomberg, wo sie von Hand entrindet werden. Im Ausschuss für Schule und Kultur rief er jüngst dazu auf, sich ehrenamtlich beim Bau des Langhauses zu engagieren.