Digitaler Ausflug in die Geschichte: Wie die Nazis die Germanen instrumentalisierten

Oerlinghausen. Die pädagogische Arbeit ist eine wichtige Aufgabe des Archäologischen Freilichtmuseums Oerlinghausen. Programme wie &bdquo;Abenteuer Steinzeit“ finden auf dem Gelände am Barkhauser Berg statt. Darüber hinaus fahren Museumspädagogen auch zu den Schulen, um den Unterricht zu ergänzen. Jetzt gibt es ein neues Format, die &bdquo;Digitale Geschichtswerkstatt: Museum in der NS-Propaganda“. Online wird über rechte Geschichtsbilder früher und heute aufgeklärt.

&bdquo;Seit der Corona-Pandemie werden digitale Formate immer stärker nachgefragt, sie können auch überall genutzt werden“, stellte Marcus Coesfeld fest. Als Projektleiter hat der Historiker zehn Monate lang das Programm inhaltlich und didaktisch aufbereitet &bdquo;Es gibt eine besondere Verantwortung, die eigene Geschichte und den Missbrauch im Nationalsozialismus darzustellen“, sagte er. Damit werde auch die Arbeit von Karl Banghard fortgeführt. Der Museumsleiter erforscht schon seit Jahren die Gründungsgeschichte und beschäftigt sich zugleich mit den Geschichtsbildern der heutigen Neonazi-Szene.

Nazis verfälschen die Geschichte Als &bdquo;Germanengehöft“ wurde das Museum im Jahr 1936 gegründet. Es hatte hauptsächlich die Funktion, dem Germanenbild der nationalsozialistischen Ideologie eine angeblich wissenschaftliche Basis zu schaffen. Die Gebäude dienten auch als Kulisse für das völkische Schauspiel &bdquo;Oerl Bark, der Sachsenführer“. Das Heldenepos war genauso unhistorisch wie die Phantasiekostüme und neu errichteten, reetgedeckten Häuser. &bdquo;Die Geschichte wurde vollkommen verfälscht“, sagte Coesfeld. So wurde den Frauen die Rolle der Hausfrau zugewiesen, die Männer wurden als Krieger dargestellt, als ob die Germanen immer nur Krieg geführt hätten.“ Darin sei zugleich eine überzeitliche Botschaft enthalten: &bdquo;Alles, was früher war, ist auch weiterhin gültig.“

Die &bdquo;Digitale Geschichtswerkstatt“ hat die NRW-Stiftung gefördert. Sie befürwortete einen Antrag des Museums und bewilligte 2021 eine Fördersumme für Personal- und Sachkosten zur Entwicklung des neuen Vermittlungsformats. Entstanden ist ein umfangreiches, multimediales Paket. Im Mittelpunkt steht die interaktive Live-Videokonferenz.

Angebot für Schulklassen Sie dauert eineinhalb Stunden und wird von erfahrenen Museumspädagogen geleitet. &bdquo;Eine gründliche Vorbereitung und anschließende Vertiefung ist ebenfalls erforderlich“, sagte Marcus Coesfeld. Dazu hat er Dokumente aus dem Museumsarchiv zusammengetragen und mit professioneller Unterstützung acht Filme erstellt. In Interviews kommen neben anderen Regine Krull, die Leiterin des Widukind-Museums in Enger, der Historiker Roland Linde und der Oerlinghauser Direktor Karl Banghard zu Wort. In seiner Schrift &bdquo;Nazis im Wolfspelz“ hat er aufgezeigt, wie das Freilichtmuseum auch heute noch für rechtsextreme Propaganda herhalten muss.

Die Arbeitsmaterialien richten sich vor allem an Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 bis 13 und eignen sich für die Fächer Geschichte, Politik und Gesellschaftslehrer. &bdquo;Das Konzept ist an die Kernlehrpläne der Schulen in allen Bundesländern angepasst“, betonte Coesfeld. &bdquo;Es war mir wichtig, dass für die Umsetzung möglichst wenig Aufwand erforderlich ist.“ Für die gesamte &bdquo;Digitale Geschichtswerkstatt“ wird ein Kostenbeitrag von 150 Euro erhoben. Buchbar ist das Programm über die Homepage des Museums (www.afm-oerlinghausen.de).

&bdquo;Mit der digitalen Geschichtswerkstatt“, so begründete der Präsident der NRW-Stiftung, Eckhard Uhlenberg, die Förderung, &bdquo;entwickelt das Freilichtmuseum Oerlinghausen ein zeitgemäßes Format der Geschichtsvermittlung und politischen Bildung von Jugendlichen“.

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