„Noch nie erlebt“: Schausteller aus Oerlinghausen ärgert sich

Oerlinghausen/Bönen. Andreas Dorenkamp ist mit Leib und Seele Schausteller. Seit Jahrzehnten zieht er mit seinem Autoscooter durch die Lande, auch auf die Kirmes nach Bönen. &bdquo;Da fahre ich schon seit mehr als 30 Jahren hin“, sagt er. Doch jetzt ist er zutiefst verärgert. In seinem Berufsleben hat er schon viel erlebt – Schönes, aber auch Nerviges. Doch noch nie so etwas wie dieses Jahr bei der Herbstkirmes in Bönen, einer kleinen Stadt in der Nähe von Unna.

Nach der Eröffnung sei eine Gruppe von 15 bis 20 sieben-, achtjährigen Kindern auf den Platz gekommen und habe sich in die Autoscooter gesetzt – ohne einen gültigen Fahrchip zu haben. Zwei aus der Gruppe seien besonders schlimm gewesen, sagt der Schausteller. Dorenkamp und sein Mitarbeiter versuchten, die Kinder zur Ordnung zu rufen. &bdquo;Raus aus dem Wagen“, hätten sie den Kindern immer wieder zugerufen – ohne Erfolg. Als sein Mitarbeiter auf die Kinder zuging, riefen die ihm zu: &bdquo;Wenn du uns anfasst, rufen wir die Polizei“, berichtet Dorenkamp. Tatsächlich hat dann Andreas Dorenkamp gegen Abend die Polizei gerufen. Als die Polizisten auf dem Kirmesplatz eintrafen, waren die Kinder allerdings verschwunden. Ein Sprecher der Kreispolizeibehörde Unna bestätigte, dass es eine Anzeige wegen Sachenbeschädigung gegeben habe.

Polizei kennt die Kindergruppe bereits

Andreas Dorenkamp gibt im Gespräch an, dass er die Kinder den Polizeibeamten beschrieben habe und die ihm daraufhin bestätigt hätten, dass sie die Kinder kennen würden, aber nichts machen könnten. Dorenkamp war nicht der einzige Schausteller, der belästigt wurde. Er berichtet von einem Kollegen, der ein Kinderkarussell betreibt. Das sei regelrecht gekapert worden, wie Dorenkamp sich ausdrückt. Die Kinder seien immer wieder auf das Karussell geklettert, sagt er. Sein Kollege habe Sorge gehabt, dass eines der Kinder herunterfallen könne und er dann haftbar gemacht würde. Die Konsequenz des Schaustellers: Er reiste am zweiten Abend der Herbstkirmes ab.

Und bereits im vergangenen Jahr, so berichtet Dorenkamp, habe eine Schaustellerin ihr Bungee-Trampolin-Geschäft vor dem Ende der Kirmes abgebaut, weil sie sich nicht mehr gegen die Kinder durchsetzen konnte. &bdquo;Da verzichte ich lieber auf das Geld, statt mir meine Nerven kaputtzumachen“, habe sie ihm gesagt.

Bönen sei bekannt dafür, dass es dort Ärger gebe. Es werde immer schwieriger dort für die Herbstkirmes Schausteller zu finden. Er selbst ist geblieben. Und er freut sich über die Unterstützung aus der Bevölkerung. Am Sonntag, dem letzten Tag der Herbstkirmes, seien auch Besucher auf der Kirmes gewesen, die sonst nicht zu den Besuchern zählen. &bdquo;Geben Sie nicht auf“, habe ihm eine Besucherin gesagt. Und sein Sohn habe von dieser Frau ein Lebkuchenherz geschenkt bekommen – als Zeichen der Anerkennung.

Stadtverwaltung Bönen sagt Unterstützung zu

Wie in einem Artikel im Westfälischen Anzeiger berichtet wird, hofft Andreas Dorenkamp auf Unterstützung von der Stadtverwaltung Bönen. Die solle er bekommen, wird Fachbereichsleiter Jörg-Andreas Otte in dem Bericht zitiert. &bdquo;Es wird eine interne Besprechung zu einem möglichen weiteren Vorgehen erfolgen, und wir werden mit Herrn Dorenkamp Kontakt aufnehmen, um Handlungsoptionen zu besprechen.“

Von Kirmesbesuchern weiß Dorenkamp, wo die Kinder leben. In der Wohnanlage in der Nähe des Kirmesplatzes leben Roma-Familien. Wegen zahlreicher Beschwerden sei von Seiten der Verwaltung ein Runder Tisch gegründet worden, zu dem auch Vertreter des Kultur- und Sportvereins der Roma, Carmen, eingeladen worden wären. Einer dessen Vertreter, Peter Rummel, sagt in einem Telefonat mit der Zeitung, dass der Verein erfolgreich versuche, die Familien zu integrieren.

Auf die Kindergruppe auf der Kirmes angesprochen, sagt Rummel: &bdquo;Die Kinder machen keinen Stress und klauen nicht.“ Wenn Dorenkamp diese Unterstellungen noch einmal wiederholen würde, bekäme er eine Anzeige. Andreas Dorenkamp sieht dem gelassen entgegen. Es sei eine Unverschämtheit, was Peter Rummel sagt. Auf die Frage, warum Andreas Dorenkamp, so etwas sagen würde, kommt von Peter Rummel nur eine ausweichende Antwort. Er hätte doch die Polizei holen können. Das habe er getan, doch die Polizisten hätten keine Kinder mehr auf dem Kirmesplatz angetroffen.

Die Kinder seien auf dem Kirmesplatz gewesen, weil sie neugierig gewesen seien, denn es gebe dort in der Nähe wenig Interessantes für Kinder. Sie würden aber nicht stehlen und sie verhielten sich respektvoll gegenüber Erwachsenen. Dem widerspricht Dorenkamp.

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