Nach dem Tsunami: Wie die Oerlinghauser Kindern in Thailand helfen

Oerlinghausen . Die Tsunami-Katastrophe am 26. Dezember 2004 hat 230.000 Menschen das Leben gekostet, Einheimische wie Urlauber. Auch Linda Lessmeier und ihre Eltern hätten dabei sein können. Die heute 38-Jährige hat anlässlich eines Schüleraustausches von 2003 bis 2004 ein Jahr lang in Thailand gelebt. Sechs Monate vor dem verheerenden Unglück hat ihre Familie sie besucht und in einem einfachen, aus Holz gebauten Gasthaus in Khao Lak direkt am Meer gewohnt. &bdquo;Ein halbes Jahr später war das alles weg, wir konnten es nicht fassen“, erinnert sich Doris Voß. Sie weiß: &bdquo;Es hätte uns auch treffen können.“

Sofort sei das Gefühl da gewesen, den Menschen dort helfen zu müssen. Diese Hilfe dauert mittlerweile seit zwei Jahrzehnten an. Das langjährige Bestehen soll am Samstag, 15. März, ab 18 Uhr im Gemeindehaus der Alexanderkirche gefeiert werden.

&bdquo;Willi“ Kothny sammelt 450.000 Euro an Spenden Im Vorfeld der Gründung des &bdquo;Fördervereins Schule für Bang Bangsak“, wie sich die Kinderhilfe Thailand zunächst nannte, im November 2005 hatte Doris Voß, die nach wie vor Vorsitzende ist, recherchiert. Sie stieß auf den thailändisch-deutschen Säbelfechter und Bronzemedaillengewinner Wiradech &bdquo;Willi“ Kothny. Der hatte die Aktion &bdquo;Willi hilft“ gestartet und seinerzeit 450.000 Euro an Spenden für den Wiederaufbau des Dorfes Bang Bangsak gesammelt. Linda Lessmeier war nach dem Bau der Schule vor Ort und traf den dortigen Lehrer.

Der Bergstädter Förderverein fasste den Entschluss, sich ebenfalls dort zu engagieren. Mit neun Mitgliedern wurde gestartet, aktuell sind es 32. In den Sommerferien half Linda Lessmeier über eine ortsansässige Organisation nach dem Tsunami in einem Nebendorf und traf Willi Kothny dort zum ersten Mal. Neben dem persönlichen Kontakt wurden die Wünsche der Menschen ausgetauscht. Vor allem sollten die Kinder bessere Chancen durch den Aufbau einer Schule bekommen.

&bdquo;Für Lehrer und Materialien aber fehlte das Geld“, erinnert sich die Gymnasial-Pädagogin. &bdquo;Deshalb sind wir eingesprungen.“ Ziel des Vereins war es, die langfristige pädagogische und praktische Arbeit der Schule finanziell zu unterstützen. 2006 sind die ersten Gelder dorthin geschickt worden.

Drei Monate vor Ort Die Schule lief ein paar Jahre lang. Dann aber konnte kein Lehrer mehr gefunden werden. Über den Oerlinghauser Goldschmied Thomas Hess sei schließlich im Jahr 2010 der Kontakt zu Ralf Oberg von der Raintree Foundation, der bei der Feier im Gemeindehaus dabei sein wird, geknüpft worden, berichtet Linda Lessmeier vom Vereinsentschluss, künftig Projekte dieser Organisation zu unterstützen. Im selben Jahr wurde der Vereinsname in &bdquo;Chuay Leua Dek – Kinderhilfe Thailand“ geändert.

Linda Lessmeier war im Jahr 2012 für drei Monate in Thailand, unterrichtete dort in der Dorfschule in Mae Na Chorn. Bereits sechs Jahre zuvor führte die Kinderhilfe Thailand den ersten Weihnachtsbaumverkauf als wesentliche Einnahmequelle für den guten Zweck durch. Mehr als 18.000 Euro sind darüber bislang zusammengekommen und gespendet worden.

Insgesamt liegt die Spendensumme der Kinderhilfe für beide unterstützte Projekte bei mehr als 55.000 Euro, denn immer wieder hat es private Zuwendungen gegeben, etwa nach Beerdigungen oder Geburtstagen.

&bdquo;Die höchste Jahresspende lag bei 4700 Euro“, berichtet Linda Lessmeier. Von den Geld seien unter anderem ein Auto, Doppelstockbetten und Wasserfilter angeschafft worden. Renovierungen, Hygieneschulungen, die Trinkwasserversorgung, der Kauf von Schulutensilien und -uniformen und einiges mehr konnte in den vergangenen zwei Jahrzehnten ermöglicht werden.

&bdquo;Mittlerweile unterstützen wir vier Kinderheime regelmäßig“, erzählt die Initiatorin. Von der Raintree Foundation gibt es dazu regelmäßig Berichte und Fotos. Beim Informationsabend anlässlich des 20-jährigen Bestehens wird Ralf Oberg erzählen, was vor Ort passiert. Auch Anne Brouer, Vorsitzende von Thaicare, die 2024 vor Ort war, wird ihre Erlebnisse schildern. Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung vom Syncope-Quartett. Zudem wird es einen Imbiss und Getränke geben. Willkommen sind nicht nur Mitglieder, sondern alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.

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